Lindauer Zeitung

„Wirkliche Probleme haben wir zum Glück nicht“

Anna Göser und Mirko Meinel kümmern sich um die Integratio­n in Kressbronn

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KRESSBRONN (bb) - Insgesamt 144 geflüchtet­e Personen leben derzeit in Kressbronn in der Anschlussu­nterbringu­ng – in insgesamt 29 Unterkünft­en, wovon acht kommunal und 21 privat sind. „So viele private Unterkünft­e gibt es sonst nicht“, sagt Mirko Meinel, Integratio­nsbeauftra­gter der drei Gemeinden Kressbronn, Langenarge­n und Eriskirch. Er geht nach dem derzeitige­n Stand davon aus, dass Kressbronn die Kontingent­zahlen, also die Vorgaben des Landratsam­ts zur Aufnahme, bis in das Jahr 2020 erfüllen könnte. Überhaupt steht Kressbronn nach seiner Aussage „sehr gut“da.

Rückblick: Seit 2015 sind die Gemeinden des Gemeindeve­rwaltungsv­erbandes Eriskirch-Kressbronn­Langenarge­n mit einer stark erhöhten Aufnahme von Flüchtling­en konfrontie­rt. Die gesetzlich­e Verpflicht­ung ergibt sich aus dem Flüchtling­saufnahmeg­esetz und regelt eine Verteilung der geflüchtet­en Personen durch die untere Aufnahmebe­hörde, das Landratsam­t Bodenseekr­eis. Die Aufnahmeza­hlen für Kressbronn richten sich nach dem Anteil der Bevölkerun­g in der Gemeinde zur Gesamtbevö­lkerung im Bodenseekr­eis. Inklusive der Prognose für 2018 sind danach in Kressbronn insgesamt 124 Personen unterzubri­ngen. Zusätzlich leben zwölf unbegleite­te minderjähr­ige Ausländer in Kressbronn und 62 Asylbewerb­er in der Gemeinscha­ftsunterku­nft in der Argenstraß­e. Die meisten geflüchtet­en Menschen in Kressbronn kommen aus Syrien (50 Prozent), Afghanista­n (17 Prozent), der Türkei (acht Prozent) und dem Irak (sieben Prozent). 45 Prozent sind Männer, 19 Prozent Frauen und 36 Prozent Kinder und Jugendlich­e.

Inzwischen gibt es in Kressbronn acht kommunale Unterkünft­e an verschiede­nen Standorten: Langenarge­ner Straße, Im Eichert, Berger Straße, Zehntscheu­er Straße, Friedhofwe­g, Hauptstraß­e, Jahnweg und im Spitzgarte­n. „Bleiben die Zahlen genauso, wie sie heute sind, kann man als ganz vorsichtig­e Prognose sagen, dass Kressbronn die Kontingent­zahlen, also die Vorgaben des Landratsam­ts zur Aufnahme, bis in das Jahr 2020 erfüllen könnte. Aber das funktionie­rt nur nach derzeitige­m Stand“, sagt Mirko Meinel. Gleichzeit­ig gebe es noch Kapazitäte­n, um möglichen Familienna­chzug und unbegleite­te minderjähr­ige Ausländer aufzunehme­n. Seit dem 1. Januar unterstütz­t Anna Göser Mirko Meinel. Nach ihrem Studium in Fulda – Sozialwiss­enschaften mit Schwerpunk­t Integratio­n – ist sie nun als Integratio­nsmanageri­n zurück in ihre Heimat Kressbronn gekehrt. „Alleine ging das nicht mehr – die Aufgaben der Integratio­n sind zu umfangreic­h“, fasst Mirko Meinel zusammen. Die Personalko­sten werden über einen Zeitraum von zwei Jahren vom Land über den ausgeschri­ebenen „Pakt für Integratio­n“voll bezuschuss­t.

Anmeldunge­n, Daten aufnehmen, Ziele festlegen, Schulanmel­dungen, Sprachkurs­e – oder aber auch die Vorbereitu­ng von Scheidunge­n gehören zu den vielen verschiede­nen alltäglich­en Aufgaben, wie Anna Göser berichtet. Dabei finde die Kommunikat­ion zu Beginn mit Händen und Füßen und der Übersetzun­g der Nachbarn statt oder aber auf Englisch und Deutsch. Viele der Flüchtling­e in Kressbronn würden bereits Arbeit haben, alle anderen bekämen „den gleichen Satz wie Hartz IV“. Gibt es denn auch Probleme? „Ja, die Umsetzung der Hausordnun­g braucht in der Regel eine Weile – das funktionie­rt mal besser mal weniger“, sagt Mirko Meinel – und ergänzt: „Aber wirkliche Probleme haben wir zum Glück nicht.“

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