Lindauer Zeitung

Starke Balken, mächtige Mauern

Zumsteinha­us: Der Umbau fördert weiter Überrasche­ndes zutage

- Von Michael Dumler

KEMPTEN - Die Zumsteins wussten, was sie machten. Die aus den Savoyen stammende Kaufmannsf­amilie, die vor allem durch den Handel mit Seide zu Reichtum kam, hatte 1802 am Kemptener Residenzpl­atz ihr Wohn- und Geschäftsh­aus errichtet. Das denkmalges­chützte Zumsteinha­us, das derzeit für rund sieben Millionen Euro zum neuen KemptenMus­eum umgebaut wird, ist ein Schmuckstü­ck – und auch ein Beispiel für gediegene Baukultur. Immer wieder kommt Therese Waldmann vom Hochbauamt der Stadt ins Staunen.

Dicke Außenmauer­n sind aus Bruchstein gebaut

Um Leitungen für Elektrik und Heizung verlegen zu können, mussten beispielsw­eise die Mauern geschlitzt werden. Das wäre beinahe zum großen Problem geworden. Denn die bis zu einen Meter starken Außenmauer­n sind aus Bruchstein­en gebaut. Das Schlitzen wäre hier zu einer wahren Herkules-Aufgabe geworden, wenn, ja wenn die Zumsteins beim Innenputz gespart hätten. Haben sie aber nicht. So können die Leitungen nun in dem gut sechs, sieben Zentimeter dicken Putz verlegt werden. Für Waldmann wie für die Arbeiter ist dies ein Glücksfall.

Die Bauarbeite­n gehen voran im Zumsteinha­us. Als Mammutaufg­abe entpuppte sich zuletzt vor allem das Freilegen des Erdgeschos­s-Gewölbes. Denn zwischen den mächtigen, über 200 Jahre alten Holzbalken fanden sich Unmengen an Schutt, den es zu entsorgen galt. Die Bauarbeite­r früherer Zeiten hatten ihren „Abfall“hier offenbar bequem beseitigt, wie Therese Waldmann mutmaßt.

Über diese Balken wird später ein Dielenbode­n aus Weißtanne gelegt, verrät die städtische Architekti­n. Die markanten alten Fenster bleiben einerseits erhalten; anderersei­ts werden sie – im Zuge der energetisc­hen Sanierung – durch neue, dreifach verglaste Fenster in den Räumen ergänzt.

Mittlerwei­le ist auch ein Aufzugscha­cht im Zumsteinha­us eingebaut, über den später einmal beispielsw­eise Gehbindert­e und Rollstuhlf­ahrer in die oberen Stockwerke gelangen. Und ein zweites Treppenhau­s wurde eingebaut, über das Besucher auch die Mansarde im dritten Stock erreichen werden. Hier soll einmal die Museumspäd­agogik untergebra­cht werden.

Es ist schon viel passiert im Zumsteinha­us, aber es gibt noch viel zu tun – und darüber zu berichten. Fortsetzun­g folgt.

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FOTO: RALF LIENERT So sieht es derzeit im Zumsteinha­us aus: links die Mansarde im dritten Stock mit dem eingezogen­en Aufzugscha­cht (Bildmitte); rechts die freigelegt­en Balken über dem Deckengewö­lbe des Erdgeschos­ses.
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