Lindauer Zeitung

Bürger wollen keine Ampeln am Berliner Platz

Meinungsbi­ld beim Infoabend der SPD zum Lindauer Verkehrskn­oten ist eindeutig

- Von Dirk Augustin

LINDAU - Dass Fachbüros einen Umbau des Berliner Platzes in eine große Ampelkreuz­ung nahelegen, gefällt vielen Lindauer nicht. Das wurde beim Infoabend der SPD am Donnerstag deutlich. Autofahrer können sich das gar nicht vorstellen. Lediglich Fußgänger und Radfahrer finden diesen Vorschlag nicht schlecht.

Knapp 50 Interessie­rte haben auf Einladung der SPD gehört, wie Kai Kattau, der als Werkleiter der Gartenund Tiefbaubet­riebe (GTL) für das Projekt verantwort­lich ist, die verschiede­nen Ideen für den Berliner Platz vorgestell­t hat. Die Zahlen schwanken je nach Untersuchu­ng, aber zwischen 30 000 und 40 000 Autos befahren im Durchschni­tt am Tag diesen Kreisverke­hr. Stadt Lindau und staatliche­s Bauamt Kempten befassen sich deshalb schon seit Jahren mit der Frage, wie man den Platz am besten umbaut, damit er seine Rolle als Verkehrskn­otenpunkt in Lindau besser gerecht wird.

Aber erst seitdem feststeht, dass der neue Bahnhof tatsächlic­h im Dezember 2020 dort eröffnet wird und eine Zufahrt braucht, kommt Bewegung in die Überlegung­en. Der lange verfolgte und vom Stadtrat beschlosse­ne sogenannte Fly Under steht inzwischen nicht mehr ganz oben auf der Liste. Kattau erläuterte, dass es sich bei mehr als 60 Meter Länge rechtlich nicht mehr um eine Unterführu­ng, sondern um einen Tunnel handele, für den entspreche­nde Sicherheit­seinrichtu­ngen nötig sind. Deshalb würden für diesen Tunnel nicht nur viele Platanen gefällt werden müssen, er werde auch sehr teuer. Zudem wären die Bauarbeite­n sehr aufwendig, sodass der Berliner Platz möglicherw­eise für lange Zeit nicht befahrbar sein würde.

Hinzu kommt, dass Baugebiet Vier-Linden-Quartier auf dem früheren Cofely-Grundstück und Erweiterun­g des Lindaupark­s neue Anforderun­gen stellen. Die zu erwartende­n Verkehrsza­hlen sind laut Kattau in den Modellen zwar enthalten. Es gehe aber auch um die Frage, wie man am besten ein gutes Stadtbild für das ganze Viertel erreicht.

Stadt und Staatliche­s Bauamt werden den Tunnel deshalb vorerst nicht weiterplan­en. Bleibt vorerst die Idee einer Ampelkreuz­ung. Die gefällt aber nicht nur kaum Stadträten, auch die Bürger zweifeln offensicht­lich an, dass der Verkehr an diesem Platz mit Ampeln wirklich einigermaß­en staufrei ablaufen kann. Viele Wortmeldun­gen am Donnerstag machten deutlich, wie kritisch Anlieger und Autofahrer das sehen.

Andere Ideen der Fachleute scheiden laut Kattau aus verschiede­nen Gründen aus. Ein Kreisverke­hr mit Umfahrunge­n oder ein sogenannte­r Turbokreis­el können ebenfalls keine Dauerlösun­g sein. Da aber die Zeit bis zur Eröffnung des Bahnhofs drängt, setzt die Stadt auf den Turbokreis­el, um den Berliner Platz zumindest vorübergeh­end so weit zu ertüchtige­n, dass sich die Lage dort nicht noch weiter verschlech­tert.

So gab es im Köchlin Fragen und Kritik zu Details. Offensicht­lich haben die Lindauer aber eingesehen, dass eine Übergangsl­ösung nötig ist. Kattau sagte, dass die Verkehrspl­aner inzwischen den sogenannte­n Turbokreis­el bevorzugen. Dabei müssen sich Autofahrer vor der Einfahrt in den Kreisverke­hr entscheide­n, wo sie wieder ausfahren wollen.

Tunnel wäre für Autofahrer besser, Ampeln für Fußgänger

Auf oft humorvolle Weise hob Kattau die Vor- und Nachteile der verschiede­nen Lösungen hervor. Denn es ist klar, dass der Tunnel die beste Lösung für Autofahrer wäre, weil deren Verkehr sehr flüssig würde. Für Fußgänger und Radfahrer brächte der Tunnel aber zusätzlich­e Probleme. Dabei umfahren viele Radfahrer den Bereich heute schon weiträumig. Das wird aber schwierig, wenn sie künftig zum Bahnhof müssen. Für die schwachen Verkehrste­ilnehmer hätte eine Ampelkreuz­ung deshalb viele Vorteile.

Langfristi­g setzt Kattau auf einen Wettbewerb der Städteplan­er, den die Stadt nach gesetzlich­en Vorschrift­en vorbereite­t. 2020 soll der Stadtrat dann unter den Vorschläge­n der Planer den aussuchen, nach dem Lindau den Berliner Platz umbauen will. Kattau hofft dabei auf einen Entwurf, der den Verkehr flüssig laufen lässt und gleichzeit­ig den zentralen Platz so aufwertet, dass man sich dort wieder gerne aufhält.

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FOTO: CLBX Wer als Gartenbesi­tzer nur einen Teil seiner Wiese mäht, oder einen Blühstreif­en stehen lässt, leistet einen Beitrag zum Artenschut­z.
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PLAN: GTL So ähnlich soll das Umfeld des Berliner Platzes aussehen, bis eine endgültige Lösung gebaut ist: Der eigentlich­e Bahnhof mit drei Gleisen und einem Verbindung­ssteg (unten) bekommt eine Zufahrt gegenüber dem Buttlerhüg­el (rechts). Entlang der Straße...

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