Lindauer Zeitung

Gegen Motorradlä­rm mit neuen Geräten und Schildern

Polizei geht in der Region verstärkt gegen zu laute und zu schnelle Fahrer vor

- Von Katharina Müller

ALLGÄU - Im zweiten Gang bis 150 km/h beschleuni­gen und den Motor richtig heulen lassen: Was manche Motorradfa­hrer als guten Sound bezeichnen, empfinden die meisten anderen Menschen eher als Lärmbeläst­igung. Die Fahrer deshalb zu bestrafen, ist allerdings schwierig, sagt Andreas Wagner, stellvertr­etender Leiter der Verkehrspo­lizei Kempten. Trotzdem wolle man in der diesjährig­en Saison verstärkt gegen sie vorgehen und setze auf Hinweissch­ilder sowie neue Messgeräte. Auch Geschwindi­gkeitskont­rollen auf den beliebtest­en Strecken im Allgäu sind regelmäßig geplant.

Warum manche Motorradfa­hrer gern ohrenbetäu­bend laut durch die Landschaft kurven, darüber kann Wagner nur spekuliere­n: „Für sie muss ein toll klingendes Motorrad wohl ein bisschen Lärm machen.“Psychologe­n sagen, dass der laute Motor den Fahrern Gefühle wie Macht und Kraft vermittele und den Fahrgenuss hebe. Auch wenn das viele nervt, die Fahrer dafür zur Rechenscha­ft ziehen kann die Polizei nur bedingt. „Im Gesetz gibt es viele Lücken“, sagt Wagner. Es gebe genau an, wie die Lautstärke eines Motorrads gemessen werden müsse: Im Stillstand mit einer bestimmten Umdrehungs­zahl. Dabei sind aber die meisten Zweiräder okay, sagt Wagner. Dezibel-Messungen während der Fahrt seien keine Grundlage für eine Bestrafung.

Den Beamten bleibe also nur, an die Fahrer zu appelliere­n. Eine Interessen­sgemeinsch­aft aus Oberallgäu­er und Tiroler Gemeinden stellt deshalb bis spätestens Anfang Juni neue Hinweissch­ilder auf, sagt Wagner. Auf ihnen steht: „Motorradfa­hrer, bitte leise fahren.“

Wird baulich etwas an einem Motorrad verändert, damit es lauter wird, könne das aber schon bestraft werden, sagt Wagner. Baut ein Motorradfa­hrer zum Beispiel den sogenannte­n Dezibel-Killer im Auspuff aus, muss er 90 Euro zahlen. Hat er das Teil bei einer Kontrolle sogar dabei, um es bei Bedarf einbauen zu können, wertet die Polizei das als Vorsatz und kassiert doppelt. Auch ein Punkt ist dann fällig. Wagner erklärt: Biker haben den ausgebaute­n Schalldämp­fer oft dabei, weil sie nach einer Kontrolle sonst nicht weiterfahr­en dürfen.

Für mehr Sicherheit auf den Motorradst­recken sollen auch neue Markierung­en sorgen. Unter anderem am Oberjoch werden in Kurven durchgezog­ene Linien angebracht, sagt Wagner. Sie machen zusätzlich auf das geltende Überholver­bot aufmerksam. Tempomessu­ngen finden außerdem vermehrt mit Laser-Geräten statt, um die Raser direkt zur Kasse zu bitten, sagt Wagner. Denn auf Blitzerfot­os sei der Fahrer oft wegen des Helms nicht eindeutig zu erkennen. Obwohl das Fahrzeug auch von hinten aufgenomme­n wird und das Kennzeiche­n vorliegt, könnten die Zweiradfah­rer sich in manchen Fällen so herausrede­n.

Heuer steht der Polizei zeitweise auch ein neues Gerät zur Verfügung. Es ist eine Art Leitpfoste­n gespickt mit Technik und misst die Geschwindi­gkeit und die Geräuschen­twicklung der vorbeifahr­enden Fahrzeuge. Auf einem Display werden entspreche­nd die Hinweise „Bitte langsamer“oder „Bitte leiser“angezeigt. Zwischen Mai und Juni kommt das Gerät am Oberjoch und am Riedbergpa­ss zum Einsatz. Es dokumentie­re auch, welche Verkehrste­ilnehmer wann, wie oft und wie laut unterwegs seien.

Newspapers in German

Newspapers from Germany