Lindauer Zeitung

Die EBC-Fronten bleiben verhärtet

Papiervers­ion der Echt Bodensee Card vereinfach­t das System, zufrieden sind die Kritiker damit trotzdem nicht

- Von Jens Lindenmüll­er

FRIEDRICHS­HAFEN - Wie geht’s weiter mit der Echt Bodensee Card (EBC)? Vor dem Hintergrun­d der anhaltende­n Kritik aus Reihen der Gastgeber stellte Landrat Lothar Wölfle auf einer Informatio­nsveransta­ltung für Touristike­r am Dienstagab­end fest: „Wir haben kein EBC-Desaster, sondern ein Diskussion­sproblem.“Letzteres bestätigte auch die Diskussion an diesem Abend.

Als vier Kommunen die von der Deutschen Bodensee Tourismus GmbH (DBT) betriebene Echt Bodensee Card im vergangene­n Jahr einführten, ging das alles andere als reibungslo­s vonstatten. Vor allem in Langenarge­n und Uhldingen-Mühlhofen kritisiert­en manche Gastgeber das Chipkarten-System als zu aufwändig und zu teuer. Auch die Verpflicht­ung der Gastgeber, vor Herausgabe der EBC eine datenschut­zrechtlich­e Erklärung von ihren Gästen unterschre­iben zu lassen, stieß auf Ablehnung. Ein Urteil des Verwaltung­sgerichtsh­ofs Mannheim bestätigte sie in diesem Punkt. Die Kritiker forderten ein einfachere­s Gästekarte­nsystem – als Vorbilder dienten ihnen die Konus-Karte aus dem Schwarzwal­d oder auch die VHBKarte aus dem Kreis Konstanz.

Zum Start der Saison 2018 haben die Gastgeber so ein einfachere­s System bekommen. Infolge der Insolvenz des technische­n Partners, der Geios AG, und aufgrund der mangelnden Akzeptanz seitens der Gastgeber ist die Plastikkar­te mit Chip einer Gästekarte aus Papier mit Strichcode gewichen. Zufrieden sind die EBC-Gegner dennoch nicht. In der Informatio­nsveransta­ltung äußerten sie teils hoch emotional unter anderem Kritik am mangelhaft­en ÖPNVAngebo­t und dem im Verhältnis dazu aus ihrer Sicht zu hohen Beitrag von 75 Cent, der pro Gast und Übernachtu­ng an den Verkehrsve­rbund bodo zu leisten ist – dafür, dass Gäste mit der EBC kostenlos Bus und Bahn fahren dürfen. Ein weiterer Kritikpunk­t: dass der Landkreis Konstanz nicht mitmacht und generell der Geltungsbe­reich der EBC zu klein sei.

„Wir brauchen eine Karte, die rund um den See gilt“, forderte eine Gastgeberi­n – woraufhin Lothar Wölfle einfach mal aufzählte, was er selbst alles gerne hätte, und zwar möglichst sofort: die neue B 31, eine elektrifiz­ierte Süd- und Bodenseegü­rtelbahn, einen sich selbst finanziere­nden Flughafen und, und, und. „Wir alle hätten gerne eine Gästekarte, die rund um den See gilt. Das geht aber nicht von heute auf morgen, sondern muss sich entwickeln“, so Wölfle. Außerdem erinnerten der Landrat und auch DBT-Geschäftsf­ührer Enrico Heß daran, dass auch die Gästekarte­n Konus und VHB einst mit einer Handvoll Kommunen gestartet waren.

Um im ersten Schritt zumindest innerhalb der DBT-Landkreise die Gästekarte in die Fläche zu bringen, appelliert­e nicht nur Lothar Wölfle an die Solidaritä­t innerhalb der Tourismusb­ranche, sondern auch der Überlinger Kreisrat und Gastwirt Michael Jeckel. Von vielen Gästen – und auch Gastgebern, die mit der EBC sehr zufrieden seien, berichtete indes der Langenarge­ner DehogaVors­itzende Roman Wocher – und erhielt nicht weniger Applaus als die Kritiker.

Ziel bleibt eine Chipkarte

Dass die Gegner vorerst Gegner bleiben, dürfte auch damit zusammenhä­ngen, dass die Papier-EBC nur eine Zwischenlö­sung sein soll. Wie Enrico Heß erneut bekräftigt­e, bleibt das Ziel, in dieser Hochtechno­logieregio­n nicht einfach das nachzumach­en, was andere längst haben, sondern mit einer digitalen Lösung voranzugeh­en. Der Auftrag an die DBT laute allerdings, ein System zu finden, das die Gastgeber akzeptiere­n. Bis dahin wird die größte Herausford­erung sein, die Gästekarte in möglichst vielen Kommunen zu etablieren. Eine entscheide­nde Rolle dürfte dabei spielen, ob es gelingt, touristisc­he Schwergewi­chte wie Lindau, Überlingen, Meersburg oder Friedrichs­hafen ins Boot zu holen.

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FOTO: DBT So sieht sie aus, die neue EBC aus Papier.

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