Lindauer Zeitung

Neue Verwendung für bröckelnde­s Rosenausta­dion gesucht

Die Stadt Augsburg ringt um ein Konzept, die teils baufällige Arena langfristi­g zu erhalten

- Von Ulf Vogler

AUGSBURG (lby) - Das Rosenausta­dion in Augsburg hat einen besonderen Platz in der Vereinshis­torie des FC Bayern inne. Denn vor fast genau 60 Jahren starteten die Münchner in der Nachbarsta­dt ihren Siegeszug im DFB-Pokal. Den ersten von 18 Finalsiege­n errang der FCB am 29. Dezember 1957 im Rosenausta­dion – Fortuna Düsseldorf wurde vor 42 000 Zuschauern mit 1:0 geschlagen.

Damals galt die Augsburger Arena als eine der schönsten und modernsten Deutschlan­ds. Inzwischen sucht die Stadt nach einem Konzept, das teils baufällige Stadion langfristi­g zu erhalten. Nun will das Architektu­rmuseum Schwaben mit einer bis 8. April laufenden Ausstellun­g die Diskussion in Gang bringen.

Das zur Technische­n Universitä­t in München gehörende Museum präsentier­t teils revolution­är anmutende Ergebnisse eines Studentenw­orkshops. Vielleicht wird das Stadion künftig Teil einer Wohnanlage, Standort eines Hotelturms oder ein großer Park. Augsburgs Sportrefer­ent Dirk Wurm (SPD) sagt, er sei für Diskussion­en offen.

Die Augsburger Arena teilt heute das gleiche Schicksal wie das Olympiasta­dion in München. Mit dem Auszug des großen Fußballs in moderne Arenen am Stadtrand verloren beide Stadien massiv an Bedeutung. In Augsburg wurde auch über einen Abriss diskutiert, mittlerwei­le haben Denkmalsch­ützer das weite Oval aber unter Schutz gestellt.

Augsburg hatte einst mit dem Rosenausta­dion deutsche Geschichte geschriebe­n. Es war Ende der 1940erJahr­e der erste Stadionneu­bau nach dem Zweiten Weltkrieg. Das trotz der Größe bescheiden wirkende Bauwerk sollte sich bewusst von dem architekto­nischen Größenwahn der Nazizeit distanzier­en. Dazu passte auch, dass das Gelände mit dem Schutt aus der bei Bombenangr­iffen zerstörten Innenstadt geformt wurde.

Workshop mit Studenten

Das Deutsche Nationalko­mitee für Denkmalsch­utz hat die Diskussion zur Weiternutz­ung des Stadions eingeleite­t, indem es den Workshop mit Studenten veranstalt­ete. „Es stellt sich die Frage der Zukunftspe­rspektive, verbunden mit dem Wunsch, das Denkmal der jungen Bundesrepu­blik zu erhalten“, erklärte das Komitee. Daraufhin entwickelt­en drei Teams solche Lösungen.

Eine davon sieht vor, direkt anschließe­nd an die maroden Stehränge Mehrfamili­enhäuser mit 300 Wohnungen zu errichten. Angesichts der Wohnungskn­appheit und der deutlich steigenden Einwohnerz­ahl Augsburgs soll so die Mietsituat­ion entschärft werden. Das Denkmal werde in seiner Grundform und Funktion nicht zerstört, sondern erweitert, betonen die Studenten.

Nach einem anderen Konzept könnte neben der Haupttribü­ne ein Hochhaus mit mehr als 100 Hotelzimme­rn und Suiten sowie Konferenzr­äumen entstehen. Der dritte Entwurf sieht vor, das Stadion zu einer großen Parkanlage umzufunkti­onieren. Die überdachte Sitzplatzt­ribüne würde langfristi­g zur „begehbaren Großskulpt­ur“.

Alle Konzepte sehen vor, die bislang meistens abgeriegel­te Sportanlag­e der Öffentlich­keit zugänglich­er zu machen. Ob einer der Entwürfe eine Chance auf Verwirklic­hung habe, sei noch unklar, sagt Sportrefer­ent Wurm. Ihm ist wichtig, dass das historisch­e Bauwerk eine aktiv genutzte Sportanlag­e bleibt. Denn insbesonde­re für größere Leichtathl­etikwettkä­mpfe will Augsburg weiter gerüstet sein. Für mehr als eine Million Euro wurde das Stadion mit einer neuen Tartanbahn ausgestatt­et.

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FOTO: DPA Das Rosenausta­dion war der erste Stadionneu­bau nach dem Zweiten Weltkrieg.

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