Von der inneren Uhr bis zum „postfaktischen“Zeitalter
Bei der diesjährigen Nobelpreisträgertagung treffen 600 Nachwuchswissenschaftler auf die Rekordzahl von 43 Nobelpreisträgern
LINDAU (lz) - Das Auswahlverfahren für die Teilnahme an der diesjährigen Lindauer Nobelpreisträgertagung ist abgeschlossen. Insgesamt 600 Studenten, Doktoranden und Post-Docs unter 35 Jahren kommen vom 24. bis 29. Juni an den Bodensee, teilt das Kuratorium für die Tagungen der Nobelpreisträger in Lindau in einem Schreiben mit.
Die diesjährige Tagung ist der Physiologie und Medizin gewidmet und kann gleich zwei Rekorde verbuchen: 43 Nobelpreisträger – so viele wie noch nie zuvor an einer Medizintagung – nehmen teil, und noch nie war das Teilnehmerfeld mit 84 Herkunftsländern so vielfältig.
„Im Sommer begrüßen wir wieder die nächste Generation der Spitzenforscher. Ich finde es bemerkenswert, dass wir mehr als 80 Nationen in Lindau vereinen und damit erneut nicht nur einen intensiven Austausch zwischen Generationen, sondern auch über Nationengrenzen hinweg erleben dürfen“, sagt Bettina Gräfin Bernadotte, Präsidentin des Kuratoriums. „Besonders schön ist es, dass wir 50 Prozent Frauen unter den Nachwuchswissenschaftlern haben.“
Mehr als 130 akademische Partner weltweit – Akademien, Universitäten und Stiftungen – hatten die Kandidaten nach einem internen Bewerbungsverfahren zur Teilnahme nominiert. „Ich habe selten eine so diverse und hochklassige Gruppe bewerten dürfen, bei der mir die Auswahl derart schwer fiel“, sagt Stefan H. Kaufmann, Professor für Mikrobiologie und Immunologie an der Berliner Charité und Direktor am MaxPlanck-Institut für Infektionsbiologie. Kaufmann ist Mitglied des Kuratoriums und einer der zwei Wissenschaftlichen Leiter der Tagung. Neben dem Auswahlverfahren ist er auch für die Gestaltung des Tagungsprogramms mitverantwortlich.
Frischgebackene Nobelpreisträger sind in Lindau zu Gast
Nach zwei Jahren im Provisorium des Lindauer Stadttheaters können die Tagungen wieder in die Inselhalle als Veranstaltungsort zurückkehren. Mit dem Umbau der Halle sind zahlreiche neue Räumlichkeiten entstanden, die auch parallele Veranstaltungen und intimere Formate an einem Ort ermöglichen, heißt es in dem Schreiben weiter. So wird es im sechstägigen Programm erstmals „Agora Talks“geben, in denen Laureaten den Zuhörern Frage und Antwort stehen. In „Poster Flashes“und „Master Classes“präsentieren die Nachwuchswissenschaftler ihre Forschung vor den Nobelpreisträgern.
Drei frischgebackene Nobelpreisträger kommen 2018 nach Lindau: die beiden Biologen Michael Rosbash und Michael Young, die für ihre Forschung zur inneren Uhr ausgezeichnet wurden, haben ihre Teilnahme ebenso zugesagt wie der deutschamerikanische Chemiker Joachim Frank. Neben der inneren Uhr gehören zu den Kernthemen der 68. Lindauer Tagung auch die Rolle der Wissenschaft in einem „postfaktischen“Zeitalter, die Gentherapie und die wissenschaftliche Publikationspraxis.