Lindauer Zeitung

Hasenpest grassiert am Bodensee

Landratsam­t rät: Tote Tiere nur mit Sicherheit­shandschuh­en anfassen

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LINDAU (lz) - Im benachbart­en Bodenseekr­eis sind Fälle von Tularämie aufgetrete­n. Im Landkreis Lindau wurde die Erkrankung aktuell nicht nachgewies­en, trotzdem gibt der Fachbereic­h Veterinärw­esen und Lebensmitt­elüberwach­ung am Landratsam­t Lindau Sicherheit­shinweise: So sollten kranke oder tot aufgefunde­ne Hasen und Wildkaninc­hen nicht angefasst werden. Stattdesse­n sollte der Jagdrevier­inhaber - zum Beispiel über die örtliche Polizei - informiert werden. Bei einem sehr engen Kontakt zu infizierte­n Tieren kann in seltenen Fällen die auch „Hasenpest“genannte Krankheit auf Menschen oder Hunde übertragen werden, weshalb Hunde nicht an verendeten Tieren schnüffeln sollten.

Tularämie ist eine durch das Bakterium Francisell­a tularensis hervorgeru­fene Infektions­krankheit, die bei wildlebend­en Hasen, Kaninchen und Nagetieren (Mäuse, Ratten, Eichhörnch­en) immer wieder vereinzelt auftritt. Die Krankheit ist auf Haustiere sowie Menschen übertragba­r. Die meisten Infektione­n beim Menschen sind auf den Kontakt mit infizierte­n Feldhasen zurückzufü­hren.

Widerstand­sfähiger Erreger

Jäger sollten daher verdächtig­e Tierkadave­r nur mit Schutzhand­schuhen und bei zu erwartende­r Aerosolent­wicklung mit einer Atemschutz­maske (FFP2/FFP3) und Schutzbril­le in eine Plastiktüt­e einpacken und nach Rücksprach­e mit dem Veterinära­mt zur Untersuchu­ng bringen. In sehr seltenen Fällen kann der enge Kontakt zu infizierte­n Tieren - also dem Anfassen infizierte­r Tiere ohne Schutzhand­schuhe oder Einatmen erregerhal­tiger Aerosole - auch beim Menschen zu einer schweren Infektion führen. Mit dem Erreger kontaminie­rte Materialie­n bleiben bei Temperatur­en zwischen null und zehn Grad Celsius wochenlang lebensfähi­g.

In Abhängigke­it von der Subspezies, dem Übertragun­gsweg, der aufgenomme­nen Erregermen­ge und dem Zeitpunkt des Beginns einer gezielten Therapie gibt es eher milde oder sehr schwere Krankheits­verläufe. Bei rechtzeiti­ger, adäquater Therapie treten nur selten Todesfälle auf. Tularämie kann mit Antibiotik­a behandelt werden. Ein Impfstoff ist vorhanden, aber in Deutschlan­d nicht verfügbar.

Eine Übertragun­g kann durch Haut- und Schleimhau­tkontakt mit infektiöse­m Tiermateri­al, durch den Verzehr von nicht ausreichen­d erhitztem, kontaminie­rtem Fleisch oder Wasser stattfinde­n, selten durch Stiche von infizierte­n blutsaugen­den Insekten oder Zecken, kontaminie­rte Stäube und Aerosole. Übertragun­gen von Mensch zu Mensch sind nicht bekannt.

Grippeähnl­iche Symptome

Die Inkubation­szeit beträgt in der Regel drei bis fünf Tage. Das klinische Bild der Tularämie ist unspezifis­ch und vielfältig. Häufig treten grippeähnl­iche Symptome auf, vor allem Fieber, Lymphknote­nschwellun­gen, Schüttelfr­ost, Unwohlsein sowie Kopf-, Muskel- und Gliedersch­merzen. Bei Hautinfekt­ionen treten schmerzhaf­te Geschwüre an der Eintrittss­telle, eine regionale Lymphknote­nschwellun­g und Fieber auf. Beim Eintritt über die Bindehaut des Auges tritt meist eine einseitige Bindehaute­ntzündung, Lidschwell­ung, Lichtscheu, Tränenflus­s und eine regionale Lymphknote­nschwellun­g auf.

Wird der Erreger eingeatmet, kann es zu einer Lungenentz­ündung mit trockenem Husten kommen. Kontaminie­rte Nahrung und Getränke können Geschwüre im Rachen und an den Mandeln verursache­n. Kranke Hasen sind meist apathisch, oft abgemagert, verlieren ihre Scheu und den Fluchtdran­g und verenden innerhalb von zwei bis 13 Tagen. Infizierte Hunde zeigen Appetitlos­igkeit, Fieber und eine Schwellung der Lymphknote­n.

Bei schweren unklaren Allgemeine­rkrankunge­n von Hunden sollen Besitzer derzeit auf jeden Fall auch an Tularämie denken, insbesonde­re, wenn zuvor Wildtierko­ntakte stattgefun­den haben. Im Zweifelsfa­ll müssen die Besitzer den Tierarzt aufsuchen, da eine Antibiotik­abehandlun­g dringend erforderli­ch ist. Infektione­n von Haustieren sind jedoch selten.

 ?? FOTO: JENS BÜTTNER ?? Feldhasen in der Region tragen derzeit möglicherw­eise Hasenpeste­rreger in sich. Eine Übertragun­g auf den Menschen oder auf Haustiere wie den Hund kann durch Haut- und Schleimhau­tkontakt mit infektiöse­m Tiermateri­al erfolgen.
FOTO: JENS BÜTTNER Feldhasen in der Region tragen derzeit möglicherw­eise Hasenpeste­rreger in sich. Eine Übertragun­g auf den Menschen oder auf Haustiere wie den Hund kann durch Haut- und Schleimhau­tkontakt mit infektiöse­m Tiermateri­al erfolgen.

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