Bürger wollen keine Ampeln am Berliner Platz
Meinungsbild beim Infoabend der SPD zum Lindauer Verkehrsknoten ist eindeutig
LINDAU - Dass Fachbüros einen Umbau des Berliner Platzes in eine große Ampelkreuzung nahelegen, gefällt vielen Lindauer nicht. Das wurde beim Infoabend der SPD am Donnerstag deutlich. Autofahrer können sich das gar nicht vorstellen. Lediglich Fußgänger und Radfahrer finden diesen Vorschlag nicht schlecht.
Knapp 50 Interessierte haben auf Einladung der SPD gehört, wie Kai Kattau, der als Werkleiter der Gartenund Tiefbaubetriebe (GTL) für das Projekt verantwortlich ist, die verschiedenen Ideen für den Berliner Platz vorgestellt hat. Die Zahlen schwanken je nach Untersuchung, aber zwischen 30 000 und 40 000 Autos befahren im Durchschnitt am Tag diesen Kreisverkehr. Stadt Lindau und staatliches Bauamt Kempten befassen sich deshalb schon seit Jahren mit der Frage, wie man den Platz am besten umbaut, damit er seine Rolle als Verkehrsknotenpunkt in Lindau besser gerecht wird.
Aber erst seitdem feststeht, dass der neue Bahnhof tatsächlich im Dezember 2020 dort eröffnet wird und eine Zufahrt braucht, kommt Bewegung in die Überlegungen. Der lange verfolgte und vom Stadtrat beschlossene sogenannte Fly Under steht inzwischen nicht mehr ganz oben auf der Liste. Kattau erläuterte, dass es sich bei mehr als 60 Meter Länge rechtlich nicht mehr um eine Unterführung, sondern um einen Tunnel handele, für den entsprechende Sicherheitseinrichtungen nötig sind. Deshalb würden für diesen Tunnel nicht nur viele Platanen gefällt werden müssen, er werde auch sehr teuer. Zudem wären die Bauarbeiten sehr aufwendig, sodass der Berliner Platz möglicherweise für lange Zeit nicht befahrbar sein würde.
Hinzu kommt, dass Baugebiet Vier-Linden-Quartier auf dem früheren Cofely-Grundstück und Erweiterung des Lindauparks neue Anforderungen stellen. Die zu erwartenden Verkehrszahlen sind laut Kattau in den Modellen zwar enthalten. Es gehe aber auch um die Frage, wie man am besten ein gutes Stadtbild für das ganze Viertel erreicht.
Stadt und Staatliches Bauamt werden den Tunnel deshalb vorerst nicht weiterplanen. Bleibt vorerst die Idee einer Ampelkreuzung. Die gefällt aber nicht nur kaum Stadträten, auch die Bürger zweifeln offensichtlich an, dass der Verkehr an diesem Platz mit Ampeln wirklich einigermaßen staufrei ablaufen kann. Viele Wortmeldungen am Donnerstag machten deutlich, wie kritisch Anlieger und Autofahrer das sehen.
Andere Ideen der Fachleute scheiden laut Kattau aus verschiedenen Gründen aus. Ein Kreisverkehr mit Umfahrungen oder ein sogenannter Turbokreisel können ebenfalls keine Dauerlösung sein. Da aber die Zeit bis zur Eröffnung des Bahnhofs drängt, setzt die Stadt auf den Turbokreisel, um den Berliner Platz zumindest vorübergehend so weit zu ertüchtigen, dass sich die Lage dort nicht noch weiter verschlechtert.
So gab es im Köchlin Fragen und Kritik zu Details. Offensichtlich haben die Lindauer aber eingesehen, dass eine Übergangslösung nötig ist. Kattau sagte, dass die Verkehrsplaner inzwischen den sogenannten Turbokreisel bevorzugen. Dabei müssen sich Autofahrer vor der Einfahrt in den Kreisverkehr entscheiden, wo sie wieder ausfahren wollen.
Tunnel wäre für Autofahrer besser, Ampeln für Fußgänger
Auf oft humorvolle Weise hob Kattau die Vor- und Nachteile der verschiedenen Lösungen hervor. Denn es ist klar, dass der Tunnel die beste Lösung für Autofahrer wäre, weil deren Verkehr sehr flüssig würde. Für Fußgänger und Radfahrer brächte der Tunnel aber zusätzliche Probleme. Dabei umfahren viele Radfahrer den Bereich heute schon weiträumig. Das wird aber schwierig, wenn sie künftig zum Bahnhof müssen. Für die schwachen Verkehrsteilnehmer hätte eine Ampelkreuzung deshalb viele Vorteile.
Langfristig setzt Kattau auf einen Wettbewerb der Städteplaner, den die Stadt nach gesetzlichen Vorschriften vorbereitet. 2020 soll der Stadtrat dann unter den Vorschlägen der Planer den aussuchen, nach dem Lindau den Berliner Platz umbauen will. Kattau hofft dabei auf einen Entwurf, der den Verkehr flüssig laufen lässt und gleichzeitig den zentralen Platz so aufwertet, dass man sich dort wieder gerne aufhält.