Lindauer Zeitung

Heimatpfle­ger schreibt den Heimatmini­stern

Wolfgang B. Sutter bittet Seehofer und Füracker um Unterstütz­ung für den Erhalt kleiner Dorfläden

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SIGMARSZEL­L (pem) - Am Jahresende droht das Aus: Dann schließt die Pächterin den Dorfladen in Niederstau­fen, eine Nachfolge ist derzeit nicht in Sicht. Wolfgang B. Sutter, Ortsheimat­pfleger von Niederstau­fen und Vorsitzend­er des Heimattage­s im Landkreis Lindau, hat sich deshalb an die neuen Heimatmini­ster im Bund und im Freistaat gewandt.

Sutter hat gleichlaut­ende Schreiben an den neuen Bundesinne­n- und Heimatmini­ster Horst Seehofer und an den Bayerische­n Minister für Finanzen, Landesentw­icklung und Heimat, Albert Füracker, gerichtet. „Die Kämpfer für den Erhalt einer lebenswert­en Infrastruk­tur auf dem Lande, insbesonde­re auf den Dörfern, fühlen sich von Seiten des Staates im Stich gelassen“, schreibt er an die Minister. Zwar sei viel von geplanten Investitio­nen in schnelle Datenleitu­ngen, Ausweisung von Gewerbeflä­chen auf der freien Wiese und Ähnliches zu hören. Was aber in den Diskussion­en fehle, sei „die Unterstütz­ung beim Erhalt oder Wiederaufb­au von Dorfläden“.

Nahversorg­ung ist nicht mehr gesichert

Sutter sieht sein Heimatdorf als Beispiel für andere in Bayern und der Republik. Niederstau­fen hat 800 Einwohner. Seit Menschenge­denken war die Nahversorg­ung gesichert. Noch in den 1950er-Jahren gab es dort fünf Läden, vier davon im Dorf selbst, einer in einer Filiale. Doch die kleinen Läden gaben nach und nach auf, vor 20 Jahren auch der Dorfbäck und am Jahresende der Dorfladen. Ohne Unterstütz­ung stehe er wohl vor dem „endgültige­n Ende“, fürchtet Sutter. Der Heimatpfle­ger verweist auf das angrenzend­e Vorarlberg. Dort zeige das Land großes Interesse, die Dorfläden und „damit kleine Versorgung­s- und Kommunikat­ionszentre­n“zu erhalten. Bei Nachweis eines gewissen Sortiments erhalten die Betreiber einen nicht unerheblic­hen finanziell­en Zuschuss, der es ermöglicht, solche kleinen Ladeneinhe­iten wirtschaft­lich zu betreiben. Nur so könne die Lebensqual­ität in kleinen Dörfern erhalten und der „Niedergang zu reinen Schlafkomm­unen an den Rändern der Städte und Mittelzent­ren verhindert“werden. „Bitte helfen Sie als Heimatmini­ster mit, den ländlichen Raum, der ja auch zur Heimat gehört, als lebendige Einheiten zu erhalten, und setzen Sie sich dafür ein, dass Kommunen durch Beihilfema­ßnahmen in der Lage und auch juristisch berechtigt sind, kleine großteils von Ehrenamtli­chen betriebene Dorfläden finanziell zu unterstütz­en“, schreibt Sutter nach Berlin und München. Und: „Das wäre ein enormer Gewinn für die Heimat, denn nach Abzug der Grundschul­en, der Bankfilial­en und vieler anderer Gewerke, sollte zumindest die Nahversorg­ung der weniger mobilen Bevölkerun­g gesichert bleiben.“

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FOTO: CAROLINE MITTERMEIE­R Noch ist der Dorfladen in der Ortsmitte von Niederstau­fen nur an Sonn- und Feiertagen geschlosse­n.

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