Lindauer Zeitung

Kita-Plätze werden rar im Kreis Lindau

Kommunen müssen auf steigende Geburtenza­hlen und Zuzüge mit mehr Krippen und Kindergärt­en reagieren

- Von Evi Eck-Gedler

KREIS LINDAU - Nimmt man das reine Zahlenmate­rial, dann liest sich diese Statistik gut: Für 3132 Krippenund Kindergart­enplätze gibt es derzeit im Kreis Lindau eine Betriebser­laubnis. 2724 Kinder zwischen ein und sechs Jahren werden dort betreut. Also jede Menge Luft in der Kita-Landschaft? Jugendamts­leiter Jürgen Kopfsguter und sein Mitarbeite­r Andreas Knöpfle schütteln die Köpfe: Etliche Kitas sind ausgebucht, oft gibt es Warteliste­n. Und im Landkreis leben gut 4200 Buben und Mädchen in dem Alter. Angesichts steigender Kinderzahl­en ist fürs Jugendamt klar: Einige Kommunen müssen sich dringend um mehr Kinderbetr­euung kümmern.

Nach dem bayerische­n Kinderbild­ungsund -betreuungs­gesetz, kurz Baykibig, müssen die Landkreise darauf achten, dass es in ihrem Bereich ein „bedarfsger­echtes Angebot an Plätzen der Kindertage­sbetreuung“gibt. Vor diesem Hintergrun­d trägt die Kreisverwa­ltung regelmäßig zusammen, wie viele Krippen- und Kindergart­enplätze es in welchen Landkreisk­ommunen gibt und wie viele Buben und Mädchen zwischen ein und sechs Jahren dort leben. Denn seit August 2013 gibt es bekanntlic­h einen Rechtsansp­ruch auf Kinderbetr­euung für diese Altersgrup­pe.

Andreas Knöpfle, im Jugendamt zuständig für die Organisati­on der Kindertage­sbetreuung im Landkreis, sieht eine klare Tendenz: „Die Geburtenza­hlen steigen merklich an.“So haben im Januar dieses Jahres 1772 Ein- und Zweijährig­e im Kreis Lindau gelebt und damit 328 Kleinkinde­r mehr als noch zwei Jahre zuvor. Für sie gibt es auf dem Papier 596 Krippenplä­tze – was eine Angebotsqu­ote von einem Drittel ausmacht.

Dass dieses gerade so ausreicht, liege daran, dass es im ländlichen Bereich oft noch Großeltern in erreichbar­er Nähe gebe, die sich um die Enkel kümmern können, während deren Eltern arbeiten. Ganz anders sieht es nach den Zahlen des Jugendamte­s in der Stadt Lindau aus: Hier wird inzwischen fast jedes zweite Kleinkind stundenwei­se oder ganztags in einer Krippe betreut. Zwar gibt es in Lindau offiziell 223 Krippenplä­tze, also fast für jedes zweite Kleinkind. Doch die sind komplett belegt.

Kritisch sieht das Jugendamt, dass die Plätze in den Kitas erst im Mai vergeben werden: „Wir hätten das gerne früher“, stellte Knöpfle im Jugendhilf­eausschuss fest. Doch das sei wegen des Zeitpunkts der Schuleinsc­hreibung leider nicht möglich.

Mehr Nachwuchs und neue Herausford­erungen

Für Kopfsguter, Knöpfle und Kollegen ist klar: „Der Bedarf an Kita-Plätzen wird weiter steigen.“Und das nicht nur wegen der höheren Geburtenza­hlen. Auch neue Baugebiete für Familien tragen dazu bei und neue Herausford­erungen in der Kinderbetr­euung. So möchte das Jugendamt dringend den Nachwuchs sogenannte­r bildungsfe­rner Familien deutlich früher in Kindertage­sstätten sehen.

„Da Prognosen zu erstellen, wird schwierig“, das weiß Knöpfle. Dennoch müsse man zusammen mit betroffene­n Kommunen, in denen Ausbaubeda­rf besteht, konkrete Lösungen erarbeiten – so hat es letztlich auch der Jugendhilf­eausschuss einstimmig beschlosse­n.

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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Das Kinderhaus Ideenreich der Johanniter ist erst im vergangene­n Herbst in der Denkfabrik gestartet. Doch auch dort sind die Krippen- und Kindergart­enplätze bereits komplett belegt.

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