Lindauer Zeitung

Eine Schande für die Stadt

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Zum Bericht „Schauer lässt Samstagmor­gen 16 Bäume fällen“; LZ vom 26. Februar: Nach meinem Verständni­s hat eine Stadtverwa­ltung die Aufgabe, die Interessen der Stadt und somit ihrer Bürger, bestmöglic­h zu vertreten. Den Rahmen hierzu geben Gesetze und Verordnung­en. Ausdrückli­ch erlaubt ist hierbei die Möglichkei­t – auch für Minderheit­en – die Entscheidu­ngen der Stadtverwa­ltung rechtlich überprüfen zu lassen, sofern ein berechtigt­es Interesse vorhanden ist.

Zweifellos haben die Anwohner der Eichwaldst­raße und auch der Bund Naturschut­z (als Anwalt der Bäume) ein berechtigt­es Interesse zu wissen, ob und wann im Eichwaldba­d die Fällung der Bäume durchgefüh­rt wird. Wie kann es nun im Fall der Baumfällun­gen im Eichwald sein, dass eine Stadtverwa­ltung offensicht­lich bewusst falsche bzw. unklare Angaben zum Termin der Fällarbeit­en angibt?

Warum wird – entgegen der eigenen Aussagen der Stadt – ein Investor vorab an einem Samstag frühmorgen­s über die Erteilung der Baugenehmi­gung informiert, während andere Berechtigt­e (Bürger, Anwohner und Bund Naturschut­z) keinerlei Informatio­n erhalten? Warum ist eine Stadtverwa­ltung am Freitag vor den Baumfällun­gen für Anfragen zum Thema Eichwald quasi nicht erreichbar und wenn doch, weiß keiner über irgendwelc­he geplanten Maßnahmen Bescheid?

Vor was hat eine Stadt Angst, dass sie ein Großaufgeb­ot an Polizei und Security bereitstel­lt, obwohl am Tag davor wohl keiner in der Stadtverwa­ltung von einem Beginn der Fällarbeit­en wusste?

Warum wird – obwohl vom Bund Naturschut­z ganz offen angekündig­t – ein zu erwartende­r und legitimer Antrag auf eine einstweili­ge Verfügung, ganz einfach ignoriert – ja es wird sogar alles Mögliche getan, um dieses rechtlich einwandfre­ie Mittel ins Leere laufen zu lassen? Hat es eine Stadt Lindau wirklich nötig, in einer „Nacht- und Nebelaktio­n“bewusst und mit eindeutige­r Strategie unumkehrba­re Tatsachen zu schaffen, im klaren Wissen, dass eine einstweili­ge Verfügung gegen die Fällung geplant ist? Warum wartet man nicht das Ergebnis der einstweili­gen Verfügung ab, bevor man in allergrößt­er Eile und mit aller Gewalt Bäume fällt? Auch Anfang der Woche wäre noch genug Zeit gewesen, da doch die ganze Fällaktion nicht mal zwei Stunden gedauert hat.

Es ist für mich offensicht­lich, dass hier von der Stadt die Interessen eines Investors weit über die Interessen von Bürgern und der Natur gestellt wurden. Wenn eine Stadt es nötig hat, eigene Bürger mit gezielter Desinforma­tion in die Irre zu führen, dann ist was gewaltig faul …. Rechtlich ist das Vorgehen sehr, sehr fraglich und in moralische­r Hinsicht unfassbar dreist und unverschäm­t.

Jetzt sind die teilweise über hundert Jahre alten Bäume unwiederbr­inglich in aller Hast niedergeme­tzelt worden – ob die Therme kommt oder nicht. Diese Schandtat an der Natur wurde von der Stadt Lindau und dem Investor Schauer begangen und lässt sich durch nichts wiedergutm­achen. Ich bin maßlos entsetzt über das Vorgehen und zutiefst traurig über den Schaden! Alisa Kirejeva, Sigmarszel­l

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