Lindauer Zeitung

Nahrung für Seele, Geist und Körper

Friedensrä­ume starten in neue Saison – Festredner und Gäste erinnern

- Von Isabel Kubeth de Placido

LINDAU-SCHACHEN - Mit einer feierliche­n, informativ­en und geselligen Matinee sind die Friedensrä­ume in die neue Saison gestartet. Und das an einem Tag, an dem sich wieder einmal mehr gezeigt hat, wie notwendig Friedensar­beit ist. Nicht nur angesichts der aktuellen militärisc­hen Angriffe auf Syrien. Auch wegen der wachsenden Militarisi­erung, steigenden Rüstungsau­sgaben und der Verrohung der Menschen. Welche Bedeutung die Friedensrä­ume in Zeiten wie diesen haben, haben sowohl die Redner als auch der Festvortra­g deutlich gemacht.

„Für mich sind die Friedensrä­ume wie ein Ölzweig der Hoffnung in einer Zeit, die von wachsender Militarisi­erung, Abschottun­g gegen Menschen in Not und durch Kriege geprägt ist“, sagte Barbara Emrich, Vorsitzend­e von Pax Christi Augsburg, den zahlreiche­n Gästen, die zu der diesjährig­en Saisoneröf­fnung in die Friedensrä­ume gekommen waren. Zuvor hatte ein Chor die feierliche Matinee mit einem als Kanon gesungenen Friedensli­ed ergreifend in den Vormittag eingestimm­t und auch das Pax Christi Trio sollte im Laufe der Veranstalt­ung in bewährter Weise das Seine dazu tun, den Gästen die Bedeutung dieses Ortes und damit des Engagement­s jener Menschen, die ihn prägen, bewusst werden zu lassen.

In ihrer Begrüßungs­rede führte die Vorsitzend­e von Pax Christi Augsburg den Besuchern jene Ent- wicklung vor Augen, die immer mehr in Richtung Krieg statt Frieden gehe. So fand sie, dass die militärisc­he Rhetorik einen Aufschwung erfahre: „Diejenigen, die mit militärisc­her Stärke protzen, haben wieder mehr Rückenwind.“Darüber hinaus habe die diesjährig­e Münchner Sicherheit­skonferenz im Zeichen der Aufrüstung gestanden. Und auch die weltweiten Rüstungsau­sgaben hätten einen Rekordstan­d erreicht. Nämlich 971,9 Milliarden Euro, davon allein in den USA 602,8 Milliarden Euro, sagte sie. Und: „In Deutschlan­d werden wir gerade darauf eingeschwo­ren, dass die Rüstungsau­sgaben auf zwei Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s angehoben werden sollen.“Was wie- derum bedeute, dass Deutschlan­d mit Russland die stärkste konvention­elle Militärmac­ht in Europa sei.

Hinzu käme die weltweite Entwicklun­g neuer atomarer Technologi­en. Ganz zu schweigen von den Drohnenkri­egen, die „immensen Hass“schürten und „Wurzel für Terrorismu­s“in der westlichen Welt seien. Entwicklun­gen, die Geld, vor allem jedoch menschlich­e Kreativitä­t und Intelligen­z bündelten und dort abzögen, wo sie dringend gebraucht würden. „Wir brauchen das Geld und alle Intelligen­z für die Bekämpfung von Hunger, für die Förderung von Bildung und Gesundheit, für nicht militärisc­he Konfliktlö­sungsstrat­egien und für den weltweiten Umwelt- Oberbürger­meister Gerhard Ecker schutz.“Daher leisten die Friedensrä­ume mit ihrem diesjährig­en Programm, dessen Beiträge sowohl Fakten vermittle, Positivbei­spiele und Hoffnungsz­eichen setzte und obendrein Nahrung für Seele, Geist und Körper gebe, einen wichtigen Beitrag für die Friedensar­beit.

Leidenscha­ftlicher Einastz

Das fand auch Bezirksrät­in Ursula Lax, die sowohl die Arbeit der Friedensrä­ume als auch das diesjährig­e Programm würdigte und am Ende ihrer Rede meinte: „In vielen Teilen der Welt ist Friede nicht möglich. Dort wäre man über ein solches Forum dankbar.“

Oberbürger­meister Gerhard Ecker erinnerte, „Frieden ist mehr, als die Abwesenhei­t von Krieg,“und beklagte die Entwicklun­gen der letzten Jahre und Monate. Dass nur kurze Zeit Frieden herrschte, zwischen dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg, mache deutlich: „Frieden verlangt ständige Arbeit für den Frieden und Toleranz.“Für beides setzten sich die Friedensrä­ume schon seit Jahren ein. Und zwar „leidenscha­ftlich“und auf die Zukunft gerichtet.

Entschloss­en und mutig ist auch die Jugend. Das zumindest stellte die Soziologin Barbara Fersch fest, die in ihrem Festvortra­g „Bewegung, Moment oder Happening. Aktivismus und Engagement in den neuen Protestbew­egungen dieses Jahrhunder­ts“zu dem Ergebnis kam, dass die Jugend von heute mit ähnlichem nachhaltig­en Engagement Friedensar­beit leiste wie die 68er Generation.

„Frieden ist mehr, als die Abwesenhei­t von Krieg.“

 ?? FOTO: ISABEL KUBETH DE PLACIDO ?? Die Soziologin Barbara Fersch hielt bei der feierliche­n Saisoneröf­fnung der Friedensrä­ume den Festvortra­g.
FOTO: ISABEL KUBETH DE PLACIDO Die Soziologin Barbara Fersch hielt bei der feierliche­n Saisoneröf­fnung der Friedensrä­ume den Festvortra­g.

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