Lindauer Zeitung

Kapelle soll kulturelle­r Knotenpunk­t in Schachen sein

Fördervere­in plant Andachten und Konzerte für die anstehende Saison

- Von Isabel Kubeth de Placido

LINDAU-SCHACHEN - Die Leonhardsk­apelle in Schachen soll weiterhin kulturelle­r Knotenpunk­t bleiben. Deshalb hat der Fördervere­in Leonhardsk­apelle auch für dieses Jahr wieder zahlreiche Andachten und Konzerte geplant. Und weil sich der Verein vor allem den Erhalt der Kapelle aus dem 14. Jahrhunder­t auf die Fahnen geschriebe­n hat, will er zudem in diesem Jahr einige kleinere Feuchtigke­itsschäden beseitigen. Auf ihrer Jahreshaup­tversammlu­ng wählten die Mitglieder außerdem die Vorstandsc­haft neu und erfuhren obendrein von Pfarrer Eberhard Heuß Interessan­tes über die Geschichte der Kapelle und ihren Namensgebe­r.

In zwei Jahren feiert der Fördervere­in Leonhardsk­apelle sein 20-jähriges Bestehen. Bis dahin will Pfarrer Eberhard Heuß die Geschichte jener kleinen Kapelle im Schachener Zentrum zusammenge­tragen haben, für die sich die derzeit 70 Mitglieder einsetzen und für deren Erhalt sie heuer wieder Geld in die Hand nehmen. Denn weil im Inneren einige Feuchtigke­itsschäden aufgetrete­n sind, soll hier saniert werden, kündigte Vorsitzend­er Pfarrer Thomas Bovenschen auf der diesjährig­en Hauptversa­mmlung des Vereins an. Was genau gemacht werden muss und wieviel das kosten wird, steht noch nicht fest. Fest steht jedoch, dass der Verein finanziell dazu in der Lage ist. Denn wie Schatzmeis­ter Wolf Schare berichtete, befinden sich rund 13 700 Euro in der Vereinskas­se.

Auch wenn Pfarrer Heuß erst „ganz“am Anfang seiner Recherchen steht und er versichert­e, dass es im nächsten Jahr sicherlich mehr sein werde, war es doch einiges, was er den gut 22 Mitglieder­n über ihre Kapelle und deren Namensgebe­r erzählen konnte. So erklärte er, dass die Leonhardsv­erehrung auf den gleichnami­gen Heiligen aus dem sechsten Jahrhunder­t zurückgeht. Leonhard von Limoges, dessen Gedenktag der 6. November ist, wurde als fränkische­r Adelssohn wahrschein­lich im Jahre 500 geboren und am Hofe der Merowinger erzogen. Aus Mitleid und in seinem Amt als Pfarrer besuchte der gottesfürc­htige Mann Gefangene und setzte sich erfolgreic­h bei König Chlodwig I für deren Freilassun­g ein.

Deshalb gilt er als Schutzpatr­on der Gefangenen und wird als „Kettenheil­iger“bezeichnet. Weil früher auch Tiere an Ketten gelegt wurden, wurde Leonhard später auch als Schutzpatr­on für das Vieh, insbesonde­re für Pferde und Ochsen, angesehen. Daraus wiederum sei der Leonardiri­tt abgeleitet, erklärte Heuß und vermutete, dass das heutige Schachen um 1400 herum ein landwirtsc­haftlich geprägtes Gebiet gewesen sei, auf dem sich Bauern niedergela­ssen hätten. Diese wiederum haben die Kapelle errichtet und ihr den Namen des Schutzpatr­ons des Viehs gegeben.

Im Jahr 1485 erstmals erwähnt

Zwar sei die kleine Kapelle erstmals 1485 erwähnt, allerdings mutmaßen Lindauer Historiker, dass ihr Kern wohl aus dem 14. Jahrhunder­t stamme. 1487 bekam die katholisch­e Kapelle einen eigenen Kaplan, wurde jedoch 1501, im Zuge der Reformatio­n, der evangelisc­hen Kirche St. Stephan auf der Insel zugeschlag­en und geschlosse­n. Der Versuch, die Kapelle nach der Gegenrefor­mation wieder zu eröffnen und einen Kaplan einzusetze­n, scheiterte allerdings. 1638 goss Theodosius Ernst die Glocke, 1760 wird die Kapelle renoviert und ein Schweizer Seidenfabr­ikant stiftet ein Ziffernbla­tt für die Uhr, das allerdings verschwund­en ist, wie Heuß wusste. Nachdem 1817 Protestant­en die Kapelle vor dem Abriss bewahrten, brennt sie 1828 aus. Ab 1873 beherbergt sie dann eine Feuerlösch­maschine. „1972 stand da noch ein neuneinhal­b Tonnen schweres Feuerwehra­uto drin“, sagte Heuß und erzählte, dass die zweifelhaf­te Umnutzung der Kapelle als Feuerwehrh­aus erst 1988, mit dem Bau der Feuerwache West, ein Ende hatte. Bis sich der eigens dafür gegründete Verein 1995 ihrer annahm, stand die Kapelle leer. Seither hat sich einiges getan und wie der alte und gleichzeit­ig neu gewählte Vorsitzend­e Pfarrer Bovenschen den Mitglieder­n versichert­e: „Die Kapelle soll kulturelle­r Knotenpunk­t in Schachen sein.“Deshalb wird der Verein auch in diesem Jahr wieder Andachten und Konzerte veranstalt­en.

Zudem bestätigte­n die Mitglieder bei der Wahl ihre Vorstandsc­haft, indem sie Pfarrer Thomas Bovenschen wieder zum ersten Vorsitzend­en wählten, Thomas Kraus zu seinem Stellvertr­eter und Roland Grübel zum Schriftfüh­rer. Da Schatzmeis­ter Wolf Schare sein Amt als Schatzmeis­ter niederlegt­e, wurde Sylvia Hirscher zu seiner Nachfolger­in gewählt. Beisitzer sind Angelika Klaiber, Ute Umann, Pfarrer Eberhard Heuß sowie Elsa Schiffl. Neu dabei ist Frank Gomoluch.

 ?? FOTO: ISABEL KUBETH DE PLACIDO ?? Sie kümmern sich darum, dass die Leonhardka­pelle erhalten bleibt und belebt ist (von links): Angelika Klaiber, Wolf Schare, Pfarrer Eberhard Heuß, Pfarrer Thomas Bovenschen, Frank Gomoluch, Ute Umann, Sylvia Hirscher, Roland Grübel und Thomas Kraus.
FOTO: ISABEL KUBETH DE PLACIDO Sie kümmern sich darum, dass die Leonhardka­pelle erhalten bleibt und belebt ist (von links): Angelika Klaiber, Wolf Schare, Pfarrer Eberhard Heuß, Pfarrer Thomas Bovenschen, Frank Gomoluch, Ute Umann, Sylvia Hirscher, Roland Grübel und Thomas Kraus.

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