Bodo ist noch längst nicht Alltag
Bei der E-Card hapert’s vor allem an den Lesegeräten in Bussen.
KREIS LINDAU - Mit großen Erwartungen ist der Landkreis Lindau zum Jahresbeginn Mitglied im Verkehrsverbund Bodo geworden. Für die Bürger sollte es vor allem einfacher werden, in Bus und Bahn umzusteigen – im besten Falle mit der E-Card sogar ohne Kleingeld und Papierfahrschein. 100 Tage später sind die Vorteile des Bodo noch längst nicht überall im Kreis Lindau angekommen. So fehlen in Regional- und Stadtbussen noch immer die Lesegeräte für die E-Card. Bodo-Geschäftsführer Jürgen Löffler ist durchaus selbstkritisch: „Wir haben uns den Lindau-Start auch anders vorgestellt.“Dennoch hätten die Bürger in Bayern durch den Verkehrsverbund bereits viele Vorteile.
Zwei Wochen nach dem Start am 1. Januar hatte Löfflers Stellvertreter Bernd Hasenfratz in einem LZ-Interview einen ganzen Schwung Leserfragen beantwortet. Nach dem Jahreswechsel ist das Interesse am Bodo in der Bevölkerung im Kreis Lindau durchaus groß gewesen. Aber auch erste Kritiker hatten sich gemeldet. Weil sie sich beispielsweise nicht ausreichend informiert fühlten über das neue Tarifsystem im Verkehrsverbund. Oder sie monierten, dass Einzelfahrkarten teurer wurden, weil die Bahncard in den Regionalzügen nicht mehr gilt.
Zum Punkt Informationen hatte Hasenfratz damals auf schwierige Verhandlungen mit der DB über Plakatflächen verwiesen und angekündigt, dass Bodo-Mitarbeiter ab Mitte März mit einem Info-Mobil in den Gemeinden im Kreis Lindau unterwegs sein würden, um den Bürgern Fragen zu beantworten. Infos erhalten Bodo-Nutzer aber auch heute in erster Linie übers Internet. Löffler verweist darauf, dass dies im digitalen Zeitalter eben das Informationsmittel Nummer eins sei. Dass der Bodo aber auch Faltblätter zum Verkehrsverbund in allen Verwaltungen im Kreis Lindau ausgelegt habe.
Dass die geplante Tour des InfoMobils zwischen Nonnenhorn, Scheidegg und Maierhöfen noch nicht gestartet ist, bedauert der Bodo-Geschäftsführer. Das hänge auch mit der Abstimmung mit den Gemeinden zusammen. Dass gut drei Monate nach dem Start des Verkehrsverbunds noch immer nur wenige Busfahrer im Landkreis die Fragen ihrer Kunden zum Tarifsystem spontan beantworten können, gehört für den Geschäftsführer indessen in
Bodo-Geschäftsführer Jürgen Löffler
den Bereich „Lernprozesse“: Beim Bodo-Start 2004 in Ravensburg und Friedrichshafen habe das auch einige Zeit gedauert.
Leichtes Einchecken derzeit nur an Bahnhöfen
Wichtig ist Hasenfratz Anfang Januar die neue E-Card für sogenannte Gelegenheitsfahrer – also ÖPNVNutzern ohne Monatskarte – gewesen: Diese ist nach jahrelanger Vorbereitung zum Jahreswechsel im gesamten Gebiet des Verkehrsverbunds eingeführt worden. Die ECard erleichtert das Fahren mit Bus und Bahn: Man braucht kein passendes Kleingeld im Portemonnaie und muss an keinem Automaten anstehen, um einen Papierfahrschein zu lösen. Vor dem Einsteigen kurz die Bodo-Karte ans E-Card-Terminal halten, beim Verlassen von Zug oder Bus das Gleiche zum Aus-Checken. Das liest sich gut und ist auch einfach – vorausgesetzt, es gibt ein betriebsbereites Lesegerät. An den Bahnhöfen in Wasserburg und Hergatz sind die ersten Geräte jedoch bereits wegen technischer Probleme ausgefallen.
Und wer im Kreis Lindau mit Regionaloder Stadtbus unterwegs ist, muss auf diesen Vorteil noch viele Monate warten. Für die RBA-Busse sind diese Terminals zwar bestellt, wie der Verkehrsexperte des Landratsamtes,
Eduard Stützle
Eduard Stützle, der LZ auf Nachfrage zusichert. Doch die Lieferzeiten sind lang. „Das liegt am Hersteller, nicht an der RBA“, betont Stützle.
Und weil die Regierung von Schwaben dem Lindauer Stadtbus eine eigene Ausschreibung für dieses Geräte vorgeschrieben hat, wird es noch deutlich länger dauern, bis ein problemloses Check-in/Check-out auch in den türkis-farbenen Bussen möglich ist: Betriebsleiter René Pietsch befürchtet, dass es angesichts von 110 Tagen EU-weiter Ausschreibung und langen Lieferzeiten bis zum Sommer 2019 dauern kann. Das sei aber nun nicht Schuld des Verkehrsverbunds, betont der BodoGeschäftsführer im LZ-Gespräch. Es sei vielmehr den Ausschreibungsvorgaben geschuldet.
„Wir haben uns den Lindau-Start auch anders vorgestellt.“ „Das liegt am Hersteller, nicht an der RBA.“
Mit eCard auch Rabatt im Lindauer Stadtbus
Dass von den seit Januar im Verbundsgebiet ausgegebenen 7600 ECards nur 235 von Bürgern aus dem Kreis Lindau beantragt wurden, kann Löffler zwar nachvollziehen. Aber er verweist darauf, dass ECard-Besitzer auch im Kreis Lindau von den Preisvorteilen dieser digitalen Karte profitieren: Wer sie im RBA-Bus vorzeige, erhalte dort genauso 20 Prozent Rabatt auf seinen Papierfahrschein wie im Lindauer Stadtbus: „Unsere Automaten haben eine Rabatttaste für E-Card-Inhaber“, bestätigt auch dessen Betriebsleiter Pietsch. Das sei nur leider viel zu wenigen Lindauern bekannt.
Nach 100 Tagen Verkehrsverbund im Landkreis Lindau ist die Bilanz für den Bodo-Geschäftsführer deshalb klar: „Für uns, den Bodo, ist der Beitritt Lindaus ein Erfolg.“Und für die Kunden auch, fügt Löffler an – angesichts zahlreicher Vorteile wie günstigere Abo-Karten für Pendler und ältere Bodo-Nutzer oder die Möglichkeit, mit den Schülermonatskarten auch in der Freizeit unterwegs zu sein. Vielleicht sei der Beitritt Lindaus „nicht ganz optimal“gestartet. „Aber wir kriegen’s hin“, zeigt sich der Bodo-Chef überzeugt.