Müll in Wiesen macht Kühe krank
Viele Bauern im Allgäu müssen den Unrat einsammeln, den andere wegwerfen
OBERALLGÄU/KEMPTEN (jaj) - Ein halber Eimer voller kleiner Schnapsfläschchen – so viel kann schon mal zusammenkommen, wenn Rita Ott auf ihren Feldern in Kempten Müll sammelt. Manchmal findet die Landwirtin auch ganze Tüten voller Hausmüll. Ein Ärgernis, das sie und viele ihrer Kollegen zum regelmäßigen Abfallsammeln zwingt. Ein gefährliches Ärgernis sogar – nämlich dann, wenn Metall, Alu oder Plastik im Futter von Kühen landet. Der Unrat ist nicht das einzige Problem: Auch Hinterlassenschaften von Hunden können das Vieh krank machen.
„Laien ist zu wenig bewusst, dass auf den Weiden das Futter der Kühe wächst“, sagt Teo van Halsema, Leiter der Kemptener Geschäftsstelle des Tiergesundheitsdienstes Bayern. Ob Müll oder Hundekot – Verunreinigungen wirken sich ihm zufolge immer negativ auf die Tiere aus. Kleine Drahtstücke zum Beispiel. Diese bleiben meist im Netzmagen stecken, also einem der Vormägen der Kuh. Es könne passieren, dass das spitze Ende des Drahtes diesen durchsticht und den Herzbeutel beschädigt. Die mögliche Folge: eine Entzündung und schließlich ein todkrankes Tier, das nicht mehr zu retten ist.
Gelangt Hundekot ins Futter der Kuh, kann diese zum Beispiel Salmonellen bekommen, erklärt van Halsema. Auch wenn nur ein Tier betroffen ist, wird der Betrieb gesperrt, darf keine Milch mehr liefern. Für den Bauern ein wirtschaftlicher Schaden. Zudem bestehe die Gefahr, dass über den Hundekot Parasiten übetragen werden.
Rita Ott hat selbst keine Kühe mehr. Sie weist aber auf eine weitere Gefahr hin: Dass größere Gegenstände die Maschinen der Landwirte beschädigen können. Zum Beispiel wenn der Hundebesitzer mit seinem Vierbeiner Stöckchen spielt, ein großes Exemplar aber einfach liegen bleibt. Ein Ärgernis ist der Müll – ja, sagt Ott. Doch er habe ihr auch positive Momente beschert. Ein Mann, der sie einmal beim Einsammeln beobachtet hat, brachte ihr eine Schachtel Pralinen. Auch andere Passanten hätten sich bei ihr bedankt, dass sie den Unrat anderer Leute aufsammele.
Kühlschrank im Wald
Müll in der Landschaft ärgert auch Helmut Fichtweiler. Er ist Umweltbeauftragter der Gemeinde Waltenhofen. Vor allem im Oberdorfer Wald findet er regelmäßig Abfall, sagt er. Die Liste ist lang: Elektroschrott, ein ausrangierter Rasenmäher, ein Einkaufswagen voller Leergut, ein Kühlschrank. Sogar ein alter Grabstein sei einmal dabei gewesen. „Das verstehe ich nicht“, sagt Fichtenweiler: Warum fahren die Menschen ihren Abfall in den Wald und nicht zum Wertstoffhof? Auch für ihn eine Herzensangelegenheit: der Appell an die Hundebesitzer. Im Erholungsgebiet rund um den Niedersonthofener See seien viele Spaziergänger mit ihren Vierbeinern unterwegs. „Diese sollen bitte die Hinterlassenschaften ihrer Tiere mitnehmen und in der Hundetoilette entsorgen.“Damit das Vieh nicht krank werde, sagt der Waltenhofener Umweltbeauftragte. „Ich denke, das ist keine große Kraftanstrengung.“Denn, das betonen alle: Viele Spaziergänger verhalten sich ja vorbildlich – und entsorgen Müll und Hundekot dort, wo er hingehört.