Haftstrafe nur knapp entkommen
Drogen und Gewalt: Landgericht gewährt einem 28-Jährigen die letzte Chance
KREIS LINDAU (kam) - Eine letzte Chance hat das Landgericht Kempten einem 28-Jährigen gewährt, der in einer Gemeinde im Landkreis Lindau lebt. Der Mann stand bereits mehrfach wegen Drogen und Gewalttaten vor Gericht. Jetzt verurteilte das Gericht ihn wegen versuchter schwerer räuberischer Erpressung zu zwei Jahren Haft auf Bewährung. Das Gericht musste sich erneut mit dem Fall beschäftigen, da der Bundesgerichtshof ein früheres Urteil teilweise aufgehoben hatte.
Einige Vorstrafen, eine langjährige Drogenkarriere sowie zwei abgebrochene Entziehungskuren hat der 28-Jährige bereits hinter sich. Nun musste er sich erneut wegen einer Tat im Zusammenhang mit Drogen verantworten. Aufgrund seiner Vorgeschichte schlug der Richter gleich zu Beginn der Verhandlung einen strengen Ton an und machte dem 28Jährigen klar: „Es hängt heute vieles davon ab, welchen Eindruck Sie auf uns machen. Bevor Sie uns anlügen, sagen Sie lieber gar nichts.“
Die Tat ereignete sich im Februar 2016 in einer Kreisgemeinde. Der 28Jährige hatte einem Bekannten etwa hundert Gramm Marihuana auf Kommission überlassen, heißt es in der Anklageschrift. Der Bekannte sollte ihm dafür zu einem späteren Zeitpunkt 1200 Euro geben. Als er dies trotz mehrfachen Drängens nicht tat, suchte der Angeklagte ihn in seinem Elternhaus auf, schlug ihm mit der Faust ins Gesicht und sprühte mit einem Pfefferspray in seine Richtung, traf ihn aber nicht. Der Geschädigte flüchtete aus dem Zimmer und sperrte den Angeklagten darin ein.
„Letzte Chance“
Dieser schnappte sich einen Laptop, sprang aus dem Fenster und flüchtete. Der 28-Jährige kam jedoch zur Besinnung und rief die Polizei, die auch der Geschädigte bereits verständigt hatte. Die Beamten nahmen den Mann fest. Da der 28-Jährige inzwischen eine Festanstellung hat, seit Herbst 2017 drogenfrei ist und in einer neuen Beziehung lebt, sah der Staatsanwalt die Verhältnisse des Mannes als gefestigt an und beantragte lediglich eine Bewährungsstrafe. Auch der Verteidiger machte seinem Mandanten klar, dass das seine „letzte Chance“sei. Der Mann muss zudem eine Therapie machen und zur Kontrolle regelmäßig Haarproben abgeben.