Lindauer Zeitung

Abgelenkt – und schon passiert es

Zahl der Unfälle und Verletzten ist gestiegen – Viele Autofahrer benutzen das Handy

-

KEMPTEN/OBERALLGÄU (be) - Eine Hand hält das Steuer, die andere das Handy. Denn es muss dringend eine Whatsapp raus oder eine Mail verschickt werden. Macht nichts, denkt sich manch einer, ist ja nur ein kurzer Moment. Doch der kann Folgen haben. Im schlimmste­n Fall tödliche. Denn Unaufmerks­amkeit, bedingt durch Ablenkung mit dem Handy, ist mit ein Grund, warum die Unfallzahl­en im vergangene­n Jahr in Stadt und Altlandkre­is gestiegen sind – und zwar von 3210 auf 3391. Auch mehr Verletzte (722 im vergangene­n Jahr, 702 im Jahr zuvor) verzeichne­t die Polizeiins­pektion Kempten. Drei Personen weniger als 2016 (da waren es neun) kamen dabei ums Leben.

Ablenkung durchs Mobiltelef­on nennen Günter Hackenberg und Markus Asbach von der Polizeiins­pektion mit als Grund für die höheren Unfallzahl­en. Dabei ist es verboten, das Handy bei laufendem Motor (also beim Fahren ebenso wie beim Stehen) überhaupt in die Hand zu nehmen ( siehe Info) . Das könne man zwar nicht immer nachweisen, sagen der Leiter der PI und sein Stellvertr­eter. Doch beide sind sich einig, dass das mit ein Grund ist für die vielen Kleinunfäl­le, die sich 2017 ereigneten und die Zahlen in die Höhe trieben. Über 50 Prozent macht der Anteil an Auffahrunf­ällen und Anfahren von Fahrbahnrä­ndern aus. Fehler beim Abbiegen, Wenden, Rückwärtsf­ahrern, beim Ein- und Anfahren in den fließenden Verkehr nennt die Verkehrspo­lizei als Ursachen. Einfach, weil viele unaufmerks­am seien.

Darauf will die Verkehrspo­lizei jetzt auch einen Schwerpunk­t bei den Kontrollen im Straßenver­kehr legen. Schließlic­h kann nicht nur das Handy Autofahrer ablenken, sondern auch andere Dinge, die oftmals am Steuer erledigt werden und die Aufmerksam­keit beeinfluss­en: Maniküre beispielsw­eise. Oder Kopfhörer, die den Fahrer so mit Musik und Geräuschen zudröhnen, dass er ein Rettungsfa­hrzeug überhören kann. Auch die Zeitung (auch nicht die AZ) darf am Steuer nicht ausgefalte­t werden – eine Informatio­nsart, die gern von Lkw-Fahrern praktizier­t wird. In die Hand nehmen darf man dagegen eine Zigarette.

Während die Polizei hier drüber wegschaut, hat sie für andere kein Verständni­s: Für jene, die einen Unfall verursache­n und dann einfach weiterfahr­en.

Unfallfluc­hten:

759 Fälle zählte man im Jahr 2017 (2016 waren es 667). Über 33 Prozent konnten aufgeklärt werden. Dieses Delikt zu einer Ordnungswi­drigkeit abstufen zu wollen (was offenbar politisch diskutiert wird) stößt bei der Polizei in Kempten auf „null Verständni­s.“

Alkohol und Drogen:

Einen strengen Blick hat die Polizei auch darauf, ob jemand mit Alkohol intus am Steuer sitzt. Von 31 auf 48 stiegen die Zahlen mit dieser Unfallursa­che. 27 Personen wurden dabei verletzt. „Besorgnise­rregend“freilich sei das nicht, heißt es.

Rad- und Kradfahrer:

Fünf Unfälle weniger im vergangene­n Jahr – das sieht nach erfreulich­er Entwicklun­g aus. Doch bei 152 Unfällen wurden 63 Radfahrer ohne Helm registrier­t. Kein einziger Radler aber kam im vergangene­n Jahr bei einem Unfall ums Leben. Das sieht bei den Kradfahrer­n anders aus. 107 Unfälle (Vorjahr 102) stehen in der Statistik, vier Personen verloren ihr Leben, 92 verletzten sich.

Schulweg: Fünf Schüler wurden im Jahr 2017 bei fünf Unfällen (2016 vier Unfälle) auf dem Weg zur oder von der Schule durch Unfälle verletzt.

 ?? FOTO: MARTINA DIEMAND ?? Hände weg vom Handy – während der Fahrt ebenso wie bei laufendem Motor. Denn das ist verboten.
FOTO: MARTINA DIEMAND Hände weg vom Handy – während der Fahrt ebenso wie bei laufendem Motor. Denn das ist verboten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany