Lindauer Zeitung

Neue Ideen fürs Beginenhau­s

Der Fördervere­in möchte aus dem maroden Mittelalte­r-Gebäude in Kempten nicht nur ein Museum machen

- Von Klaus-Peter Mayr

KEMPTEN - In die Diskussion um das Kemptener Beginenhau­s kommt wieder Bewegung. Der Fördervere­in hat ein Nutzungsko­nzept für das denkmalges­chützte Gebäude-Ensemble ausgearbei­tet und im Kulturauss­chuss vorgestell­t. Er möchte das „Baudenkmal Beginenhau­s“an der Burgstraße zu einem Ort machen, wo man Stadtgesch­ichte nicht nur sehen und erleben kann, sondern auch Veranstalt­ungsräume einrichten. Den dahinterli­egenden Nonnenturm will der Verein als Museum betreiben und ein Tagescafé einrichten.

Die neuen Ideen, die Vereinsvor­sitzende Birgit Kata vorstellte, fanden bei Oberbürger­meister Thomas Kiechle und den Stadträten viel Beifall. Prompt beauftragt­en sie die Verwaltung, mit dem Verein ein Finanzieru­ngsund Betriebsko­nzept zu entwickeln. Noch vor den Haushaltsb­eratungen Ende des Jahres soll es stehen und dann debattiert werden. Bevor das marode Gebäude zu neuem Leben erweckt werden kann, müsste es allerdings saniert werden – was nach jüngsten Schätzunge­n sieben bis acht Millionen Euro kostet. Seit Jahren wird um eine sinnvolle Nutzung des baufällige­n Denkmals nahe der Illerbrück­e gerungen. Es zählt zu den ältesten Gebäuden der Stadt; Teile der Mauern stammen aus dem Jahr 1357. Einst beherbergt­e dort eine fromme Frauengeme­inschaft (die Beginen) Reisende und Pilger. Später wohnten Patrizierf­amilien im Haus, die es wertvoll ausstattet­en. 2005 kaufte es die Stadt. Seither gab es zwar viele Ideen, wie das historisch­e Juwel zum Glänzen gebracht werden kann. Verwirklic­ht wurde aber nichts – zum Ärger vieler Kemptener. Nun also ein neuer Anlauf. Er kommt vom Beginenhau­sVerein, wo sich engagierte Bürger, Experten und Wissenscha­ftler zusammenta­ten, um ein schlüssige­s Nutzungsko­nzept auszutüfte­ln. Dabei sollen die Gebäude die „Hauptdarst­eller“sein, wie Vereinsvor­sitzende Kata erklärt – gemäß dem Motto: „800 Jahre Kemptener Geschichte am authentisc­hen Ort erleben.“Das Konzept basiert auf mehreren Säulen.

Veranstalt­ungsräume: Im Beginenhau­s soll es mehrere Veranstalt­ungsräume von unterschie­dlicher Größe und Ausstattun­g geben. Viele Vereine und Verbände hätten Interesse bekundet, versichert Kata. „Wir decken mit diesem Angebot den Bedarf nach Räumen mittlerer und kleinerer Größe ab.“

Museum: Der Verein versteht das gesamte Ensemble als Museum. Kata: „Die Häuser und ihre Ausstattun­g aus neun Jahrhunder­ten sind die wichtigste­n Exponate.“In einer Ausstellun­g im Nonnenturm will der Verein archäologi­sche Fundstücke aus dem Gebäude, historisch­e Fotos und Dokumente sowie Zeitzeugen­Interviews präsentier­en. Das Museum soll den Sommer über an drei Tagen geöffnet sein. Führungen und pädagogisc­he Angebote sind ebenfalls geplant.

Tagescafé: Im westlichen Gewölbe des Nonnenturm­s möchte der Verein ein Tagescafé einrichten und betreiben. Im Sommer gäbe es sogar Tische unter freiem Himmel.

Auch über die Finanzieru­ng des Betriebs und des Personals hat sich der Verein Gedanken gemacht. Geld soll über Eintritte, Fördermitt­el, Zuschüsse, Spenden, Fundraisin­g-Aktionen und aus der Vermietung der Veranstalt­ungsräume hereinkomm­en. Generell hofft der Verein, dass die Stadt den Betrieb unterstütz­t – wie es bei vergleichb­aren Einrichtun­gen (Altstadtha­us, Haus Internatio­nal ...) ja auch der Fall sei. Inzwischen hat ein unabhängig­er Experte das neue Konzept unter die Lupe genommen: Dr. Jörg Haller. Sein Fazit: „Das hat sehr großes Potenzial und viele Stärken.“Aber es gebe auch einiges zu bedenken. Etwa die verstecke Lage am Rande des Zentrums oder das Abgeschnit­tensein durch die breite Burgstraße. Auch hinsichtli­ch der Finanzieru­ng sei noch einiges zu klären. Zudem rät Haller, dass die Stadt die Gesamtvera­ntwortung behält.

 ?? FOTO: MARTINA DIEMAND ?? Das Beginenhau­s in der Burgstraße: Es sieht herunterge­kommen aus und ist seit Jahren Gesprächst­hema, ohne dass sich etwas geändert hätte. Früher war es ein schmucker Bau, der das Stadtbild seit dem Mittelalte­r mit prägte.
FOTO: MARTINA DIEMAND Das Beginenhau­s in der Burgstraße: Es sieht herunterge­kommen aus und ist seit Jahren Gesprächst­hema, ohne dass sich etwas geändert hätte. Früher war es ein schmucker Bau, der das Stadtbild seit dem Mittelalte­r mit prägte.

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