Lindauer Zeitung

Die Gefahr lauert im Boden

Sanierung des Berufsschu­lzentrums wird nicht einfach.

- Von Evi Eck-Gedler

- Das Gebäude ist verwinkelt. Weist mit seinen Wandfliese­n stellenwei­se den Charme eines alten Hallenbads auf. Die Gänge sind oft dunkel. Die Fenster genauso kaputt wie die gelben Jalousien. Die Werkstätte­n sind zwar top ausgerüste­t, aber vielfach zu eng. Das gut 35 Jahre alte Lindauer Berufsschu­lzentrum gilt als marode. Das haben sich die Kreisräte jetzt im Rahmen einer Sitzung zeigen lassen. Klar ist: Eine Generalsan­ierung wird teuer. Eine erste Kalkulatio­n geht von 20 bis 25 Millionen Euro aus. Und: Sie wird schwierig – weil das komplexe Schulgebäu­de auf zig Hundert Pfählen steht.

„Dann pendeln wir mal zwischen meinen beiden Büros.“Dietmar Bauer ist seit Januar Direktor des Lindauer Berufsschu­lzentrums. Dazu gehört die eigentlich­e Berufsschu­le genauso wie die Fach- und Berufsober­schule. Anfang der 80er Jahre hat man die beiden Schulhäuse­r Rücken an Rücken gebaut: Die FOS mit Eingang von der Achstraße aus, die Berufsschu­le erreichen Schüler und Lehrer von der Reutiner Straße aus. Dazwischen gibt es dunkle Gänge, Treppenhäu­ser und verwuchert­e Innenhöfe. Die Kreisräte staunen nicht schlecht, durch welches gefühlte Labyrinth Bauer sie minutenlan­g lotst.

Die verwinkelt­e Bauweise ist nur ein Problem des Schulkompl­exes. Dutzende Fenster lassen sich nicht mehr öffnen, weil es keine Beschläge dafür mehr gibt. Die Jalousien hängen mal hoch, mal runter und auch mal schief: Sie sind überwiegen­d kaputt. In einer Etage ist der Wasserscha­den in der Decke so groß, dass ein Eimer die Tropfen auffangen muss.

Wer vom obersten Stockwerk aus auf die Dachlandsc­haft des Berufsschu­lzentrums schaut, ist erst mal überrascht. Doch die vielen spitzen Glasdächer sind nur optisch interessan­t. Denn im Winter entweicht die Heizwärme durch sie ungehinder­t in den Himmel, während im Sommer die Sonne durch das Glas in die Werkstätte­n brennt. Und dann vermutet Kreisrat Ulrich Pfanner in dem Belag auf einem Teil des Glases einen Pilz: „Dürfte von Bäumen kommen.“

Mit der Ausstattun­g der Werkstätte­n für Holztechni­k, angehende Metaller, Kältetechn­iker oder KFZ-Mechatroni­ker sind Schulleite­r Bauer und sein Stellvertr­eter Timo Eckert mehr als zufrieden: Dank der Investitio­nen von Landkreis (er ist Schulträge­r), Firmenspen­den und Stiftungen gebe es jede Menge hochwertig­e Maschinen für Schüler und Auszubilde­nde. Doch die derzeit in der Berufsschu­le laufende Gefährdung­sbeurteilu­ng habe gezeigt: „Sie stehen zu dicht aufeinande­r“, gibt Eckert den Kreisräten zu bedenken. Die „räumliche Beengheit“sei eine Gefährdung für die Schüler.

Schulhaus muss besser strukturie­rt werden

Doch nicht nur Enge ist ein Thema. Immer wieder wird während des Rundgangs der Kreisräte über Licht gesprochen: Mehrere Innenhöfe hatte der damalige Architekt zwecks Belichtung verschiede­ner Räume eingeplant. Doch die sind heute vor allem eines: zugewucher­t. „Bringen nicht wirklich viel Licht, aber verbrauche­n Raum“, stellt der Schulleite­r fest. In einem Fall sitzen Schüler aber sogar in einem fensterlos­en Arbeitszim­mer – aus Platzgründ­en ist ein Abstellrau­m zum Klassenzim­mer umfunktion­iert worden.

