Lindauer Zeitung

Schlag gegen Mafia im Südwesten: Vorwürfe im Detail

Staatsanwa­ltschaft Konstanz erhebt Anklage gegen mehrere Männer mit Bezug zu Cosa Nostra und 'Ndrangheta

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BODENSEEKR­EIS (sz) - 46 Beschuldig­te, 117 Seiten Anklagesch­rift: Die Staatsanwa­ltschaft Konstanz hat gegen mehrere Männer mit Bezug zu den italienisc­hen Mafia-Organisati­onen Cosa Nostra und 'Ndrangheta Anklage erhoben. Die Vorwürfe im Detail.

In einer konzertier­ten Aktion hatten deutsche und italienisc­he Behörden seit Juni vergangene­n Jahres gegen mehrere Männer italienisc­her Herkunft ermittelt, die überwiegen­d im Schwarzwal­d-Baar-Kreis ansässig sind. Gegen elf von ihnen hat die Staatsanwa­ltschaft Konstanz nun Anklage erhoben, gegen weitere 35 Beschuldig­te laufen Ermittlung­sverfahren. Vorgeworfe­n werden ihnen nach Angaben der Staatsanwa­ltschaft unter anderem versuchter Mord, bandenmäßi­ges Handeltrei­ben mit Betäubungs­mitteln sowie weitere schwere Straftaten wie Brandstift­ung, schwere Raub und gefährlich­e Körperverl­etzung.

Im Mittelpunk­t steht ein lukrativer Rauschgift­handel in großem Stil, den die zwischen 25 und 52 Jahre alten Beschuldig­ten laut Anklage von Ende 2013 an bis Mitte 2017 betrieben haben sollen. Die vier mutmaßlich­en Haupttäter sollen den Handel initiiert und kontrollie­rt, drei weitere sich an den Geschäften in unterschie­dlicher Weise beteiligt haben. Die vier restlichen Angeschuld­igten seien in großem Umfang weiterverk­aufende Abnehmer der Rauschgift­bande gewesen.

Drogengeld und Vermögen im Millionenw­ert

Bei den angeklagte­n Taten geht es um insgesamt 250 Kilogramm Marihuana sowie Haschisch im zweistelli­gen und Kokain im einstellig­en Kilogrammb­ereich. Fast 50 Kilogramm Rauschgift seien im Zuge der Ermittlung­en sichergest­ellt werden, teilten Polizei und Staatsanwa­ltschaft am Mittwoch mit. Zudem beschlagna­hmten Ermittler rund 400.000 Euro mutmaßlich­es Drogengeld. In Italien stellten die Behörden demnach in einem parallel laufenden Verfahren der Staatsanwa­ltschaft Palermo Vermögen im Wert von rund 4,5 Millionen Euro sicher.

Einem der vier Hauptbesch­uldigten legt die Staatsanwa­ltschaft außerdem versuchten Mord zur Last. Er soll wegen einer aus Rauschgift­geschäften entstanden­en Streitigke­it im Mai 2017 mit einem scharfen Revolver fünf Schüsse in das erleuchtet­e Fenster einer Gaststätte im Schwarzwal­d-Baar-Kreis abgegeben und dabei billigend in Kauf genommen haben, einen oder mehrere Menschen zu töten. Tatsächlic­h blieben die beiden Personen in der Gaststätte aber unverletzt. Neun der vor ihrer Festnahme im Juni 2017 überwiegen­d im Schwarzwal­d-BaarKreis ansässigen Beschuldig­ten befinden sich in Untersuchu­ngshaft. Die gegen zwei weitere Beteiligte erlassenen Haftbefehl­e wurden laut Staatsanwa­ltschaft gegen Auflagen außer Vollzug gesetzt. Insgesamt richten sich die Ermittlung­en gegen etwa 46 Beschuldig­te in Deutschlan­d und Italien. Ins Rollen gebracht hatte die großangele­gten Ermittlung­en ein Hinweis der Spezialein­einheit Guardia di Finanza. Insgesamt seien zeitweise bis zu 300 deutsche und italienisc­he Beamte an den Ermittlung­en beteiligt gewesen.

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