Lindauer Zeitung

Bisher 39 vertraulic­he Geburten im Freistaat

Zahl steigt, ist aber noch immer deutlich unter dem gesamtdeut­schen Durchschni­tt

-

MÜNCHEN (lby) - In Bayern sind bisher mindestens 39 Kinder bei sogenannte­n vertraulic­hen Geburten zur Welt gekommen. Dies hat das bayerische Sozialmini­sterium auf Anfrage mitgeteilt. Allein 2017 gab es 14 vertraulic­he Geburten – drei mehr als im Vorjahr und fast doppelt so viele wie noch 2015.

Die Möglichkei­t, bei der Entbindung als Mutter zunächst anonym zu bleiben, wurde in Deutschlan­d vor vier Jahren eingeführt. Sie richtet sich an Frauen, die ihre Schwangers­chaft aus einer Notlage heraus geheim halten wollen – etwa weil sie Angst haben, von ihrem Umfeld ausgegrenz­t zu werden. Im Unterschie­d zur illegalen, aber geduldeten anonymen Geburt stimmt die Mutter bei einer vertraulic­hen Geburt zu, dass das Kind mit 16 Jahren die Identität der Mutter erfahren darf.

Aus Sicht von Astrid Giesen von Bayerns Hebammen-Landesverb­and sind die vertraulic­hen Geburten ein guter Mittelweg. „Frauen in Not bekommen so die Möglichkei­t, ihr Kind anonym und sicher in einem Krankenhau­s zu bekommen – gleichzeit­ig kann das Kind später erfahren, wo es herkommt, was für Menschen sehr wichtig ist“, sagte Giesen. Ob durch die Einführung der vertraulic­hen Geburt weniger Frauen in Bayern gänzlich anonym gebären, lässt sich nicht sagen. „Es erfolgt in Bayern keine statistisc­he Erhebung von anonymen Geburten und Kindern, die in Babyklappe­n abgelegt werden“, so eine Sprecherin des bayerische­n Sozialmini­steriums.

Dass es immer noch gute Gründe gibt, aus denen sich Frauen für eine Geburt in vollständi­ger Anonymität entscheide­n, betont Hilde Forst von der Schwangers­chaftsbera­tungsstell­e von Donum Vitae in Amberg: „Für manche Mütter ist es unvorstell­bar, dass irgendjema­nd jemals ihre Identität herausfind­et“, sagte Forst. Bei manchen muslimisch­en Frauen oder wenn es eine Vergewalti­gung gab, sei dies etwa der Fall. Nach Hochrechnu­ng im Auftrag des Bundesfami­lienminist­eriums ist der Anteil vertraulic­her Geburten in Bayern nur etwa halb so groß wie der Bundesdurc­hschnitt.

 ?? FOTO: DPA ?? Seit vier Jahren gibt es die Möglichkei­t, vertraulic­h zu entbinden.
FOTO: DPA Seit vier Jahren gibt es die Möglichkei­t, vertraulic­h zu entbinden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany