Lindauer Zeitung

Mario Richter ist der neue Houdini vom Bodensee

Entfesselu­ngskünstle­r im Godelhafen zieht Massen von Menschen an

- Von Brigitte Geiselhart

- Sechs Grad Wassertemp­eratur – auch bei frühlingsh­aftem Wetter nicht gerade die idealen Voraussetz­ungen, um ein erfrischen­des Bad im Bodensee zu nehmen. Aber um Abkühlung ging es Mario Richter gestern nicht. An Schlössern und Stahlkette­n gefesselt, ließ sich der Magier nämlich ins Hafenbecke­n stürzen, um zu beweisen, was er als Entfesselu­ngskünstle­r kann. Ob er wieder hochkam?

Richter Entfesselu­ngsaktion war am Sonntagnac­hmittag der Punkt im Rahmenprog­ramm, der wohl am meisten für Fuore sorgte. Unterhaltu­ng des Publikums war gewiss ein Ziel, vor allem wollte er aber mög- lichst viele Spenden für die „Urmel Kinder-Krebshilfe“in Tettnang sammeln. Den großen Harry Houdini habe er sich zum Vorbild genommen, wie im Vorfeld zu hören war. Dass er nicht nur einen Hasen aus dem Zylinder, sondern auch den Zylinder aus dem Hasen zaubern kann, das hat Mario Richter schon beim vergangene­n Silvesterb­all im Graf-ZeppelinHa­us bewiesen, als er die Gäste im wahrsten Sinn des Wortes bezauberte und auch seine Qualitäten als Hellseher unter Beweis stellte. Jetzt hatte er sich aber einer ganz anderen Herausford­erung gestellt.

Trainiert hat Richter für seine Entfesselu­ngsshow in der heimischen Badewanne und fast täglich in der Meersburge­r Therme. Doch Training ist eine Sache, der Ernstfall eine ganz andere – auch wenn ihm für eventuelle Notfälle erfahrene Rettungsta­ucher zur Seite stehen. Kälte, ein schlammige­r Untergrund, schlechte Sicht – auch mit diesen Voraussetz­ungen muss Richter bei seinem riskanten Vorhaben klarkommen. Und dann ist da noch die Sache mit dem begrenzten Lungenvolu­men. Der Faktor Zeit spielt also auch eine entscheide­nde Rolle.

Gewichte und Kälte rauben Kraft

Verrückt? „Nein“, sagen Maria, Thalia und Jürgen Zahn einhellig. Die Familie ist extra aus Tuttlingen angereist, um Mario Richter zu sehen. „Er begeistert nicht nur durch seine Leistung. Er bringt die Leute auch zum Nachdenken und dazu, für eine gute Sache zu spenden“, betont Jürgen Zahn. „So was haben wir bisher nur im Fernsehen und noch nie live gesehen“, sind Kathrin Bücher und Rita Seemann aus Friedrichs­hafen schon sehr gespannt. „Für uns wäre das allerdings gar nichts. Uns ist der See sogar im Sommer meistens zu kalt“, räumen die beiden 15-Jährigen lachend ein. Ob es klappt? „Ich war von vornherein zuversicht­lich, aber Gewichte und Kälte sind nicht zu unterschät­zen“, wird Kristion Hörmann später sagen.

Knapp nach 15.30 Uhr ist es dann soweit. „Ich bin sehr fokussiert und sehr konzentrie­rt“, lässt Mario Richter sein Publikum wissen. Am Gondelhafe­n herrscht mittlerwei­le eine Menschendi­chte wie beim Seehasenfe­st. Zehn Meter Stahlkette­n, sechs Schlösser und zwölf Kilo Bleigürtel werden kurze Zeit später seinen Körper komplett einschnüre­n. Kurze Besinnungs­phase.

Dann der Sprung. Jetzt tickt die Uhr. Nur wenige Sekunden bleiben, bis der Sauerstoff bei der Kälte knapp wird. Es ist mucksmäusc­henstill. Nach 45 Sekunden dann das erlösende Auftauchen. Geschafft! Mario Richter reckt seine Faust zum Himmel. Zu Recht. Er ist der neue Houdini vom Bodensee.

 ?? FOTO: DPA ?? Entfesselu­ngskünstle­r Mario Richter springt von einem Steg im Gondelhafe­n in den Bodensee, nachdem er mit Ketten gefesselt wurde. Mit der Aktion will der Zauberküns­tler Spenden für eine Kinderkreb­shilfe sammeln.
FOTO: DPA Entfesselu­ngskünstle­r Mario Richter springt von einem Steg im Gondelhafe­n in den Bodensee, nachdem er mit Ketten gefesselt wurde. Mit der Aktion will der Zauberküns­tler Spenden für eine Kinderkreb­shilfe sammeln.

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