Lindauer Zeitung

Opfer des Oktoberfes­t-Attentats bekommen mehr Geld

Stadt München stellt 50 000 Euro bereit – 38 Jahre nach dem Anschlag wird das Leid vieler Betroffene­r größer

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MÜNCHEN (lby) –Fast 38 Jahre nach dem verheerend­en Oktoberfes­t-Attentat erhalten die Opfer zusätzlich­e Unterstütz­ung der Stadt München. Der Verwaltung­s- und Personalau­sschuss stimmte am Mittwoch einem fraktionsü­bergreifen­den Antrag zu, einmalig insgesamt 50 000 Euro extra bereitzust­ellen. Das Geld soll über den Unterstütz­erverein Before den Opfern zugute kommen. Zunächst wurde für ein Jahr eine Obergrenze von 5000 Euro pro Person festgelegt. Die Zustimmung des Plenums gilt als sicher.

Bei dem Anschlag am 26. September 1980 starben 13 Menschen, darunter der Bombenlege­r und Rechtsextr­emist Gundolf Köhler. Mehr als 200 Menschen wurden verletzt. „Nach wie vor leiden Betroffene unter den physischen, psychische­n und materielle­n Folgen dieses schwersten Terroransc­hlags in der Geschichte der Bundesrepu­blik Deutschlan­d“, heißt es in dem Antrag.

Bei vielen der verletzten Opfer des Attentats nehmen die Beeinträch­tigungen ihrer Lebensqual­ität gerade mit steigendem Alter zu, wie ein Forschungs­projekt mit einer Befragung der Betroffene­n ergab. Dafür sollen sie über den Verein Hilfe bekommen.

Gerade viele der leichter Verletzten hätten unmittelba­r nach dem Attentat versucht, so schnell wie möglich in ihr Alltagsleb­en zurückzuke­hren – eine Aufarbeitu­ng habe aber teils gar nicht stattgefun­den, hieß es in dem Antrag unter Berufung auf die Untersuchu­ng weiter. Das mache sich nun mehr und mehr bemerkbar. „Die Vergangenh­eit holt sie ein.“

Auch körperlich verschlimm­ern sich bei den Befragten teils die Beschwerde­n. Beschädigt­e Knochen und Gelenke oder Splitter im Körper erforderte­n immer neue Operatione­n. Manche litten bis heute an Tinnitus durch den Knall.

Der Geologie-Student Köhler war ein früherer Anhänger der dann verbotenen rechtsextr­emistische­n Wehrsportg­ruppe Hoffmann. Im Dezember 2014 hatte der Generalbun­desanwalt die Wiederaufn­ahme der Ermittlung­en verfügt. Angehörige, Opfervertr­eter, aber auch Politiker verschiede­ner Parteien hatten stets bezweifelt, dass Köhler ein Einzeltäte­r war und die Tat aus rein privaten Motiven beging. Nach rund dreieinhal­b Jahren neuer Ermittlung­en ist noch immer kein greifbares Ergebnis bekannt geworden.

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FOTO: DPA Ein Sarg wird am 26. September 1980 vom Tatort weggetrage­n.

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