Gegen Motorradlärm mit neuen Geräten und Schildern
Polizei geht in der Region verstärkt gegen zu laute und zu schnelle Fahrer vor
ALLGÄU - Im zweiten Gang bis 150 km/h beschleunigen und den Motor richtig heulen lassen: Was manche Motorradfahrer als guten Sound bezeichnen, empfinden die meisten anderen Menschen eher als Lärmbelästigung. Die Fahrer deshalb zu bestrafen, ist allerdings schwierig, sagt Andreas Wagner, stellvertretender Leiter der Verkehrspolizei Kempten. Trotzdem wolle man in der diesjährigen Saison verstärkt gegen sie vorgehen und setze auf Hinweisschilder sowie neue Messgeräte. Auch Geschwindigkeitskontrollen auf den beliebtesten Strecken im Allgäu sind regelmäßig geplant.
Warum manche Motorradfahrer gern ohrenbetäubend laut durch die Landschaft kurven, darüber kann Wagner nur spekulieren: „Für sie muss ein toll klingendes Motorrad wohl ein bisschen Lärm machen.“Psychologen sagen, dass der laute Motor den Fahrern Gefühle wie Macht und Kraft vermittele und den Fahrgenuss hebe. Auch wenn das viele nervt, die Fahrer dafür zur Rechenschaft ziehen kann die Polizei nur bedingt. „Im Gesetz gibt es viele Lücken“, sagt Wagner. Es gebe genau an, wie die Lautstärke eines Motorrads gemessen werden müsse: Im Stillstand mit einer bestimmten Umdrehungszahl. Dabei sind aber die meisten Zweiräder okay, sagt Wagner. Dezibel-Messungen während der Fahrt seien keine Grundlage für eine Bestrafung.
Den Beamten bleibe also nur, an die Fahrer zu appellieren. Eine Interessensgemeinschaft aus Oberallgäuer und Tiroler Gemeinden stellt deshalb bis spätestens Anfang Juni neue Hinweisschilder auf, sagt Wagner. Auf ihnen steht: „Motorradfahrer, bitte leise fahren.“
Wird baulich etwas an einem Motorrad verändert, damit es lauter wird, könne das aber schon bestraft werden, sagt Wagner. Baut ein Motorradfahrer zum Beispiel den sogenannten Dezibel-Killer im Auspuff aus, muss er 90 Euro zahlen. Hat er das Teil bei einer Kontrolle sogar dabei, um es bei Bedarf einbauen zu können, wertet die Polizei das als Vorsatz und kassiert doppelt. Auch ein Punkt ist dann fällig. Wagner erklärt: Biker haben den ausgebauten Schalldämpfer oft dabei, weil sie nach einer Kontrolle sonst nicht weiterfahren dürfen.
Für mehr Sicherheit auf den Motorradstrecken sollen auch neue Markierungen sorgen. Unter anderem am Oberjoch werden in Kurven durchgezogene Linien angebracht, sagt Wagner. Sie machen zusätzlich auf das geltende Überholverbot aufmerksam. Tempomessungen finden außerdem vermehrt mit Laser-Geräten statt, um die Raser direkt zur Kasse zu bitten, sagt Wagner. Denn auf Blitzerfotos sei der Fahrer oft wegen des Helms nicht eindeutig zu erkennen. Obwohl das Fahrzeug auch von hinten aufgenommen wird und das Kennzeichen vorliegt, könnten die Zweiradfahrer sich in manchen Fällen so herausreden.
Heuer steht der Polizei zeitweise auch ein neues Gerät zur Verfügung. Es ist eine Art Leitpfosten gespickt mit Technik und misst die Geschwindigkeit und die Geräuschentwicklung der vorbeifahrenden Fahrzeuge. Auf einem Display werden entsprechend die Hinweise „Bitte langsamer“oder „Bitte leiser“angezeigt. Zwischen Mai und Juni kommt das Gerät am Oberjoch und am Riedbergpass zum Einsatz. Es dokumentiere auch, welche Verkehrsteilnehmer wann, wie oft und wie laut unterwegs seien.