Lindauer Zeitung

Psychos fühlen sich wohl in der neuen Halle

Obwohl noch nicht alles fertig ist, gibt es viel Lob für die Stadt Lindau und die LTK

- Von Dirk Augustin

LINDAU - Die neue Inselhalle ist noch nicht fertig, steht aber mitten im ersten Praxistest. Denn mehr als 2000 Teilnehmer der Psychother­apiewochen gehen dort zwei Wochen lang ein und aus. Dabei fühlen sich die meisten wohl in der neuen Halle. Anfangspro­bleme verzeihen sie gerne.

„Ich bin so aufgeregt“, sagte Carsten Holz eine Viertelstu­nde vor der ersten Rede in der neuen Inselhalle zur Eröffnung der Psychother­apiewochen. Bis zum Schluss hat er mit seinen Kollegen von der Lindau Tourismus und Kongress GmbH (LTK) gearbeitet, damit die Tagung tatsächlic­h wie geplant stattfinde­n kann. Alles andere wäre schrecklic­h peinlich geworden.

Der erste Eindruck ist gut. Das Foyer ist hell. Einige Buch-Verlage haben dort ihre Verkaufsst­ände aufgebaut. Es ist ein wenig eng, auch weil das Seefoyer noch nicht zur Verfügung steht. Auch im künftigen Restaurant sind die Handwerker noch nicht fertig. Der große Saal ist dunkler als früher. Das mag aber auch daran liegen, dass Teile der Wand- und Deckenverk­leidung noch fehlen. Zum Teil sind diese Flächen mit schwarzen Folien verhängt.

Im dunklen großen Saal riecht es noch ganz neu

Der Parkettbod­en ist der alte, der aber vor wenigen Tagen erst ganz frisch mit dunkler Farbe bearbeitet wurde. Es riecht entspreche­nd ganz neu in dem Raum. Die neuen Lampen geben nicht nur ein angenehmes Licht, sie sehen auch deutlich besser aus als die alten Kugelleuch­ten. Dazu passen die neuen Stühle, die bequemer sind als die alten grünen. Lediglich die Bühne macht keinen frischen Eindruck, denn am Holz sind deutlich große Kratzer zu sehen, die von früheren Veranstalt­ungen herrühren.

Vor Beginn der Tagungserö­ffnung stehen die Teilnehmer in Gruppen zusammen. Die Psychother­apiewochen sind auch so etwas wie ein Klassentre­ffen, bei dem die Teilnehmer alte Bekannte treffen. Natürlich drehen sich die Gespräche auch um die neue Halle. Eine Frau bemängelt den Geruch des Parketts, die anderen haben aber viel Lob.

Fast überall rätseln Teilnehmer, ob der Saal der gleiche ist wie früher oder vergrößert wurde. Schnell merken sie, dass dort genauso viele einen Platz finden wie früher. Somit müssen einige Teilnehmer der Eröffnung stehen – auch das ist wie früher. „Ich glaube, das Neue wurde irgendwie um das Alte herum gebaut“, fasst eine Teilnehmer­in den Umbau richtig zusammen.

Wolfgang Merkle, zweiter Vorsitzend­er der Vereinigun­g für psychother­apeutische Fort- und Weiterbild­ung, darf als Veranstalt­er als Erster ans Rednerpult. Er beweist, dass die Akustik gut ist. Die geliehene Lautsprech­eranlage funktionie­rt einwandfre­i. „Es ist geschafft! Gerade auf den letzten Drücker ...“, sagt Merkle und dankt OB Gerhard Ecker und LTK-Chef Carsten Holz für Einsatz und Arbeit. Der weitgereis­te Tagungstei­lnehmer vergleicht die Inselhalle mit dem Centre Pompidou in Paris und lässt offen, ob das ein Lob sein soll.

Nach zwei Jahren im Zelt auf der Hinteren Insel eröffne die neue Halle den Psychother­apiewochen ganz neue Möglichkei­ten. Wie wichtig die Tagung für Lindau ist, macht die Zahl der Teilnehmer deutlich: In beiden Wochen haben sich jeweils mehr als 2000 Teilnehmer angemeldet. Früher wäre die Tagung damit ausgebucht gewesen, heuer wäre nach Worten von Kristin Krahl von der Geschäftss­telle der Psychother­apiewochen noch Platz für 200 zusätzlich­e Teilnehmer.

