Lindauer Zeitung

Kommissar Rainer Zufall ermittelt wieder

In Edi Grafs neuestem Krimi „Russlandcu­p“geht’s reichlich schräg zu

- Von Brigitte Geiselhart

FRIEDRICHS­HAFEN - Mord. Ein besonders scheußlich­er Mord dazu. Wer anders als ein krankes Gehirn, käme schon auf die Idee, einem Keeper der deutschen Fußballnat­ionalmanns­chaft einen aufgeschli­tzten Fußball übers leichenbla­sse Gesicht zu stülpen und ihn auf dem Elfmeterpu­nkt abzulegen – zumal, wenn es sich bei der vermeintli­chen Tatwaffe auch noch um einen offizielle­n Spielball der Fußball-WM 2018 handelt. Natürlich ist es alles andere als Zufall, dass „Kommissar“Rainer Zufall, der in Wirklichke­it ein richtiger Antiheld ist, bei seinen Ermittlung­en auf einen Dopingsump­f trifft, der sogar die Weltmeiste­rschaft in Russland in Gefahr bringen könnte.

Achtung skurril! Mit seinem neuesten Krimi „Russlandcu­p“ist Edi Graf wieder auf Mördersuch­e, und er hat sich wiederum ein sportliche­s Großereign­is als gedanklich­es Gerüst aufgebaut. Nichts Neues für ihn. Schon 2010 hatte er in seinen Büchern blutrünsti­ge Handlungen rund um die Fußballwel­tmeistersc­haft in Südafrika und vor zwei Jahren um die Olympische­n Spiele in Brasilien gestrickt. Aber diesmal wird alles ein wenig anders – reichlich schräg und kurios. Grafs eigentlich­e Serienheld­in, die Tübinger Journalist­in Linda Roloff, hat diesmal Pause, dafür darf sich der gute Rainer Zufall auf tierische Helfer wie den Leichenspü­rgeier „Wallander“und die Hyäne „Kurt“, natürlich auf den Smart fahrenden, aus Friedrichs­hafen stammenden Pathologen „Dr. James Smrt“verlassen, und er darf sich mit Fußballgrö­ßen wie „Marzipan Steinschwe­iger“und anderen auseinande­rsetzen. Ähnlichkei­ten mit realen Personen? Keine.

Heimatbezu­g ist Ehrensache

Mord ist sein Hobby. „Schreiben in allen Lebenslage­n“ist seine Devise. Zum Beispiel an langen Abenden im Hotel, wenn Edi Graf als Moderator der „Egerländer Musikanten“mal wieder auf Tournee ist. Sein frevelhaft­es Geschehen hat er in früheren Büchern auch gern im schwarzen Kontinent abspielen lassen. Dass der gebürtige Häfler in seinen Romanhandl­ungen auch Bezug auf seine schwäbisch­e Heimat nimmt, ist für ihn Ehrensache. Jetzt also wieder ein Fußballkri­mi. Ob Edi Graf damit auch zum ultimative­n Sportfan geworden ist? „Eher nicht“, meint er schmunzeln­d. Von jung auf galt seine Leidenscha­ft der Musik, er spielte im Stadtorche­ster Friedrichs­hafen und im Musikverei­n Jettenhaus­en. Im August 1982, kurz nach seinem Abitur am Karl-Maybach-Gymnasium, schrieb er mit „Oben ohne“sein erstes Mundart-Hörspiel und hatte damit gleich beim damaligen Südwestfun­k Erfolg. Nach der Bundeswehr­zeit studierte Graf Literaturw­issenschaf­ten an der Universitä­t Tübingen und blieb schon während der Studienzei­t mit dem Südwestfun­k verbunden. Er arbeitet erfolgreic­h als freier Autor und Radiojourn­alist. Bei vielen Hafenkonze­rten im Graf-Zeppelin-Haus war er mit von der Partie, zuerst als Musiker, dann als Aufnahmele­iter und später als Redakteur und Moderator. Auch wenn er mittlerwei­le mit Frau und Tochter in Wurmlingen bei Tübingen lebt, so bleibt er doch bekennende­r Häfler, wie Edi Graf gerne zugibt. 2005 veröffentl­ichte er seinen Erstlingsk­rimi „Nashornfie­ber“, gefolgt von „Löwenriss“, „Elefanteng­old“, „Leopardenj­agd“, „Bombenspie­l“, „Verschlepp­t“, „Kriminalpo­lka“und „Bombenlauf“.

Kann es sein, dass man als verdeckter Ermittler die Chance bekommt, in einem Confed-Cup-Spiel als Mitglied der russischen Mannschaft gegen die Portugiese­n und den schönen Ronaldo anzutreten? Aber sicher. Sicher ist aber auch, dass derjenige, der Edi Grafs „Russlandcu­p“in die Hand nimmt, den Krimi garantiert vor Beginn der Fußball-WM ausgelesen hat.

Edi Grafs Roman „Russlandcu­p“ist im Gmeiner Verlag erschienen. ISBN: 978-3-8392-2253-9. Preis 12 Euro. Zur Autorenles­ung wird am Dienstag, 17. April, um 20 Uhr nach Kressbronn ins Schloss Gießen eingeladen.

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FOTO: BRIGITTE GEISELHART Kann ein Fußball zur mörderisch­en Tatwaffe werden? Die Auflösung gibt’s in Edi Grafs skurrillem Krimi „Russlandcu­p“. Unser Bild entstand nicht am Tatort, sondern in Friedrichs­hafen.

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