Mitten im Heimatort bleiben
Quartierskonzept in Altusried soll alt werden in der gewohnten Umgebung ermöglichen
ALTUSRIED - Bei Bundeskanzlerin Angela Merkel ist bekanntlich so manches „alternativlos“. Dagegen wird in der Pflege die Alternative groß geschrieben, immer wieder ist von „alternativen Wohnformen“die Rede, die zunehmend das klassische Pflegeheim ablösen. Gefragt sind Angebote, die dem Einzelnen so lange wie möglich ein selbstbestimmtes Leben ermöglichen – und das in vertrauter Umgebung. Unter der stetig wachsenden Anzahl an Gemeinden, die dieser Entwicklung mit einem sogenannten Quartierskonzept Rechnung tragen, ist auch Altusried.
Die Gemeinde steckt bei der Umsetzung des Seniorenwohn-Projekts Postresidenz sozusagen mittendrin. Das Bebauungsplanverfahren läuft, im April kann der Gemeinderat möglicherweise darüber abstimmen. Danach folgt dann der Bauantrag. Vorgesehen sind zwei Gebäudekomplexe an der Kreuzung Haupt- und Rathausstraße.
Das zugehörige Betreuungs- und Pflegekonzept hat die Allgäu Pflege entwickelt. Drei verschiedene Versorgungsangebote soll es geben: Betreutes Wohnen, eine Tagespflege und eine ambulant betreute Wohngemeinschaft.
Mindestens genauso wichtig wie die Angebote ist auch der Standort in der Ortsmitte, so dass die künftigen Bewohner Arztpraxen, Apotheken und Läden zu Fuß erreichen können. Auf diese Weise will man eine Struktur schaffen, die es Senioren ermöglicht, in ihrem Wohnort zu bleiben, auch wenn sie hilfs- oder pflegebedürftig sind, und sie so vor Isolation zu bewahren. Es gilt das „Normalitätsprinzip“, wie Verena Fedtke von der Allgäu Pflege erklärt. Sie hat das Quartierskonzept maßgeblich mitentwickelt. Vom Grundsatz her soll man in der Postresidenz leben können „wie zuhause“. Im Vergleich zu früher, als Pflegeheime eher Krankenhaus-Charakter hatten, sei das ein anderer Ansatz in der Betreuung.
Dreh- und Angelpunkt des Konzepts ist der ambulante Pflegedienst, der je nach individuellem Bedarf die Mieter im Betreuten Wohnen versorgt. Dafür stehen 36 Wohnungen in der Hauptstraße und 30 Wohnungen ist der Rathausstraße zur Verfügung. Die Mitarbeiter des Dienstes beraten aber auch Angehörige, die einen Teil der Betreuung übernehmen wollen, vermitteln Alltagshilfen und gewährleisten eine 24-Stunden-Versorgung vor Ort, so dass die Mieter immer einen Ansprechpartner haben. Wer den Bedarf hat, kann auch die Tagespflege in Anspruch nehmen, die ihre Räume im Erdgeschoss im Gebäude in der Rathausstraße haben wird. 20 Plätze stehen dort zur Verfügung.
Die Wohngemeinschaft im zweiten Stock ist für elf Mieter ausgelegt und für Menschen gedacht, die an Demenz erkrankt sind. Diese können den ambulanten Pflegedienst der Allgäu Pflege nutzen, müssen aber nicht. Jedem Mieter steht die Wahl des Dienstes frei. „Uns ist sehr wichtig, dass dort das Gremium der Selbstbestimmung gelebt wird“, sagt Verena Fedtke. In diesem Gremium entscheiden die elf Mieter oder stellvertretend deren Betreuer über alle Angelegenheiten, die sie selbst betreffen.