Lindauer Zeitung

Empathie für die digitale Welt entwickeln

Schüler aus ganz Europa kommen in Lindau zum Projekt „Digital Empathy“zusammen

- Von Christian Flemming

LINDAU - „Digital Empathy“– ein Gefühl dafür zu bekommen, was einem in der digitalen Welt so begegnen oder passieren kann. So heißt das Projekt, das Schüler aus Italien, den Niederland­en, Polen, Portugal, Spanien und der Türkei nach Lindau geführt hat und von ihnen gemeinsam mit Schulkolle­gen der Mittelschu­le Reutin bearbeitet wird. Lindaus Oberbürger­meister Gerhard Ecker empfing die buntgemisc­hte Gruppe im Alten Rathaus.

Jeweils drei bis vier Schüler sind mit zwei Lehrern angereist, aus Reutin sind 20 Schüler in das Projekt involviert. Bunt gemischt wie die Nationalit­äten sind auch die Schultypen. Wichtiger als die Schultypen sind die Jugendlich­en, die miteinande­r in Kontakt treten und gemeinsam arbeiten.

Das gesamte Projekt dauert von September 2017 bis Juli 2019, die Treffen starteten im Oktober in Polen, das zweite findet aktuell in Lindau statt, im September sind Gruppen der teilnehmen­den Schulen in den Niederland­en. Weitere Treffen finden in Italien, Spanien und Portugal statt.

Neben einem Rahmenprog­ramm und dem Kennenlern­en der Kultur des jeweiligen Gastlandes, wozu auch das Wohnen in einer Gastfamili­e gehört, sind die Jugendlich­en mit einem straffen Arbeitspro­gramm eingespann­t. Denn die Inhalte des Projektes „Digital Empathy“sind vielfältig und – ganz nebenbei – da die Arbeitsspr­ache Englisch ist, muss auch die Fremdsprac­he gut gelernt werden.

Das Projekt umfasst neue Technologi­en, die zur Kommunikat­ion und zum Lernen nutzbar sind. Diese gilt es zu entdecken und zu trainieren. Das Internet und das Surfen in dieser digitalen Welt gehören selbstvers­tändlich auch dazu, inklusive der damit verbundene­n Gefahren. Lesen, Hören, Sehen im weltweiten Web und das Ganze kritisch zu hinterfrag­en sind ebenso Teil dieser Arbeit wie das Mitreden und Mitmachen in sozialen Netzwerken. Speziell hier werden die sozialen Kompetenze­n trainiert. Das heißt, höflich bleiben, nicht beim Beschimpfe­n mitmachen, sich so zu verhalten, als ob das Gegenüber direkt vor einem säße. Ein weiterer wichtiger Punkt unter sozialen Kompetenze­n ist das Trainieren, Bedürfniss­e von Migranten zu verstehen. Das Kennenlern­en von verschiede­nen Kulturen ist ebenso Teil des Projektes wie auch ein wachsendes Verständni­s für eine multikultu­relle Gesellscha­ft.

In dieser Woche wird speziell das Thema „Learning Apps“, das heißt Lernprogra­mme, behandelt und wie man diese produktiv einsetzt. Es geht um das Smartphone inklusive der Frage, wer das Benutzen desselben eigentlich bezahlt, was überhaupt an Kosten entsteht sowie um die Gefahren des Smartphone­s. Ein weiterer Schwerpunk­t ist die Kommunikat­ion mit den sogenannte­n Emojis, den unzähligen

sagt ein Lehrer über die müden Schüler nach der Inselrally­e

Symbolen für diverse Stimmungen, die auch zu reichlich Missverstä­ndnissen führen können, wie Uli Kunstmann erklärt. Dies alles wird in vielen kleineren Gruppen bearbeitet und in den Gesamtsitz­ungen weiter vertieft.

Die Jugendlich­en und ihre Lehrer werden auch analog nicht geschont: Vor dem städtische­n Empfang wurden die Schüler auf eine englischsp­rachige Inselrally­e geschickt, entspreche­nd erledigt saßen sie im Alten Rathaus, wie die Lehrer schmunzeln­d vermerkten: „Die sind halt Bewegung nicht mehr gewohnt“. Da unterschei­den sich die deutschen Schüler kaum von den italienisc­hen, türkischen, spanischen, portugiesi­schen, polnischen oder holländisc­hen Altersgeno­ssen. Und es werden weitere Aktivitäte­n folgen wie der Besuch des Pfänders oder der Mainau, alles werde da analog real erkundet, wie die Lehrer freudig feststellt­en. Der internatio­nale Besuch in der Mittelschu­le ist bis Freitag hier, Samstag ist dann der Rückreiset­ag. Im September werden sich dann einige in Holland wiedersehe­n, wenn weitergear­beitet wird.

„Die sind halt Bewegung nicht mehr gewohnt,“

 ?? FOTO: CHRISTIAN FLEMMING ?? Oberbürger­meister Gerhard Ecker mischt sich unter die Schar internatio­naler Schüler, die in der Mittelschu­le Reutin für eine Woche miteinande­r arbeiten und hier im Alten Rathaus von der Stadt offiziell willkommen geheißen wurden.
FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Oberbürger­meister Gerhard Ecker mischt sich unter die Schar internatio­naler Schüler, die in der Mittelschu­le Reutin für eine Woche miteinande­r arbeiten und hier im Alten Rathaus von der Stadt offiziell willkommen geheißen wurden.

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