Empathie für die digitale Welt entwickeln
Schüler aus ganz Europa kommen in Lindau zum Projekt „Digital Empathy“zusammen
LINDAU - „Digital Empathy“– ein Gefühl dafür zu bekommen, was einem in der digitalen Welt so begegnen oder passieren kann. So heißt das Projekt, das Schüler aus Italien, den Niederlanden, Polen, Portugal, Spanien und der Türkei nach Lindau geführt hat und von ihnen gemeinsam mit Schulkollegen der Mittelschule Reutin bearbeitet wird. Lindaus Oberbürgermeister Gerhard Ecker empfing die buntgemischte Gruppe im Alten Rathaus.
Jeweils drei bis vier Schüler sind mit zwei Lehrern angereist, aus Reutin sind 20 Schüler in das Projekt involviert. Bunt gemischt wie die Nationalitäten sind auch die Schultypen. Wichtiger als die Schultypen sind die Jugendlichen, die miteinander in Kontakt treten und gemeinsam arbeiten.
Das gesamte Projekt dauert von September 2017 bis Juli 2019, die Treffen starteten im Oktober in Polen, das zweite findet aktuell in Lindau statt, im September sind Gruppen der teilnehmenden Schulen in den Niederlanden. Weitere Treffen finden in Italien, Spanien und Portugal statt.
Neben einem Rahmenprogramm und dem Kennenlernen der Kultur des jeweiligen Gastlandes, wozu auch das Wohnen in einer Gastfamilie gehört, sind die Jugendlichen mit einem straffen Arbeitsprogramm eingespannt. Denn die Inhalte des Projektes „Digital Empathy“sind vielfältig und – ganz nebenbei – da die Arbeitssprache Englisch ist, muss auch die Fremdsprache gut gelernt werden.
Das Projekt umfasst neue Technologien, die zur Kommunikation und zum Lernen nutzbar sind. Diese gilt es zu entdecken und zu trainieren. Das Internet und das Surfen in dieser digitalen Welt gehören selbstverständlich auch dazu, inklusive der damit verbundenen Gefahren. Lesen, Hören, Sehen im weltweiten Web und das Ganze kritisch zu hinterfragen sind ebenso Teil dieser Arbeit wie das Mitreden und Mitmachen in sozialen Netzwerken. Speziell hier werden die sozialen Kompetenzen trainiert. Das heißt, höflich bleiben, nicht beim Beschimpfen mitmachen, sich so zu verhalten, als ob das Gegenüber direkt vor einem säße. Ein weiterer wichtiger Punkt unter sozialen Kompetenzen ist das Trainieren, Bedürfnisse von Migranten zu verstehen. Das Kennenlernen von verschiedenen Kulturen ist ebenso Teil des Projektes wie auch ein wachsendes Verständnis für eine multikulturelle Gesellschaft.
In dieser Woche wird speziell das Thema „Learning Apps“, das heißt Lernprogramme, behandelt und wie man diese produktiv einsetzt. Es geht um das Smartphone inklusive der Frage, wer das Benutzen desselben eigentlich bezahlt, was überhaupt an Kosten entsteht sowie um die Gefahren des Smartphones. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Kommunikation mit den sogenannten Emojis, den unzähligen
sagt ein Lehrer über die müden Schüler nach der Inselrallye
Symbolen für diverse Stimmungen, die auch zu reichlich Missverständnissen führen können, wie Uli Kunstmann erklärt. Dies alles wird in vielen kleineren Gruppen bearbeitet und in den Gesamtsitzungen weiter vertieft.
Die Jugendlichen und ihre Lehrer werden auch analog nicht geschont: Vor dem städtischen Empfang wurden die Schüler auf eine englischsprachige Inselrallye geschickt, entsprechend erledigt saßen sie im Alten Rathaus, wie die Lehrer schmunzelnd vermerkten: „Die sind halt Bewegung nicht mehr gewohnt“. Da unterscheiden sich die deutschen Schüler kaum von den italienischen, türkischen, spanischen, portugiesischen, polnischen oder holländischen Altersgenossen. Und es werden weitere Aktivitäten folgen wie der Besuch des Pfänders oder der Mainau, alles werde da analog real erkundet, wie die Lehrer freudig feststellten. Der internationale Besuch in der Mittelschule ist bis Freitag hier, Samstag ist dann der Rückreisetag. Im September werden sich dann einige in Holland wiedersehen, wenn weitergearbeitet wird.
„Die sind halt Bewegung nicht mehr gewohnt,“