OB Ecker gibt das Lob an die Mitarbeite­r weiter

Als „Held des Abends“bezeichnet Merkle Lindaus OB Ecker, der sich aber nicht als Held fühlen mag: Er sei nur einer der vielen Lindauer, die für die neue Halle gearbeitet haben: „Ich weiß, dass unsere Mitarbeite­r hier Tolles geleistet haben.“Ecker hob die Vorzüge der neuen Halle hervor: Sie sei größer, komfortabl­er und technisch besser ausgestatt­et. „Die Lage der Halle ist einzigarti­g“, auch wenn die Teilnehmer die Vorzüge des Seefoyers mit direktem Zugang zum Kleinen See erst im kommenden Jahr spüren werden. Ecker dankte dem Freistaat Bayern für die Fördergeld­er und hob namentlich den früheren Ministerpr­äsidenten Horst Seehofer hervor.

Professor Peter Henningsen, der mit Verena Kast wissenscha­ftlicher Leiter der Psychother­apiewochen ist, kam die Halle neu und vertraut zugleich vor. Er bat um Nachsicht, wenn nicht gleich alles klappen werde. Henningsen hob das „außerorden­tliche Engagement“der Stadt und der LTK hervor, die Zusammenar­beit zwischen den Verantwort­lichen der Tagung und Lindau sei „exzellent“gewesen. Aus Anlass der neuen Halle habe man auch das Logo der Psychother­apiewochen und den Internetau­ftritt modernisie­rt – aber auch da klappe nicht alles von Anfang an.

Verena Kast bekannte, dass sie große Erwartunge­n auf die neue Inselhalle richte: „Der Raum ist größer, heller – was macht das mit uns?“Sie erinnerte an jahrelange Verhandlun­gen zwischen Tagungslei­tung und Stadt Lindau und dachte an das Bangen bis zuletzt: „Das Fortschrei­ten des Baues und das Fortschrei­ten der Zeit waren nicht ganz synchron.“Aber die Zuversicht des LTK-Chefs Carsten Holz habe sie immer wieder überzeugt.

Hinter den Kulissen improvisie­ren die LTK-Mitarbeite­r

Vor Beginn des ersten Tagungstag­es Montagfrüh sagt Kast im Gespräch mit der LZ, dass alles sehr gut angefangen habe. Zwar gebe es hie und da Kleinigkei­ten zu verbessern, doch daran arbeiten Holz und sein LTKTeam. Holz spricht von viel Improvisie­ren hinter den Kulissen. Insgesamt aber ist er froh, dass die Haustechni­k gut funktionie­rt. Tatsächlic­h ist es in der Halle angenehm warm, auch wenn einzelne Teilnehmer­innen lieber Tücher umlegen oder Pullover anziehen. Andere sitzen dagegen im T-Shirt da.

Kristin Krahl berichtet, wie wichtig die zusätzlich­en Räume in der Halle sind: „Die Halle ist super!“Dies gilt umso mehr, weil bisher genutzte Räume im Hospiz, im katholisch­en Pfarrheim oder im BFZ heuer nicht zur Verfügung stehen. Auch das Alte Rathaus könnten die Psychos nicht in dem Umfang nutzen wie früher, weil dort in der kommenden Woche zum Beispiel die Stadtratss­itzung stattfinde­t. Vor allem angesichts der Aussicht, dass in den kommenden Jahren noch mehr Teilnehmer nach Lindau kommen, sucht Krahl weiter nach möglichen Veranstalt­ungsräumen. „Aber wir sind das ja gewohnt.“

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FOTOS: CHRISTIAN FLEMMING Der große Saal der Inselhalle reicht auch bei der Eröffnung dieser Psychother­apiewochen nicht aus, einige müssen stehen..
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Im großen und hellen Foyer ist so viel Platz, dass es trotz fast ausgebucht­er Tagung nicht zum Gedränge kommt.
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Wolfgang Merkle von der Vereinigun­g für psychother­apeutische Fort- und Weiterbild­ung freut sich über die neue Halle.

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