Herrmann: Niedrigste Kriminalitätsrate seit 30 Jahren
Dem Innenminister zufolge ist die Zahl der Straftaten im Vergleich zum Vorjahr um 4,6 Prozent gesunken
MÜNCHEN - Die Zahl der Straftaten im Freistaat ist 2017 im Vergleich zum Vorjahr um 4,6 Prozent gesunken. Insgesamt waren das 586 206 Fälle (2016: 614 520), wie Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) bei der Präsentation der aktuellen Kriminalstatistik bekannt gab. „Das ist der niedrigste Wert seit 1991“, sagte er am Mittwoch in München. Gleichzeitig hat die Bevölkerung in Bayern in diesem Zeitraum um fast 1,5 Millionen (plus 12,9 Prozent) zugenommen.
In der Statistik nicht aufgeführt wurden ausländerrechtliche Delikte wie illegale Einreise oder Verstöße gegen die Residenzpflicht. Diese berühren das Sicherheitsgefühl nicht, die Verfahren werden oft eingestellt. Entscheidend für das Sicherheitsgefühl ist die Häufigkeitszahl. Pro 100 000 Einwohner wurden im vergangenen Jahr 4533 Straftaten registriert. Das sind 5,3 Prozent weniger als 2016. Die Kriminalitätsbelastung in Bayern ist damit so niedrig wie seit 1988 nicht mehr.
Bestwerte in Deutschland
Die Zahl der Wohnungseinbrüche ist um 19,1 Prozent auf 6045 Fälle gesunken. Das sei der niedrigste Wert seit fünf Jahren. In 46,7 Prozent der Fälle blieb es beim Einbruchsversuch. Pro 100 000 Einwohner sank die Quote dieser Verbrechen damit auf 47, was einen Bestwert in Deutschland darstellt. Im Bundesdurchschnitt seien es 184 Einbrüche auf 100 000 Einwohner gewesen.
Noch nie zuvor hat eine bayerische Kriminalitätsstatistik so scharf zwischen deutschen, nichtdeutschen und Tätern aus der Gruppe der Zuwanderer (Asylbewerber, Geduldete, Bürgerkriegsflüchtlinge, illegal Eingereiste, Asyl- und Schutzberechtigte) unterschieden. Die Polizei zählte im vergangenen Jahr insgesamt 27 427 tatverdächtige Zuwanderer, die mindestens ein nicht-ausländerrechtliches Delikt begangen haben, wie es in dem Bericht heißt. Das waren 4,2 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Anteil der tatverdächtigen Zuwanderer an allen Tatverdächtigen lag bei 10,3 Prozent und damit 0,7 Prozentpunkte über dem Wert von 2016. Syrische und afghanische Zuwanderer seien laut Herrmann bei Rohheitsdelikten wie Körperverletzung und Raub überproportional vertreten.
Zusätzliches Sicherheitspersonal
Viele der Opfer sind andere Zuwanderer. So wurden 11 266 von ihnen Opfer einer schweren Straftat, wobei in 71,7 Prozent die Täter aus derselben Gruppe stammten. „Das kann uns nicht egal sein“, meinte Innenminister Herrmann. Als Konsequenz aus dieser Entwicklung sollen bayernweit in den Asylbewerberunterkünften mindestens 200 zusätzliche Sicherheitsdienstmitarbeiter eingesetzt werden.
Die Kriminalitätsstatistik 2017 weist aber auch zunehmende Deliktszahlen in bestimmten Bereichen auf. Um 26,2 Prozent auf 7666 Delikte zugenommen haben die Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung. Herrmann führte dies zum Teil auch auf rechtliche Änderungen zurück, die auch den bisherigen Tatbestand der Beleidigung auf sexueller Grundlage nunmehr als sexuelle Belästigung oder Übergriff werten.
So stiegen die im Internet begangenen Straftaten um 3,9 Prozent auf 25 832 Delikte. Die Rauschgiftkriminalität nahm um 3,8 Prozent auf 50 941 Fälle zu. Die größte Zunahme gab es bei Delikten in Zusammenhang mit Cannabis (plus 11,7 Prozent auf 31 824 Delikte). Eine Legalisierung des Cannabis-Konsums lehnte Herrmann erneut ab. Gerade Jugendliche könnten so den Eindruck gewinnen, der Konsum dieser Droge sei nicht so gefährlich.
Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) warnte besonders vor den „Neuen psychoaktiven Stoffen“(NpS), die verniedlichend als Badesalz oder Kräutermischungen angeboten würden. Sie hätten 2017 zu 37 Todesfällen geführt.