Kapelle soll kultureller Knotenpunkt in Schachen sein
Förderverein plant Andachten und Konzerte für die anstehende Saison
LINDAU-SCHACHEN - Die Leonhardskapelle in Schachen soll weiterhin kultureller Knotenpunkt bleiben. Deshalb hat der Förderverein Leonhardskapelle auch für dieses Jahr wieder zahlreiche Andachten und Konzerte geplant. Und weil sich der Verein vor allem den Erhalt der Kapelle aus dem 14. Jahrhundert auf die Fahnen geschrieben hat, will er zudem in diesem Jahr einige kleinere Feuchtigkeitsschäden beseitigen. Auf ihrer Jahreshauptversammlung wählten die Mitglieder außerdem die Vorstandschaft neu und erfuhren obendrein von Pfarrer Eberhard Heuß Interessantes über die Geschichte der Kapelle und ihren Namensgeber.
In zwei Jahren feiert der Förderverein Leonhardskapelle sein 20-jähriges Bestehen. Bis dahin will Pfarrer Eberhard Heuß die Geschichte jener kleinen Kapelle im Schachener Zentrum zusammengetragen haben, für die sich die derzeit 70 Mitglieder einsetzen und für deren Erhalt sie heuer wieder Geld in die Hand nehmen. Denn weil im Inneren einige Feuchtigkeitsschäden aufgetreten sind, soll hier saniert werden, kündigte Vorsitzender Pfarrer Thomas Bovenschen auf der diesjährigen Hauptversammlung des Vereins an. Was genau gemacht werden muss und wieviel das kosten wird, steht noch nicht fest. Fest steht jedoch, dass der Verein finanziell dazu in der Lage ist. Denn wie Schatzmeister Wolf Schare berichtete, befinden sich rund 13 700 Euro in der Vereinskasse.
Auch wenn Pfarrer Heuß erst „ganz“am Anfang seiner Recherchen steht und er versicherte, dass es im nächsten Jahr sicherlich mehr sein werde, war es doch einiges, was er den gut 22 Mitgliedern über ihre Kapelle und deren Namensgeber erzählen konnte. So erklärte er, dass die Leonhardsverehrung auf den gleichnamigen Heiligen aus dem sechsten Jahrhundert zurückgeht. Leonhard von Limoges, dessen Gedenktag der 6. November ist, wurde als fränkischer Adelssohn wahrscheinlich im Jahre 500 geboren und am Hofe der Merowinger erzogen. Aus Mitleid und in seinem Amt als Pfarrer besuchte der gottesfürchtige Mann Gefangene und setzte sich erfolgreich bei König Chlodwig I für deren Freilassung ein.
Deshalb gilt er als Schutzpatron der Gefangenen und wird als „Kettenheiliger“bezeichnet. Weil früher auch Tiere an Ketten gelegt wurden, wurde Leonhard später auch als Schutzpatron für das Vieh, insbesondere für Pferde und Ochsen, angesehen. Daraus wiederum sei der Leonardiritt abgeleitet, erklärte Heuß und vermutete, dass das heutige Schachen um 1400 herum ein landwirtschaftlich geprägtes Gebiet gewesen sei, auf dem sich Bauern niedergelassen hätten. Diese wiederum haben die Kapelle errichtet und ihr den Namen des Schutzpatrons des Viehs gegeben.
Im Jahr 1485 erstmals erwähnt
Zwar sei die kleine Kapelle erstmals 1485 erwähnt, allerdings mutmaßen Lindauer Historiker, dass ihr Kern wohl aus dem 14. Jahrhundert stamme. 1487 bekam die katholische Kapelle einen eigenen Kaplan, wurde jedoch 1501, im Zuge der Reformation, der evangelischen Kirche St. Stephan auf der Insel zugeschlagen und geschlossen. Der Versuch, die Kapelle nach der Gegenreformation wieder zu eröffnen und einen Kaplan einzusetzen, scheiterte allerdings. 1638 goss Theodosius Ernst die Glocke, 1760 wird die Kapelle renoviert und ein Schweizer Seidenfabrikant stiftet ein Ziffernblatt für die Uhr, das allerdings verschwunden ist, wie Heuß wusste. Nachdem 1817 Protestanten die Kapelle vor dem Abriss bewahrten, brennt sie 1828 aus. Ab 1873 beherbergt sie dann eine Feuerlöschmaschine. „1972 stand da noch ein neuneinhalb Tonnen schweres Feuerwehrauto drin“, sagte Heuß und erzählte, dass die zweifelhafte Umnutzung der Kapelle als Feuerwehrhaus erst 1988, mit dem Bau der Feuerwache West, ein Ende hatte. Bis sich der eigens dafür gegründete Verein 1995 ihrer annahm, stand die Kapelle leer. Seither hat sich einiges getan und wie der alte und gleichzeitig neu gewählte Vorsitzende Pfarrer Bovenschen den Mitgliedern versicherte: „Die Kapelle soll kultureller Knotenpunkt in Schachen sein.“Deshalb wird der Verein auch in diesem Jahr wieder Andachten und Konzerte veranstalten.
Zudem bestätigten die Mitglieder bei der Wahl ihre Vorstandschaft, indem sie Pfarrer Thomas Bovenschen wieder zum ersten Vorsitzenden wählten, Thomas Kraus zu seinem Stellvertreter und Roland Grübel zum Schriftführer. Da Schatzmeister Wolf Schare sein Amt als Schatzmeister niederlegte, wurde Sylvia Hirscher zu seiner Nachfolgerin gewählt. Beisitzer sind Angelika Klaiber, Ute Umann, Pfarrer Eberhard Heuß sowie Elsa Schiffl. Neu dabei ist Frank Gomoluch.