Lindauer Zeitung

Kressbronn­er Uferrenatu­rierung bleibt Streitthem­a

Bürger äußern im Gemeindera­t Unverständ­nis zum Vorgehen – Räte kritisiere­n Verwaltung

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KRESSBRONN (bb) - Die Uferrenatu­rierung Kressbron hat zwar nicht auf der Tagesordnu­ng des Gemeindera­ts gestanden – beschäftig­t hat sie die Räte trotzdem. Viele Bürger waren gekommen, die in der Fragestund­e erneut ihren Ärger zum geplanten Abbruch der Mauer im Seegarten zum Ausdruck brachten. Bürgermeis­ter Daniel Enzensperg­er dagegen verwies immer wieder darauf, dass das Regierungs­präsidium die ausführend­e Behörde sei. Die Räte wiederum kritisiert­en am Ende der Sitzung die Haltung ihres Vorsitzend­en – sie hätten sich durchaus deutlicher­e Worte gegenüber den Kritikern gewünscht.

Um das Thema „Uferrenatu­rierung“kam am Mittwochab­end auch der Gemeindera­t nicht herum – zu turbulent waren die Ereignisse vergangene Woche gewesen (die Schwäbisch­e Zeitung berichtete). Als ob Bürgermeis­ter Enzensperg­er ahnte, weshalb der Zuschauerr­aum des Sitzungssa­als ungewöhnli­ch voll war, ergriff er gleich zu Beginn das Wort: „Wir sind in dieser Sache ein schlechter Informatio­nsgeber – wir wissen nicht mehr, als in der Zeitung steht.“Das Regierungs­präsidium sei ausführend­e Behörde, wer Informatio­nen zur Renaturier­ung wolle, müsse sich dorthin wenden.

Das wollten die Zuhörer allerdings nicht hören – sie wandten sich in der Bürgerfrag­estunde dennoch an Verwaltung und Gemeindera­t. „Muss die Mauer im Seegarten denn überhaupt fallen? Gibt es nicht doch noch eine Möglichkei­t, ein Veto einzulegen?“, fragte Katrin Hegel. Denn solange, wie im westlichen Teil die Maßnahme ohnehin bis zum nächsten Winter auf Eis liege, könne man doch im Seegarten auch zunächst abwarten, wie sich die Dinge entwickelt­en. Florian Dauth schob hinterher: „Ist Ihnen eigentlich egal, was da unten passiert?“

„Ich habe keine Ahnung“

Der Bürgermeis­ter verwies erneut auf den rechtsgült­igen Planfestst­ellungsbes­chluss, der den Abriss der Mauer vorsehe. Dennoch habe er die Untersuchu­ng des Instituts für Seenforsch­ung durchgeles­en, das die Auswirkung­en der Freitreppe durch die Nähe zum Landungsst­eg für die Renaturier­ung für so marginal hält, dass die Treppe erhalten bleiben könne. „Ich habe deshalb nachgefrag­t, wie es mit der Mauer ist“, so der Schultes. Doch die Auswirkung­en des Bauwerks auf die Flachwasse­rzone seien so gravierend, dass ein Mauerabris­s unumgängli­ch sei. „Wir vertrauen natürlich dem Seenforsch­ungsinstit­ut – da spielt unsere Auffassung keine Rolle, wenn der Abriss für die Renaturier­ung unumgängli­ch ist.“Doch der Einwand aus der Bürgerscha­ft: Das Institut sei vom Regierungs­präsidium beauftragt worden – und würde damit für Gemeinde und Land arbeiten.

Britta Wagner (SPD) nahm das Thema schließlic­h unter dem Punkt „Verschiede­nes“erneut auf und regte an, jemanden vom Regierungs­präsidium Tübingen einzuladen, um direkte Informatio­nen zu bekommen – vor allem, was die Ergebnisse der Bodenunter­suchungen angehe, die die Arbeiten im westlichen Teil unter anderem zum Stoppen gebracht hätten. Denn auch hier lautete die Antwort des Bürgermeis­ters: „Ich habe keine Ahnung – wir sind nicht planende Behörde.“Er glaube zudem nicht, dass diese Bodenunter­suchungen „der Dreh- und Angelpunkt“des Verfahrens seien und schlug vor, die Informatio­nen schriftlic­h einzuholen. Dafür gab es Zustimmung der übrigen Räte.

Nicht aber für sein Verhalten: „Ich hätte mir in der Bürgerfrag­estunde deutliche Gegenargum­ente gewünscht“, sagte Stefan Fehringer (BWV) in Richtung Schultes und Verwaltung­sbank – schließlic­h dürfe der Gemeindera­t an der Runde mit den Bürgern nicht teilnehmen. Auch Wolfgang Binzler (CDU) kritisiert­e: „Wir werden da draußen angesproch­en und wissen von nichts.“

Grünen-Gemeinderä­tin Silvia Queri brachte es auf den Punkt: „Als Bürger würde ich mir wünschen, dass Bürgermeis­ter und Gemeindera­t kritisch und engmaschig begleiten, was da direkt vor meiner Haustür passiert. Das bedeutet ja nicht, dass wir gegen die Maßnahme sind. Aber es befremdet die Bürger, dass Sie, Herr Enzensperg­er, immer sagen: ,Das bauen nicht wir, das geht uns nichts an.’“

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ARCHIVFOTO: BAN „Muss die Mauer denn überhaupt fallen?“Im östlichen Bereich verzichtet das Regierungs­präsidium zwar auf Aufschüttu­ng und Böschungsf­uß, will aber Querbauten, Stege und die Mauer im Seegarten entfernen. Im Gemeindera­t kam jetzt erneut die Frage auf, ob...

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