„In der Erwartung ist die Zukunft immer schon da“
Thomas Gutknecht erkundet in der Inselhalle die Erwartung
Der Philosoph Thomas Gutknecht spricht im Rahmen der Lindauer Psychotherapiewochen über die Vielfalt der Erwartungen.
immer schon da“, sagte der Referent und fragte sich, von welcher Art der Zukunft hier die Rede sei. „Kann wahre Zukunft sein, was einmal Zukunft gewesen sein wird?“So sei es schließlich so, dass am Mittwoch der Dienstag schon gestern gewesen
sei. „Ist das etwa Zukunft? Müsste Zukunft nicht immer neu sein, frisch und jung, wie am ersten Tag? Ich meine, dass sich das Leben nicht nur ablebt und vergeht, sondern auch aufsteigt zum Quellort von Leben und Zeit, dorthin, wo Heimat
ist, die uns erst noch erwartet.“
Zur Erwartung gehört aber auch die Hoffnung. „Das Hoffen gilt es zu lernen“, empfahl Gutknecht. Auch und vielleicht obwohl sich das Hoffen auf eine bessere Welt nicht erfüllt, oder wenn sie sich erfüllt hat, in
Leben beruht auf Erwartungen
Wie Gutknecht weiter ausführte, geschehe Handeln „um zu“. „Wer sät und pflanzt, tut dies um einer guten Ernte willen“, veranschaulichte er und gab zu bedenken: „Unser gesamtes soziales Leben ist ein Geflecht, das auf Erwartungen beruht.“Daher sei das gesamte Leben auf das Künftige gerichtet. „Und die Beziehung zur Zukunft heißt schlicht Erwartung.“Dabei komme es darauf an, wie der Mensch sich im Zusammenspiel von Zukunft und Gegenwart bewege, sagte Gutknecht, um über die Zukunft an sich, die Zeit, mit ihren Augenblicken, Ewigkeiten, und Wirklichkeiten, dem Heute, Gestern und Morgen und deren Schnittpunkten und dem dadurch entstehenden mehrdimensionalen Begriff der Erwartung zu sprechen.
Bei seiner Erkundung der Erwartung kam er zu dem Schluss: „Was zählt, ist nicht, was wir erwarten, von uns selbst oder von anderen, sondern was und wer auf uns wartet.“Aber darauf müsse jeder seine eigene Antwort suchen. Was auf dieser Suche jedoch helfe, sei die Bildung. Denn Bildung sei als „Lebenskunst der Erwartung“zu verstehen.