Lindauer Zeitung

Der Kreuzweg der Jugend

Schüler stellen Stationen aus dem Leben Jesu dar

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LINDAU (lz) - Der Weißensber­ger Pfarrer Franz Walden hat mehr als 40 Kinder und Jugendlich­e aus Weißensber­g und Nordendorf bei Augsburg dafür gewinnen können, Stationen aus dem Leben Jesu darzustell­en. „Genau betrachtet hat auch dieses Wetter sein Gutes, denn wir begeben uns auf einen Leidensweg“, sagte Walden bei der Eröffnung des „Kreuzwegs der Jugend“, der von der Spielbank über mehrere Schauplätz­e zum Seehafen führte. Trotz des widrigen Wetters verfolgten rund 200 Zuschauer das Spiel.

„Gem(einsam)“war der Titel des Kreuzwegs. „Ich wollte den Kontrast zwischen gemeinsam und einsam herausarbe­iten“, erläuterte die 19jährige Christina Vögel aus Sigmarszel­l, von der auch dieses Jahr die Grundidee und die Texte stammen. Und so begann die Geschichte – ungewohnt für einen Kreuzweg – mit Geburt und Kindheit von Jesus, der als Junge von Jakob Hirscher dargestell­t wurde. Gut gelungen war auch die verzweifel­te Suche von Maria und Josef nach dem Knaben, der dann im Tempel lehrend aufgefunde­n wird. Den Höhepunkt der Anerkennun­g aber erreichte der erwachsene Jesus, verkörpert von Benedikt Kappel, bei der Hochzeit von Kanaan im Maxhof. Die Zuschauer wurden zu feiernden Hochzeitsg­ästen und durften auch von dem Wein kosten, der dank Jesus aus Wasser entstanden war.

Die Stimmung kippt

Doch schon bei der Berufung der Jünger auf der Gerberscha­nze kündigte sich das Kippen der Stimmung an. Mit der Einladung des Zöllners Zachäus am Segelhafen schlug die anfänglich­e Begeisteru­ng um in Unverständ­nis, Neid und Bosheit. Grund genug für Judas, Jesus für ein „kurzes, ungestörte­s Gespräch“an die Pharisäer auszuliefe­rn. Die Schlüssels­zene auf dem Weg zur Einsamkeit war das letzte Abendmahl im Pausenhof der Maria-WardSchule. Petrus, von Jesus des Leugnens bezichtigt und Judas, als Verräter entlarvt, zogen gemeinsam den Abendmahlt­isch auseinande­r. Nach dem Getöse blieb inmitten des Scherbenha­ufens ein einsamer Jesus zurück, der mahnte: „Vergesst nie, was am wichtigste­n ist: Liebt einander und seid eins!“

Hier zeigte sich wieder die glückliche Hand bei der Liedauswah­l. Unterstütz­t vom Kirchencho­r Bösenreuti­n waren alle Zuschauer eingeladen, das Geschehen mit eingängige­n Liedern zu begleiten.

Nachdem Jesus am Ölberg seine eigene Leidensges­chichte an Kreuzwegst­ationen vorweggeno­mmen hatte, nahm er wortwörtli­ch das Kreuz auf sich und trug es, gefolgt von Schriftgel­ehrten, Jüngern und Zuschauern, zum Hafen, wo er es symbolisch ablegte und aus dem Blickfeld verschwand. Erst am Ende der Szene tauchte er wieder auf – als Lichtgesta­lt auf der Löwenmole und sprach „Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Ich gehe zu meinem Vater, aber mein Geist bleibt für immer bei euch.“

Mit dem Abschlusss­egen des Lindauer Pfarrers Georg Alois Oblinger endete das beachtlich­e Spiel, das viele Besucher als eindrucksv­olle Vorbereitu­ng auf die Karwoche empfanden – auch wenn es „ein echter Kreuzweg war“, wie ein frierender Zuschauer am Ende bemerkte.

„Genau betrachtet hat auch dieses Wetter sein Gutes, denn wir begeben uns auf einen Leidensweg.“Pfarrer Franz Walden

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FOTO: WERNER GÜNTHÖR Der Schein trügt: Was aussieht wie ein gemeinsame­s Abendmahl endet in wenigen Minuten in einem Scherbenha­ufen.

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