Unterallgäuer Jäger treffen Vorkehrungen
Beim Schutz vor der Afrikanischen Schweinepest sehen sie den Staat in der Pflicht
UNTERALLGÄU - „Wir werden heuer über 1000 Stück Schwarzwild schießen“, sagt Jäger Andreas Ruepp – und damit mehr Wildschweine als jemals zuvor. Laut dem Vorsitzenden der Unterallgäuer Kreisgruppe des Landesjagdverbands ist dies angesichts der seit Jahren zunehmenden Zahl der Tiere und der Schäden für die Landwirtschaft nötig. Zudem diene es der Prävention gegen die Afrikanische Schweinepest (ASP). An mancher Stelle wünscht sich Ruepp mehr Unterstützung durch die Politik.
Bei der für Menschen ungefährlichen Tierseuche ASP gilt für Ruepp: Aufmerksamkeit ist richtig, Hysterie unbegründet. In Abstimmung mit der Stadt Memmingen, dem Landkreis Unterallgäu und den Behörden habe die „Arbeitsgemeinschaft Schwarzwild Unterallgäu“Strategien erarbeitet, um vorzubeugen beziehungsweise im Ernstfall das Ausbreitungsrisiko zu minimieren. Ruepp schildert ein Beispiel: Da Schweine an Kadavern nagen und die Seuche vor allem durch den Kontakt mit Blut oder anderen Körpersekreten übertragen wird, ist es entscheidend, „eine geschossene Sau schnellstmöglich aus dem Wald zu entfernen“. Darum sollen für Jäger jederzeit zugängliche Wildkammern entstehen, um getötete Tiere aufzubewahren, zu begutachten und zu zerlegen.
30 000 Euro pro Kammer
Die Kosten für eine Kammer, laut Ruepp etwa 30 000 Euro, bedeuten jedoch „eine erhebliche Herausforderung für einen Verein“. Mit dem Unterallgäuer Landrat Hans-Joachim Weirather hat Ruepp über die Schaffung von zentralen Wildkammern gesprochen, in denen eine Art gekühlter Müllcontainer für die Schlachtabfälle bereitstehen soll: „Der Landrat sieht da nicht nur den Landkreis, sondern auch den Staat in der Verantwortung. Dem schließe ich mich an“, sagt Ruepp und spricht sich für einen einmaligen Zuschuss für die Einrichtung der Kammern aus.
Ein weiterer Punkt: die Kosten für die Entsorgung von Abfällen wie Schädel, Schwarte oder Knochen. Neben Untersuchungskosten muss ein Jäger etwa 35 Euro pro Tier für die Entsorgung in der Tierkörperbeseitigungsanlage zahlen – aus eigener Tasche: „Wir werden da bisher behandelt wie jemand, dem sein Schäferhund eingegangen ist“, sagt Ruepp. Er plädiert dafür, dass der Staat Kosten und Logistik voll übernimmt, da es sich um eine Maßnahme zur Seuchenprävention handle: „Es geht nicht, dass das aus der Privatschatulle des Jägers bezahlt wird.“Auch die Reduktion des Tierbestands ist ein Baustein der Prävention. Dabei müssten die Prinzipien des Tierschutzes gelten, betont Ruepp. Den Vorschlag, die Schweine in Lebendfallen („Saufängen“) zu fangen und dann zu erschießen, lehnt er ab. Er argumentiert mit Stress und Panik der Tiere, wenn eins nach dem anderen weggebracht und getötet werde. „Und alle in der Kiste zu schießen, wäre ein unvorstellbares Gemetzel.“
Aufklärung tut not
Dagegen spricht für Ruepp nichts gegen die von manchen Jägern im Unterallgäu kritisierte Drückjagd mit Hunden und Treibern – vorausgesetzt, sie sei gut organisiert und es würden tatsächlich vor allem Wildschweine geschossen. Gefordert sind aber nicht allein die Jäger – auch Aufklärung tut not: Denn das Virus nehmen die Tiere laut Ruepp auch durch Speiseabfälle und SchweinefleischErzeugnisse auf. Aus SchweinepestGebieten in Osteuropa, wo es Hofschlachtungen sowie andere Betriebsstrukturen gebe, könne infiziertes Material die Reise hierher antreten: Entsorgt ein Lkw-Fahrer dann Brotzeit-Reste an einer hiesigen Raststätte, sind die für Wildschweine gefundenes Fressen. Das gelte auch, wenn ausländische Kräfte in Forstund Landwirtschaft Essen mit zum Arbeitsort brächten.
Falls die Seuche auftritt, kommen laut Ruepp erhebliche Belastungen auf die Jäger zu: In einem Ring von 15 Kilometern um das Gebiet gelte dann ein Jagdverbot, dieses müssen die Jäger verstärkt nach Kadavern absuchen, diese bergen und die Orte desinfizieren. In einem 30-KilometerRadius um das Gebiet würde dann mit allen Jagdmethoden versucht, den gesamten Bestand an Schwarzwild zu schießen.