Starke Balken, mächtige Mauern
Zumsteinhaus: Der Umbau fördert weiter Überraschendes zutage
KEMPTEN - Die Zumsteins wussten, was sie machten. Die aus den Savoyen stammende Kaufmannsfamilie, die vor allem durch den Handel mit Seide zu Reichtum kam, hatte 1802 am Kemptener Residenzplatz ihr Wohn- und Geschäftshaus errichtet. Das denkmalgeschützte Zumsteinhaus, das derzeit für rund sieben Millionen Euro zum neuen KemptenMuseum umgebaut wird, ist ein Schmuckstück – und auch ein Beispiel für gediegene Baukultur. Immer wieder kommt Therese Waldmann vom Hochbauamt der Stadt ins Staunen.
Dicke Außenmauern sind aus Bruchstein gebaut
Um Leitungen für Elektrik und Heizung verlegen zu können, mussten beispielsweise die Mauern geschlitzt werden. Das wäre beinahe zum großen Problem geworden. Denn die bis zu einen Meter starken Außenmauern sind aus Bruchsteinen gebaut. Das Schlitzen wäre hier zu einer wahren Herkules-Aufgabe geworden, wenn, ja wenn die Zumsteins beim Innenputz gespart hätten. Haben sie aber nicht. So können die Leitungen nun in dem gut sechs, sieben Zentimeter dicken Putz verlegt werden. Für Waldmann wie für die Arbeiter ist dies ein Glücksfall.
Die Bauarbeiten gehen voran im Zumsteinhaus. Als Mammutaufgabe entpuppte sich zuletzt vor allem das Freilegen des Erdgeschoss-Gewölbes. Denn zwischen den mächtigen, über 200 Jahre alten Holzbalken fanden sich Unmengen an Schutt, den es zu entsorgen galt. Die Bauarbeiter früherer Zeiten hatten ihren „Abfall“hier offenbar bequem beseitigt, wie Therese Waldmann mutmaßt.
Über diese Balken wird später ein Dielenboden aus Weißtanne gelegt, verrät die städtische Architektin. Die markanten alten Fenster bleiben einerseits erhalten; andererseits werden sie – im Zuge der energetischen Sanierung – durch neue, dreifach verglaste Fenster in den Räumen ergänzt.
Mittlerweile ist auch ein Aufzugschacht im Zumsteinhaus eingebaut, über den später einmal beispielsweise Gehbinderte und Rollstuhlfahrer in die oberen Stockwerke gelangen. Und ein zweites Treppenhaus wurde eingebaut, über das Besucher auch die Mansarde im dritten Stock erreichen werden. Hier soll einmal die Museumspädagogik untergebracht werden.
Es ist schon viel passiert im Zumsteinhaus, aber es gibt noch viel zu tun – und darüber zu berichten. Fortsetzung folgt.