Von den Highlands in den Dschungel
Oberreitnauer Musiker zeigen beim Frühjahrskonzert ihr hervorragendes musikalisches Können
LINDAU - In ganz Lindau haben Rauch und der Geruch von Gegrilltem in der Luft gelegen an diesem sommerlich warmen Frühlingsabend. Nur in Oberreitnau waren Straßen und Gärten wie leer gefegt. Stattdessen schien sich der ganze Ort im Freizeitzentrum versammelt zu haben, wo der Musikverein Oberreitnau unter neuer Leitung von Peter Klemisch zum jährlichen Frühjahrskonzert eingeladen hatte. Tatsächlich reichten die Stühle nicht aus, um alle Besucher auf Anhieb unterzubringen.
Den erfreulichen Anfang machten die jungen Musiker des Vororchesters Oberreitnau, Unterreitnau und Bösenreutin unter der Leitung von Raman Altmann, den Vorstand Jürgen Mayer schmunzelnd eher als Dompteur denn als Dirigent bezeichnete. Die über 30 jungen Musiker legten mit „Enjoy the Moment“sofort flott los. Die gemeinsame Ansage von drei der jungen Musikerinnen war so süß, dass man auf den meisten Gesichtern ein Lächeln sah, während es im Anschluss mit „Pirates of the Carribean“noch anspruchsvoller und sehr unterhaltsam wurde.
Aber es waren die Musiker des Musikvereins Oberreitnau, die mit großer Spannung erwartet wurden, traten sie doch erstmals seit Jahren wieder unter der Leitung von Peter Klemisch auf, der seit Herbst mit den Musikern für dieses anspruchsvolle Konzert proben konnte. Die annähernd 60 Musiker wussten ihr Publikum schon mit ihrem imposanten Start zu begeistern, als die Fanfarenklänge des bekannten „Olympic Fanfare and Theme“den Saal erfüllten.
Das anschließende „Hymn of the Highlands“war einer der Höhepunkte des Abends. Das Konzertstück in drei Sätzen war so vielseitig, dass ein musikalischer Höhepunkt den nächsten jagte. Die Musiker spielten so überzeugend, dass es ein Leichtes war, sich das Leben, die Natur und auch die vergangenen Kämpfe in den Highlands bildlich vorzustellen. Perfekt wussten es die Musiker nicht nur, brachiale musikalische Klänge auf die Bühne zu bringen, sondern konnten auch besonders bei den gefühlvollen Passagen überzeugen.
Dirigent sichtlich mit Leib und Seele dabei
Die folgende „Heublumenpolka“hingegen brachte eine musikalische Leichtigkeit mit sich, die einfach nur unkomplizierten Blasmusikgenuss bot. Ein nächstes Highlight des Abends, „Woman in White“, entsprang der Musical-Feder von Andrew Lloyd Webber. Moderatorin Mirjam Schweizer wusste einiges Interessantes zur Geschichte zu berichten, was die Musiker dann mit Leben füllten. Hier standen oft die Holzbläser im Vordergrund, ein Vorteil der Oberreitnauer, bei denen die verschiedenen Register nicht nur umfassend, sondern zudem auch noch von hervorragenden Musikern besetzt sind. Perfekt gelang es den Musikern, den Wechsel von sehr emotionalen mit lebhaften Szenen darzustellen, bei denen auch ihr Dirigent sichtlich mit Leib und Seele dabei war.
Walt Disneys Tarzan kam dann in Form von Phil Collins „Two Worlds“mit dramatischen Klängen und treibenden Rhythmen auf die Bühne. Klemisch machte das Dirigieren der engagierten Urwaldtruppe sichtlich Spaß, genauso wie das Publikum begeistert dabei war. Der „Nibelungen Marsch“hätte das schmissige offizielle Ende eines höchst gelungenen Konzertabends gebildet, wäre nicht die erste Zugabe 80er KULT(tour) gar so mitreißend gewesen. Ein musikalisches Highlight der 80er jagte das nächste und zum Schluss durften die Musiker sogar zu „Sternenhimmel“mitsingen. Mit dem Konzertmarsch „Domi Adventus“wurden die begeisterten Zuschauer dann auch wörtlich nach Hause entlassen.