Das Glück liegt gleich hinter dem Bahnhof
Studierende der Berufsfachschule für Kinderpflege spielen beim Tag der offenen Tür im Marienheim
LINDAU (cf) – „Hinter dem Bahnhof liegt das Meer.“Die Adaption des Kinderbuches als Theaterstück könnte fast auf der Lindauer Insel spielen, denn da liegt zumindest das Schwäbische Meer gleich hinter dem Bahnhof. Doch die Bahnhofsfrage war nicht Thema des Theaters, das die Studierenden der Berufsfachschule für Kinderpflege im Marienheim auf die Bühne gebracht haben.
Bearbeitet haben das die angehenden Kinderpflegerinnen und ein Kinderpfleger selbst, auch die Musik stammte teilweise aus ihrer Hand. Da der überwiegende Teil der Studierenden weiblichen Geschlechts ist, wurde aus dem neunjährigen Neuner die Eleven, auch Eve genannt, und Stadtstreicher Kosmos wurde zu Cosima. Damit wurde der rote Faden der Geschichte aber keineswegs zerschnitten, auch dass die Königin in zweifacher Gestalt – einmal weiß und einmal dunkel gekleidet – das Gute und Schlechte darstellt, verstärkte höchstens den Märchencharakter. Und um ein Märchen handelt es sich schließlich bei der Geschichte, in der die Eleven vor dem gewalttätigen Freund ihrer Mutter flüchtet.
Eleven will ans Meer, zusammen mit Cosima. Allerdings fehlt Geld dazu, denn am Meer will Eve einen Kiosk aufmachen. Zunächst machen drei Obdachlose das Vorhaben zunichte, sie nehmen Cosima das letzte Geld ab. Die beiden landen schließlich im Caracas, einem Restaurant, das den erwähnten Königinnen gehört und wo sie sich richtig satt essen können. Um ihr Vorhaben realisieren zu können, verkauft Eleven ihren Schutzengel an die Königin, denn „am Meer geht es uns gut, da brauchen wir keinen Schutzengel“.
Musik spielt wichtige Rolle
Doch prompt haut in der folgenden Nacht Cosima mit dem Geld ab und verliert es an die Obdachlosen. Alles scheint den Bach hinunterzugehen, Eve scheint tot, doch die Königinnen lösen den Konflikt auf: Die dunkle gibt den Schutzengel zurück, denn Schutzengel seien unverkäuflich. Gleich darauf gleitet sie dafür tot zu Boden, die weiße hingegen lebt weiter.
Neben der intensiven Darstellung der Schauspieler war die Musik ein wichtiges Darstellungsmittel. Da war zum einen das eigene Sommerlied, vor allem aber der Chor aus „Elias“von Felix Mendelssohn, der sich im Laufe des Stücks erweiterte und zum Ende hin in Rammsteins Hit „Engel“mündete, dramaturgisch überzeugend. Alexandra de Jong, die mit den Schülern das Stück erarbeitet hatte, erklärte dem Publikum noch, warum überhaupt hier Theater gespielt werde. „In jedem wohnt ein schöpferischer Kern, den wir hier zum Leuchten bringen.“Mit der Liebe und Intensität, mit der sie hier Theater spielen würden, könnten sie später auch mit den Kindern Theater oder anderes spielen, so de Jongs Überzeugung. Und die Schulleitung unterstütze das Theaterprojekt kräftig.
Nun war das Theater nicht das einzige, was beim Tag der offenen Tür im Marienheim geboten war. Neben Projektpräsentationen wurden auch die verschiedenen Ausbildungsgänge vorgestellt, musikalische Mitmachangebote gab es ebenso wie Mitmachaktionen um Freundschaftsbändchen zu knüpfen. Auch Inklusion wurde thematisiert. Damit das Ganze nicht zu trocken wurde, war auch reichlich für Leib und Seele gesorgt. So gab es am Nachmittag glückliche und zufriedene Gesichter, denn die ganze Mühe hatte sich offensichtlich gelohnt, der rege Besuch des Tags der offenen Tür bestätigte dies.