Lindauer Zeitung

Gegen stilles Örtchen wird Protest laut

Brief an Gemeinderä­te: Langenarge­ner Gruppe lehnt geplante WC-Anlage beim Spielplatz in der Uferanlage ab

- Von Tanja Poimer

LANGENARGE­N - Falsche Stelle, zu teuer: Eine Langenarge­ner Gruppe hat ein Schreiben aufgesetzt, mit dem sie Gemeinderä­te und Verwaltung dazu bewegen will, die geplante WC-Anlage beim Spielplatz in der Uferanlage zu überdenken. Der Knackpunkt: Der Gemeindera­t hat wie bereits berichtet im vergangene­n Oktober mit klarer Mehrheit beschlosse­n, an genau diesem Standort für 220 000 Euro eine barrierefr­eie Toilette aufzustell­en. Der Bürgermeis­ter ist von dem Protest zum jetzigen Zeitpunkt nicht begeistert.

„Unser Ort und das Örtchen“lautet der Titel des Briefes. Weiter im Text: „Es besteht die Befürchtun­g, dass dies nur der Anfang ist, und weitere WC-Boxen aus dem Boden schießen werden, ohne seitens der Verwaltung und des Gemeindera­tes alternativ­e Lösungsmög­lichkeiten untersucht zu haben.“Im Fall der Toilette beim Spielplatz hätten sich Alternativ­en angeboten, heißt es. Zum einen gebe es den renovierun­gsbedürfti­gen Kiosk, dessen Umbau die Chance bieten würde, „neben Toilettena­nlagen auch einen attraktive­n Treffpunkt mit Aufenthalt­squalität (Eisbar/Milchbar/Saftbar) zu schaffen. Die Infrastruk­tur ist bereits vorhanden, und der Betreiber hätte die Maßnahme gerne unterstütz­t.“

Zum anderen würden die Gastronome­n von „Seeterrass­e“und „Bach“den Verfassern zufolge ihre Toiletten zur Verfügung stellen, Stichwort: „nette Toilette“. Die Aufwandsen­tschädigun­g für die Wirte liege deutlich unter den zu erwartende­n Unterhalts­kosten für den „WC-Tempel“. Es stelle sich die Frage, welche Auswirkung­en die Verantwort­lichen mit einer Toilette als Pforte zur Uferpromen­ade erzielen wollten.

„Ein absoluter Witz“

Absender des Schreibens ist eine Gruppe von Anwohnern und Menschen, die sich nach eigener Aussage Sorgen machen. „Es ist einfach keine zielführen­de, langfristi­ge Ortsentwic­klung zu erkennen“, sagt zum Beispiel Uwe Fritz, der in der Nachbarsch­aft zur Uferanlage wohnt und die Initiative unterstütz­t, ganz allgemein. Speziell auf die geplante WCAnlage bezogen, sind für ihn die Kosten und der Standort an derart prominente­r Stelle „ein absoluter Witz“. Die Leute, die den Brief unterschri­eben haben, seien mit der bisherigen Planung nicht einverstan­den und wünschten sich, dass diese noch einmal geprüft werde. „Denn noch ist der erste Spatenstic­h nicht getan“, betont Uwe Fritz.

Als zu exklusiv für ein Klo empfindet auch Florian Mittl vom Hotel „Seeterrass­e“den Standort in direkter Nachbarsch­aft. Sein Problem: „Wir als direkte Anlieger sind nicht gefragt worden, was wir von dem Plan halten. Es gab im Vorfeld keine Gespräche.“Bei der „netten Toilette“wäre sein Haus sofort dabei, zumal bereits jetzt einige Spielplatz­besucher das WC in der „Seeterrass­e“benutzten. Die Nutzung koste in der Regel 50 Cent, um Wasser- und Papierverb­rauch zu decken und vor allem die Toilette sauber zu halten. „Im Winter haben wir allerdings geschlosse­n, aber da ist ohnehin nicht viel los“, erklärt Florian Mittl.

Bürgermeis­ter Achim Krafft versichert dagegen, dass die „nette Toilette“kein geeignetes Mittel wäre, um die Bedürfniss­e der Besucher in den Sommermona­ten zu stillen. „Die Idee ist uralt“, doch an einer Promenade mit Tausenden von Tagesgäste­n, sei das für Hoteliers neben ihrem eigenen Geschäft nicht zu machen. Das hätten einige Langenarge­ner Gastwirte längst zurückgeme­ldet, „und dafür haben wir Verständni­s“, berichtet der Bürgermeis­ter.

„Akzeptanz wäre nicht größer“

Weniger verständli­ch ist für ihn, dass Anwohner, die den Spielplatz in der Uferanlage nicht wollten, als er vor vier Jahren gebaut worden ist, weil ihnen ein WC fehlte, jetzt gegen eine Toilette sind. Und was Gespräche mit direkten Anliegern vorab angeht, dazu sagt Achim Krafft: „Das Einzige, was wir tun, ist eine öffentlich­e WCAnlage auf öffentlich­em Grund zu schaffen.“Der Weg zum Kiosk sei zu weit, dass beispielsw­eise eine Mutter eins ihrer Kinder alleine hinschicke­n könnte. Zwar stehe tatsächlic­h mittelfris­tig eine Sanierung der Bude an, die der Gemeinde gehört und verpachtet wird, doch könne dort aus baurechtli­chen Gründen eine Toilette in den geplanten Ausmaßen kaum realisiert werden. „Die Möglichkei­ten der Grenzbebau­ung sind nahezu ausgenutzt. Außerdem wäre die Akzeptanz der dortigen Nachbarn sicher nicht größer.“Zu den Kosten sagt Krafft: „Wir haben uns für eine barrierefr­eie, moderne Anlage entschiede­n, wie sie auch in anderen Kommunen, wie zum Beispiel in Markdorf, steht und die zu Langenarge­n passt.“Der Protest jetzt komme zur Unzeit, denn: „Wir haben uns über die Toilette und den Standort lange sehr viele Gedanken gemacht.“

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FOTO: ANDY HEINRICH „Unser Ort und das Örtchen“: Eine Langenarge­ner Gruppe will nicht auf einer Toilette zwischen dem Fußweg beim Spielplatz und dem Hotel „Seeterrass­e“müssen, sondern lieber auf ein WC zum Beispiel in einem renovierte­n Kiosk können.

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