„Damit wird die Bahn zu einer echten modernen Alternative zum Auto“
Politiker aus Lindau, Wangen, Leutkirch, Kisslegg und Hergatz freuen sich auf eine elektrifizierte Bahnstrecke
LINDAU (dik/jps/mag/sin) - Mit dem Spatenstich beginnt der Sprung der Region in das Zeitalter des modernen Bahnverkehrs. Das ist die Stimmung unter Verantwortlichen Kommunalpolitikern entlang der Strecke, mit denen die LZ gesprochen hat.
Bundesentwicklungsminister Gerd Müller hat als Bundestagsabgeordneter des Allgäus seit einem Vierteljahrhundert für den Ausbau der Strecke Lindau-München gekämpft. Umso mehr freut er sich jetzt: „Die Bahn wird mit Fertigstellung zu einer echten modernen Alternative zum Auto.“Müller spricht vom „Jahrhundertsprung der Bahn von der Dieseltechnik zur Elektrifizierung“. Mit modernen Züge kommen Fahrgäste demnächst viel schneller und im Takt von Lindau nach München oder auf der Südbahn nach Ulm und weiter nach Stuttagrt. Zudem freut sich Müller auf den neuen Bahnhof in Lindau, der eine Einbindung der Region ans ICE-Netz ermöglicht.
Lindaus CSU-Landtagsabgeordneter Eberhard Rotter hat als verkehrspolitischer Sprecher der CSU ebenfalls seinen Teil zur Elektrifizierung beigetragen. Er erinnert daran, dass es vor dem Spatenstich bereits an vielen Orten in den vergangenen Jahren Vorarbeiten gab.
Für die Region bedeute die Elektrifizierung ein „Quantensprung“. Strombetrieben Züge seien leiser, umweltfreundlicher, spurtstärker und damit schneller und im Betrieb kostengünstiger. Fahrgäste kommen so künftig in weniger als zwei Stunden von Lindau nach München. Hinzu kommen Verbesserungen im Nahverkehr, weil zwischen Lindau und Memmingen Züge im Stundentakt fahren werden, die alle zwei Stunden als Regionalexpress nach München weiterfahren. Das werde Menschen zum Umsteigen auf die Bahn bewegen, was die Straßen entlaste. Ähnliches sei möglich, wenn auch die Strecke über Kempten und die Bodenseegürtelbahn elektrifiziert würden.
Lindaus OB Gerhard Ecker hält die Elektrifizierung für „längst überfällig“: „Natürlich erhoffen wir uns dadurch noch mehr Gäste, die mit der Bahn, also sehr umweltfreundlich nach Lindau kommen.“Mit dem neuen Bahnhof in Reutin sowie der Stationsoffensive des Freistaats, der neue Bahnhalte in Aeschach, Oberreitnau, Weißensberg, Schlachters und Hergensweiler vorsieht, werde Lindau „über eine hervorragende Eisenbahninfrastruktur verfügen“.
Ähnlich sieht es Lindaus Landrat Elmar Stegmann, der auf die gute Anbindung durch die Autobahn und die Flughäfen Friedrichshafen und Memmingerberg verweist. Nun werde auch Bahnfahren attraktiver. „Ein weiteres Plus: Unsere Bürger profitieren von besseren Schallschutzmaßnahmen sowie modernen Sicherungsanlagen an Bahnübergängen.“
„Wir erhoffen uns langfristig eine gute Bahn-Infrastruktur, die durch die Elektrifizierung abgesichert wird“, sagt Wangens OB Michael Lang, der hofft, dass Wangen irgendwann durch „einen Fernzughalt zumindest zu bestimmten Zeiten bekommt. Dies auch als Gegenleistung dafür, dass die Wangener Anlieger der Bahnstrecke, die ja mitten durch die Stadt geht, durch die Elektrifizierung einiges mitmachen.“
Kißleggs Bürgermeister Dieter Krattenmacher vergleicht die Bedeutung des Ausbaus mit dem Bau der A96. Der Ausbau sei die Grundlage, den öffentlichen Nahverkehr „wirklich attraktiv“zu machen. Positiv wertet er auch den Bau der Lärmschutzwände für Wohngebiete. Allerdings werde die Bauzeit bis Dezember 2020 den Bürgern „einiges abverlangen“, sei es durch Krach oder Sperrungen: „Das ist aber unvermeidlich.“
Hergatz’ Bürgermeister Uwe Giebl freut sich über eine kürzere Fahrzeit und umweltfreundliche Züge. Aber es gebe für die Gemeinde auch negative Effekte: „Durch die geplante Erhöhung der Anzahl der Züge, auch der Güterzüge, steigt das Lärmpotenzial und die Zeit der Bahnschrankenschließung zum Beispiel auf der Ortsdurchgangsstraße der Landesstraße LI15 Bregenzer Straße im Ortsteil Hergatz.“
Leutkirchs OB Hans-Jörg Henle freut sich: „Mit der Elektrifizierung wird die Bahn zukunftsfähig gemacht und der Grundstein dafür gelegt, dass die Bahn künftig einen noch größeren Beitrag zur Mobilität leisten kann.“Dass die Bahnstrecke für die Bauarbeiten gesperrt werden muss, lasse sich nicht vermeiden. Er hofft, dass der Schienenersatzverkehr problemlos läuft.