Neue Ideen fürs Beginenhaus
Der Förderverein möchte aus dem maroden Mittelalter-Gebäude in Kempten nicht nur ein Museum machen
KEMPTEN - In die Diskussion um das Kemptener Beginenhaus kommt wieder Bewegung. Der Förderverein hat ein Nutzungskonzept für das denkmalgeschützte Gebäude-Ensemble ausgearbeitet und im Kulturausschuss vorgestellt. Er möchte das „Baudenkmal Beginenhaus“an der Burgstraße zu einem Ort machen, wo man Stadtgeschichte nicht nur sehen und erleben kann, sondern auch Veranstaltungsräume einrichten. Den dahinterliegenden Nonnenturm will der Verein als Museum betreiben und ein Tagescafé einrichten.
Die neuen Ideen, die Vereinsvorsitzende Birgit Kata vorstellte, fanden bei Oberbürgermeister Thomas Kiechle und den Stadträten viel Beifall. Prompt beauftragten sie die Verwaltung, mit dem Verein ein Finanzierungsund Betriebskonzept zu entwickeln. Noch vor den Haushaltsberatungen Ende des Jahres soll es stehen und dann debattiert werden. Bevor das marode Gebäude zu neuem Leben erweckt werden kann, müsste es allerdings saniert werden – was nach jüngsten Schätzungen sieben bis acht Millionen Euro kostet. Seit Jahren wird um eine sinnvolle Nutzung des baufälligen Denkmals nahe der Illerbrücke gerungen. Es zählt zu den ältesten Gebäuden der Stadt; Teile der Mauern stammen aus dem Jahr 1357. Einst beherbergte dort eine fromme Frauengemeinschaft (die Beginen) Reisende und Pilger. Später wohnten Patrizierfamilien im Haus, die es wertvoll ausstatteten. 2005 kaufte es die Stadt. Seither gab es zwar viele Ideen, wie das historische Juwel zum Glänzen gebracht werden kann. Verwirklicht wurde aber nichts – zum Ärger vieler Kemptener. Nun also ein neuer Anlauf. Er kommt vom BeginenhausVerein, wo sich engagierte Bürger, Experten und Wissenschaftler zusammentaten, um ein schlüssiges Nutzungskonzept auszutüfteln. Dabei sollen die Gebäude die „Hauptdarsteller“sein, wie Vereinsvorsitzende Kata erklärt – gemäß dem Motto: „800 Jahre Kemptener Geschichte am authentischen Ort erleben.“Das Konzept basiert auf mehreren Säulen.
Veranstaltungsräume: Im Beginenhaus soll es mehrere Veranstaltungsräume von unterschiedlicher Größe und Ausstattung geben. Viele Vereine und Verbände hätten Interesse bekundet, versichert Kata. „Wir decken mit diesem Angebot den Bedarf nach Räumen mittlerer und kleinerer Größe ab.“
Museum: Der Verein versteht das gesamte Ensemble als Museum. Kata: „Die Häuser und ihre Ausstattung aus neun Jahrhunderten sind die wichtigsten Exponate.“In einer Ausstellung im Nonnenturm will der Verein archäologische Fundstücke aus dem Gebäude, historische Fotos und Dokumente sowie ZeitzeugenInterviews präsentieren. Das Museum soll den Sommer über an drei Tagen geöffnet sein. Führungen und pädagogische Angebote sind ebenfalls geplant.
Tagescafé: Im westlichen Gewölbe des Nonnenturms möchte der Verein ein Tagescafé einrichten und betreiben. Im Sommer gäbe es sogar Tische unter freiem Himmel.
Auch über die Finanzierung des Betriebs und des Personals hat sich der Verein Gedanken gemacht. Geld soll über Eintritte, Fördermittel, Zuschüsse, Spenden, Fundraising-Aktionen und aus der Vermietung der Veranstaltungsräume hereinkommen. Generell hofft der Verein, dass die Stadt den Betrieb unterstützt – wie es bei vergleichbaren Einrichtungen (Altstadthaus, Haus International ...) ja auch der Fall sei. Inzwischen hat ein unabhängiger Experte das neue Konzept unter die Lupe genommen: Dr. Jörg Haller. Sein Fazit: „Das hat sehr großes Potenzial und viele Stärken.“Aber es gebe auch einiges zu bedenken. Etwa die verstecke Lage am Rande des Zentrums oder das Abgeschnittensein durch die breite Burgstraße. Auch hinsichtlich der Finanzierung sei noch einiges zu klären. Zudem rät Haller, dass die Stadt die Gesamtverantwortung behält.