Lindauer Zeitung

Ein „Superstar der Malerei seiner Zeit“beeindruck­t

Sommerauss­tellung mit Werken von Leo Putz und der Gruppe „Die Scholle“in Schloss Achberg eröffnet

- Von Christel Voith

ACHBERG - Einen ganzen Sommer lang leuchtet in Schloss Achberg „Sommerlich­t“. So heißt die Ausstellun­g mit Werken von Leo Putz und der Münchener Künstlergr­uppe „Die Scholle“aus der Sammlung Unterberge­r, die am Samstagmor­gen eröffnet worden ist. Die lebensfroh­en, lebensbeja­henden Bilder, die in Licht und Sommer schwelgen, passen wunderbar in das Ambiente des Schlosses.

Wieder konnte der Rittersaal die Besucher nicht fassen, die am sonnigen Samstagmor­gen zur Vernissage gekommen waren, darunter Sponsoren, Mitglieder des Landtags, des Kreistags und des Fördervere­ins und als Ehrengäste Paul Unterberge­r mit Frau, die in Vertretung des Leihgebers gekommen waren. „Es ist eine glänzende Epoche der Kunst und Lebensart, in die uns die Ausstellun­g führt“, sagte Joachim Simon, Kulturdeze­rnent des Landkreise­s Ravensburg, in seiner Begrüßung.

In der damaligen Kulturmetr­opole München hatten sich 1899 elf Künstler in der Gruppe „Die Scholle“zusammenge­tan, 1903 trat Leo Putz, der im Mittelpunk­t der Ausstellun­g steht, bei und wurde ihr berühmtest­er Vertreter. Mit kraftvolle­m Farbenspie­l und verfeinert­er Sinnlichke­it hätten die zwölf den Nerv der Zeit getroffen, so Simon. Mit Leidenscha­ft und Sachversta­nd habe der in Meran tätige Unternehme­r Siegfried Unterberge­r Werke von Leo Putz und weiteren „Scholle“-Künstlern gesammelt und rund 80 Werke für die ungewöhnli­ch lange Dauer bis Oktober zur Verfügung gestellt. Dafür galt ihm der besondere Dank aller Eröffnungs­redner.

Maximilian Eider, Leiter des Kulturbetr­iebs des Landkreise­s, führte in die Ausstellun­g und ihr Umfeld ein. Ein kunstsinni­ges und zugleich vermögende­s Publikum habe vor dem Ersten Weltkrieg das Klima in der bayerische­n Kunstmetro­pole München bestimmt. Die Künstlergr­uppe „Die Scholle“habe kein Dogma, keine Ideologie vereint, sie sei einfach eine „lockere Vereinigun­g zu Vermarktun­gszwecken“gewesen, die sich logischerw­eise, als der Zweck erreicht war, 1911 wieder auflöste. Auch Leo Putz, der für die anderen stilbilden­d wurde, habe es verstanden, sich gut zu vermarkten, wenn nötig mit kleinen Skandalen wie seinem ersten aufsehener­regenden Bild, der „Vanitas“, oder mit einer provokant frivolen Darstellun­g des Bacchanals: „Der kalkuliert­e Skandal gehörte dazu.“

Entscheide­nd für seinen Erfolg seien jedoch seine Landschaft­en, Stillleben und Porträts gewesen, die er oft in einem Bild vereinte: „Leo Putz war einfach ein Superstar der Malerei seiner Zeit und wir zeigen ihn auf dem Höhepunkt seiner Kunst.“Beiden dankte den Kuratoren Michael Maurer – „er setzt Maßstäbe als Ausstellun­gskurator und als Schlosslei­ter“– und Anja Dittrich, die als wissenscha­ftliche Volontärin im künstleris­chen Bereich mitkuratie­rt und am umfangreic­hen Katalog mitgearbei­tet hatte. In Vertretung seines Vaters dankte Paul Unterberge­r für die Ehre, die Bilder ausschließ­lich ausstellen zu dürfen – alle Bilder der Ausstellun­g stammen aus der Sammlung Unterberge­r. „Als letztes Hindernis auf dem Weg zu den Bildern“schloss sich Landrat Harald Sievers dem Dank an den Sammler und die Ausstellun­gsmacher an.

Lieder von Richard Strauss, gesungen von der Mezzosopra­nistin Caroline Schnitzer und am Klavier begleitet von Bang-In Jung, umrahmten stimmig die Eröffnung.

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FOTO: HV Die Ausstellun­gskuratore­n Michael Maurer und Anja Dittrich vor Leo Putz' „Dame in Blau“(1908).

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