Tolle Natur – gedankenlose Menschen
Zum Verhalten in der Natur:
Angeregt durch eine Werbeanzeige in der Lindauer Zeitung am 10. April, in der die „lila-blaue Krokusblüte auf dem Hündle“beworben wurde, machten wir uns vergangenen Samstag auf den Weg, um auch an diesem Naturschauspiel teilzuhaben. Nach bequemem Aufstieg mit der Bahn war der kurze Weg dorthin nicht zu verfehlen, da eine gute Beschilderung und die wandernde Menschenmenge den Weg eindeutig wiesen.
Und wir wurden nicht enttäuscht: Lila-blaue und weiße Krokusse in unendlicher Zahl schmückten die Wiesen und ließen den Betrachter erstaunen. Aber die Freude wurde getrübt: Eine große Zahl von Menschen durchstreifte eben diese Krokuswiesen auf der Suche nach den besten Fotomotiven, mal hier, mal dort, mal im Stehen, mal im Knien, sogar im Liegen. Und einige, die keinen Fotoapparat zur Hand hatten, legten sich zur meditativen Erbauung mitten in die Krokuswiesen hinein. Dabei hatten diese Krokusliebhaber wahrscheinlich gar kein schlechtes Gewissen, da die meisten von ihnen sichtlich bemüht waren, nicht direkt auf Krokusse zu treten, sondern sich auf krokusfreien Stellen zu bewegen.
Dabei hätten sie unschwer feststellen können, dass auch an diesen freien Stellen Krokusse wuchsen, deren Blüten aber dem Getrampel der Menschen nicht hatten standhalten können. So ist es nur eine Frage der Zeit (sehr kurzer Zeit!), dass dieses Wunder der Natur der Vergangenheit angehören wird, wenn diesem Treiben nicht Einhalt geboten wird. Wir appellieren dringend an die Verantwortlichen, das Gebiet – sofern nicht schon geschehen – unter Naturschutz zu stellen und den Zutritt mit eindeutigen, die Vernunft der Naturliebhaber ansprechenden Hinweistafeln zu versehen.
Lothar und Rosmarie Köberle, Nonnenhorn, Ursula Köberle, Berlin