Lindauer Zeitung

Söders Wahl ist am 16. März

Am 16. März soll Markus Söder als Nachfolger von Horst Seehofer gewählt werden

- Von Marco Hadem und Christoph Trost

MÜNCHEN (lby) - Jetzt ist es amtlich: Am 16. März soll Markus Söder in einer Sondersitz­ung des Landtags als Nachfolger von Horst Seehofer (beide CSU) zum neuen bayerische­n Ministerpr­äsidenten gewählt werden. Am Ende stimmte die Opposition geschlosse­n gegen den Vorschlag, was aber wegen der absoluten Mehrheit der CSU folgenlos blieb. Hinter den Kulissen laufen derweil längst die Planungen, wer in seinem Kabinett welchen Ministerpo­sten übernehmen wird.

MÜNCHEN (lby) - Nein, in seine Karten lässt sich Markus Söder nicht schauen. Wer auch immer den designiert­en Nachfolger von Horst Seehofer als bayerische­r Ministerpr­äsident auf die Zusammenst­ellung seines Kabinetts anspricht, erhält immer die gleiche Antwort: „Darüber werde ich mir zu gegebener Zeit Gedanken machen und dann Gespräche führen.“Wer den Politikbet­rieb aber kennt, weiß, dass hinter den Kulissen längst die Planungen laufen. Denn nur fünf Tage nach seiner für den 16. März festgelegt­en Wahl im Landtag will Söder seine Minister ernennen.

Auch Söders Parteifreu­nde und die bisherigen Kabinettsm­itglieder haben nach eigenen Aussagen noch keine Informatio­nen erhalten. „Söder hält da zur Zeit dicht. Der will erst mal gewählt werden“, sagt ein CSU-Vorstandsm­itglied. Zusätzlich komplizier­t macht die Planung die unklare Aussicht auf das Wahlergebn­is am 14. Oktober. Sollte die CSU danach einen Koalitions­partner benötigen, wird der parteiinte­rne Druck bei der Ministerve­rgabe weiter wachsen.

Brunner und Müller gehen

Nachdem Agrarminis­ter Helmut Brunner und Sozialmini­sterin Emilia Müller bereits ihr Karriereen­de angekündig­t haben, dürften auch ihre Tage am Kabinettst­isch gezählt sein. Als Nachfolger für das Agrarminis­terium wird Staatskanz­leiministe­r Marcel Huber gehandelt; der gelernte Tierarzt war bereits Umweltmini­ster. Für Müllers Posten wird etwa die Integratio­nsbeauftra­gte Kerstin Schreyer genannt.

Zweifelsoh­ne an gleicher Stelle wieder am Kabinettst­isch Platz nehmen wird Innenminis­ter Joachim Herrmann. Nach seinem nur halbfreiwi­lligen Verzicht (zugunsten der Partei) auf die Spitzenkan­didatur (zugunsten Söders) und einen möglichen Wechsel nach Berlin (zugunsten Seehofers) ist der 61-jährige Franke gesetzt. Er kann nicht nur auf eine große Erfahrung verweisen, Partei und Fraktion sind ihm auch was schuldig. Söder selbst bezeichnet­e Herrmann bereits als „absolute Stärkung“.

Einen Ministerpl­atz dürfte auch Söders aktueller Finanzstaa­tssekretär Albert Füracker sicher haben. Der Oberpfälze­r gilt als treuester Unterstütz­er Söders. Die Meinungen gehen aber auseinande­r, was Fürackers Posten angeht: Rückt er einfach auf den Chefsessel im Finanzmini­sterium oder holt Markus Söder ihn in die Staatskanz­lei? Den dortigen Chefposten trauen auch viele dem bisherigen Staatssekr­etär im Kultusmini­sterium, Georg Eisenreich, oder dem innenpolit­ischen Sprecher der Fraktion, Florian Herrmann, zu.

Auch Wirtschaft­sministeri­n Ilse Aigner, Söders langjährig­e Konkurrent­in, ist gesetzt. Schon weil der Franke Söder dem mächtigen CSUBezirks­verband Oberbayern die Hand reichen muss, um bei der Wahl viele Stimmen und Unterstütz­er zu generieren. Denkbar sind zwei Optionen: Die 53-Jährige bleibt in ihrem Ministeriu­m, welches gegebenenf­alls einen größeren Zuschnitt erhält, oder Aigner wird Finanzmini­sterin. Letztere Variante hat in der CSUOberbay­ern viele Unterstütz­er.

In der CSU gehen sie zudem davon aus, dass auch das Kultusmini­sterium vor Veränderun­gen steht. Diskutiert wird eine Abspaltung des Wissenscha­ftsministe­riums, wie es bis 2013 ohnehin der Fall war. Für den Fall muss noch geklärt werden, ob Ludwig Spaenle Kultusmini­ster bleibt oder ob er den Wissenscha­ftspart übernimmt. Ihm als Minister an die Seite gestellt werden dürften Bernd Sibler oder der Würzburger Oliver Jörg. Fachlich sei beiden der Posten zuzutrauen, heißt es, für Sibler spricht auch, dass er Listenführ­er der CSU in Niederbaye­rn und bereits Kultusstaa­tssekretär ist. Sollte Brunner tatsächlic­h schon jetzt aus dem Kabinett ausscheide­n, wäre Niederbaye­rn ansonsten mit keinem Ministerpo­sten versorgt.

Offen ist auch die Zukunft von JUChef Hans Reichhart. Nachdem der Schwabe keinen Stimmkreis erhalten hat und damit sein Wiedereinz­ug in den Landtag überaus unsicher ist, rechnen viele in der CSU mit einem Posten für ihn – sei es als Staatssekr­etär oder direkt in der Staatskanz­lei. Damit könnte sich Söder auch für die Unterstütz­ung der Jungen Union im Machtkampf gegen Seehofer erkenntlic­h zeigen.

Bleiben noch Umweltmini­sterin Ulrike Scharf, Europamini­sterin Beate Merk, Gesundheit­sministeri­n Melanie Huml und Justizmini­ster Winfried Bausback. Sie alle dürfen sich schon mangels Alternativ­en große Hoffnungen machen. Söder muss zudem aufpassen, dass der Frauenante­il im Kabinett nicht weiter abnimmt.

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FOTO: DPA Während der neue Regierungs­chef mit Markus Söder (Mitte) schon feststeht, gibt es um sein Kabinett viele Spekulatio­nen. Hoffnungen dürfen sich auch Albert Füracker (li.) und Bernd Sibler (re.) machen.

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