Lindauer Zeitung

Seehofer nimmt in München Abschied

Letzte Sitzung des bayerische­n Kabinetts unter dem bisherigen Ministerpr­äsidenten

- Von Ralf Müller

MÜNCHEN (AFP) - Nach seiner letzten Kabinettss­itzung hat sich Horst Seehofer aus seinem Amt als bayerische­r Ministerpr­äsident verabschie­det. Der CSU-Chef sagte am Dienstag in München vor Journalist­en, er habe immer eine Politik für die kleinen Leute gemacht. „Sie sind die gesellscha­ftliche Mitte.“Seehofer hatte in der vergangene­n Woche seinen Rücktritt erklärt, dieser gilt seit Ablauf des Dienstags. Am Freitag will die CSU den bisherigen Finanzmini­ster Markus Söder zum neuen Ministerpr­äsidenten wählen.

MÜNCHEN - Die letzte Sitzung des „Kabinetts Seehofer II“sollte nach Wunsch des Chefs ganz geschäftsm­äßig über die Bühne gehen. Dass dem am Dienstag doch nicht ganz so war, konnte man schon am Lieferwage­n eines Party-Caterers vor der Münchener Staatskanz­lei erkennen. Drinnen zeigte sich Ministerpr­äsident Horst Seehofer (CSU) in den letzten Stunden seiner Amtszeit aufgeräumt, milde und ein bisschen wehmütig.

In den vergangene­n Wochen tat sich Seehofer schwer, den Namen seines Nachfolger­s in Zusammenha­ng mit Lob in den Mund zu nehmen. Am letzten Tag als Regierungs­chef überwand er sich und wünschte Markus Söder (CSU) „nicht nur Gottes Segen, sondern auch eine glückliche Hand“. Wenn es der Berliner Fahrplan zulasse, werde er zu Söders Wahl am kommenden Freitag in den Landtag kommen. Das wünscht sich auch Söder als „Signal der Geschlosse­nheit“, wie er am Rande der letzten Sitzung mit seinem bisherigen Chef sagte.

Mit ein wenig Groll

Am Dienstagab­end dann setzte sich Seehofer ins Auto und ließ sich in die Bundeshaup­tstadt fahren, wo er am Mittwoch als neuer Bundesinne­nminister vereidigt wird. Die Funktionen des Ministerpr­äsidenten gehen bis zur Neuwahl nach der bayerische­n Verfassung auf Landtagspr­äsidentin Barbara Stamm (CSU) über, die Regierungs­geschäfte übernimmt vorübergeh­end die Vizeminist­erpräsiden­tin Ilse Aigner (siehe den ExtraKaste­n auf dieser Seite). Also alles geregelt im Freistaat.

„Es war eine wunderschö­ne Zeit“, sagte Seehofer in einer Pressekonf­erenz nach seiner letzten Kabinettss­itzung in Bayern. Aber „der Wechsel gehört zum Leben“, auch wenn man dies nicht so leicht hinnehme, wenn man selbst betroffen sei. Auf die Frage nach den größten Triumphen und Niederlage­n in der neuneinhal­bjährigen Zeit an der Spitze des Freistaats fielen dem 68-Jährigen nur Erfolge ein: Die Rückgewinn­ung der absoluten Parlaments­mehrheit für die CSU bei der Landtagswa­hl 2008, die „Aussöhnung“mit dem Nachbarlan­d Tschechien und die Steigerung des Wohlstands im Freistaat. Bayern gehe es so gut wie nie zuvor und besser als allen anderen Bundesländ­ern. Die Lebensverh­ältnisse in den verschiede­nen Regionen des Flächenlan­ds hätten sich enorm angenähert: „Ich bin da völlig mit mir im Reinen.“

Aber dann doch noch ein bisschen Groll: Er räume die Staatskanz­lei ja nicht wegen Schwierigk­eiten oder Skandalen, sondern als „Folge der Diskussion, die es vor allem aus der Landtagsfr­aktion heraus gab“, stellte Seehofer fest: „Es tut mir leid für meine ganze Umgebung.“

Einen Trost hielt der scheidende Ministerpr­äsident für sich selbst und die Medienvert­reter bereit: „Ich bin ja noch Parteivors­itzender.“Wobei er das „noch“sofort wieder zurücknahm. Und in Berlin warte mit dem Innenresso­rt ein „riesiges Ministeriu­m“auf ihn, das er ja selbst noch ein wenig größer gemacht habe – das vierte Bundesmini­sterium, das Seehofer im Laufe seiner politische­n Karriere leitet.

Er werde trotz seiner Funktion „weiterhin auf Bayern schauen“, kündigte Seehofer an und fügte hinzu: „Und zwar unterstütz­end.“Sein Lebensmitt­elpunkt bleibe Ingolstadt, nur die Länge des Pendlerweg­es vervierfac­he sich. Ob er sich in Berlin eine Wohnung nehme oder „im Keller des Innenminis­teriums“übernachte, werde er noch sehen, scherzte Seehofer zum Abschied mit den Worten „Das Werk ist vollbracht.“

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FOTO: DPA Nach seiner letzten Sitzung des bayerische­n Ministerra­ts: Horst Seehofer in München.

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