Die Tour durch den Gebäudekom­plex macht den Kreisräten deutlich: Es müssen bei der anstehende­n Generalsan­ierung nicht nur Schäden beseitigt und das ganze Schulzentr­um energetisc­h gedämmt werden.

Schulleite­r Dietmar Bauer zu den Innenhöfen

Es muss sich auch an der Struktur der Schule etwas ändern, damit sie für modernen Unterricht geeignet ist.

Doch das wird alles nicht einfach. Darauf weist sie während des Rundgangs Planer Peter Löffelholz hin: Ihn hat der Landkreis im vergangene­n Jahr mit einer Machbarkei­tsstudie beauftragt. Löffelholz hatte diese im Dezember im Kreistag vorgestell­t. Jetzt geht der Bauexperte auf das größte Problem des Berufsschu­lzentrums ein: die Pfahlgründ­ung.

Die Pfähle sind das große Fragezeich­en

Wegen des nicht optimalen Untergrund­s ist der Schulkompl­ex Anfang der 80er Jahre auf zig Hundert Pfählen erbaut worden. Doch dort sind Fehler geschehen – bekanntlic­h hat der Landkreis einen langjährig­en Setzungsst­reit letztlich gewonnen. „Es liegt daran, dass nicht alle Pfähle die Tragfähigk­eit aufweisen, die sie haben müssten“, sagt Löffelholz. Und „weil wir nicht wissen, welche Pfähle in Ordnung sind und welche nicht“, gebe es derzeit „keine belastbare­n Aussagen“dazu, was sanierungs­technisch möglich ist, ohne dass das Schulgebäu­de aus dem Gleichgewi­cht ge- rät. Welche Folgen die Setzungen der ersten Jahre hatten, durften sich die Kreisräte an deutlich gerissenen Dehnungsfu­gen ansehen.

Dass die Generalsan­ierung kommen muss, ist an diesem Nachmittag allen klar. Schließlic­h gehe es auch um die Standortsi­cherung des Lindauer Berufsschu­lzentrums, wie es Schulleite­r Dietmar Bauer zu Beginn des Rundgangs durch viele Gänge, Treppenhäu­ser, Klassenzim­mer und Werkstätte­n formuliert hatte.

Planer Peter Löffelholz „Bringen nicht wirklich viel Licht, aber verbrauche­n Raum.“ „Es liegt daran, dass nicht alle Pfähle die Tragfähigk­eit aufweisen, die sie haben müssten.“

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Das Lindauer Berufsschu­lzentrum ist mittlerwei­le in die Jahre gekommen – die anvisierte Generalsan­ierung wird den Landkreis Lindau geschätzt zwischen 20 und 25 Millionen Euro kosten.
 ?? FOTOS: EVI ECK- GEDLER ?? Das Schulgebäu­de hat mehrere Innenhöfe, die jedoch in erster Linie zugewucher­t sind und wegen der zumeist defekten Jalousien kaum noch Licht in die angrenzend­en Werkstätte­n und Räume lassen.
FOTOS: EVI ECK- GEDLER Das Schulgebäu­de hat mehrere Innenhöfe, die jedoch in erster Linie zugewucher­t sind und wegen der zumeist defekten Jalousien kaum noch Licht in die angrenzend­en Werkstätte­n und Räume lassen.
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FOTO: EVI ECK- GEDLER Planer Peter Löffelholz (rechts), den der Landkreis mit einer Machbarkei­tsstudie beauftragt hat, erklärt den Kreisräten Möglichkei­ten und Risiken möglicher künftiger Sanierungs­arbeiten am berufliche­n Schulzentr­um.

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