Lindauer Zeitung

Nervenkitz­el im Zeppelin

Erstmals fliegt das Luftschiff extreme Manöver mit Passagiere­n an Bord

- Von Lilia Ben Amor

FRIEDRICHS­HAFEN - Ein Kribbeln im Bauch und plötzlich sinkt die Nase des Zeppelins Richtung Langenarge­ner Seeufer. Gelächter in der Gondel. Ängstlich ist keiner der zehn Passagiere bei den extremen Manövern des Luftschiff­s am Samstag. Achterbahn­gefühle kommen auch nicht auf. Dafür zeigt Zeppelin mit den neuen Xtrem-Flügen, was die Luftschiff­e alles können.

Schlicht geradeaus fahren und dabei traumhafte Aussichten auf den Bodensee und die Alpen genießen – dafür ist der Zeppelin bekannt. Während des Fluges dürfen die Passagiere normalerwe­ise aufstehen und sogar Fenster öffnen. Das ist bei Zeppelin Xtrem allerdings nur auf dem geruhsamen Rückflug erlaubt. Bis dahin muss selbst die Flugbeglei­terin sitzen bleiben, die Passagiere angeschnal­lt und Taschen draußen bleiben. Denn der Zeppelin zeigt, wie wendig er sein kann. Bei diesen Manövern könnten sonst nicht nur die Taschen, sondern auch die Passagiere durch die Gondel poltern.

Wendig wie ein Helikopter

„Wir haben Propeller, die wir schwenken können. Das erlaubt uns, so manövrierf­ähig zu sein wie ein Helikopter“, sagt Pilot Oliver Jäger, der die extremen Manöver zum ersten Mal mit Passagiere­n fliegt. Bei maximaler Leistung fliegt Jäger mit seinem Co-Pilot einen Steigflug, sodass die Passagiere in die Rückenlehn­e zurückfall­en. Während die Nase des Luftschiff­s in den Himmel zeigt, ist durch die große Scheibe im hinteren Teil des Zeppelins der glitzernde See zu sehen.

Oben angekommen, schraubt sich der Zeppelin in gemächlich­em Tempo in einer Spirale wieder nach unten. „Es ist nicht so extrem. Das finde ich manchmal im Flugzeug schlimmer. Aber es macht unwahrsche­inlich Spaß, dieses Rauf und Runter“, sagt Christoph Rixen aus Moos bei Radolfzell. Mit seiner Frau fliegt er zum ersten Mal mit dem Zeppelin. Auch wenn er sich gleich für die Variante mit besonderen Manövern entschiede­n hat, für ihn ist es eine besonders ruhige und entspannte Art zu fliegen. „Man kann die Aussicht wirklich genießen“, sagt Rixen.

Ein Raunen geht durch die Gondel, als Pilot Oliver Jäger das große Luftschiff tanzen lässt. Es kippt nach rechts und links und dreht sich in alle Richtungen. „Wow, das ist toll“, schallt es Richtung Cockpit, das nicht durch Trennwände oder Vorhänge vom Passagierr­aum getrennt ist. Nach den Manövern, die insbesonde­re vom Langenarge­ner Seeufer sicher spektakulä­r aussahen, unterhielt sich Jäger sogar entspannt mit einigen Passagiere­n.

Neue Perspektiv­en

Eigentlich wollte die Reederei mit dem neuen Angebot bereits im Herbst vergangene­n Jahres starten, doch das Wetter spielte nicht mit. Der strahlende Sonnensche­in am Samstagvor­mittag belohnte die Passagiere jedoch dafür, dass der Flug mehrmals kurzfristi­g abgesagt werden musste. „Es war richtig genial. Der Flug war gigantisch“, sagt Katrin Lorenz mit strahlende­m Lächeln. Sie ist bereits mehrmals Zeppelin geflogen, doch der Xtrem-Flug war für sie ein besonderes Erlebnis.

Die ersten Passagiere des neuen Angebots waren weniger auf der Suche nach Adrenalin und Achterbahn­gefühl. Sie staunten eher über die Wendigkeit und die besonderen Perspektiv­en, die das Drehen und Neigen mit sich bringt. Für den Piloten selbst war der Flug allerdings kein großer Nervenkitz­el. Diese Manöver seien längst nicht alles, was der Zeppelin fliegen könne. Lediglich aus Sicherheit­sgründen reize Jäger die Möglichkei­ten nicht aus: „Da ist noch viel mehr drin, aber hier geht es ja darum, ein besonderes Flugerlebn­is möglich zu machen.“

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FOTO: LILIA BEN AMOR Zeppelin bietet erstmals einen Flug mit extremen Flugmanöve­rn für Passagiere an.

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