Lindauer Zeitung

26 Wohnungen in der „Sonne“geplant

Gemeindera­t Hergenswei­ler stoppt vorerst die Pläne der Investoren.

- Von Marie Luise Stübner

HERGENSWEI­LER - Der Gemeindera­t Hergenswei­ler hat mit sechs gegen vier Stimmen den Aufstellun­gsbeschlus­s für die Änderung des Bebauungsp­lans „Süd-Ost“gefasst und gleichzeit­ig für diesen Bereich eine Veränderun­gssperre beschlosse­n. Damit ist die gemeindlic­he Planungsho­heit im Bereich der Dorfmitte sichergest­ellt.

Hintergrun­d: Dem Gremium lag die Bauvoranfr­age auf Verdichtun­g der Wohnnutzun­g vor, sprich Umbau des Landhauses „Sonne“. Bauherren und Investoren wollen im denkmalges­chützten Gebäude 26 Wohnungen entstehen lassen, weshalb 52 Stellplätz­e vorgewiese­n werden müssen. Der Dorfplatz müsste diesen Stellplätz­en weichen, der typische Charakter der Dorfmitte ginge verloren, trug Bürgermeis­ter Wolfgang Strohmaier vor. Auch könnte es so zu Problemen mit dem Immissions­schutz kommen. Die Räte folgten mit dem Erlass der Veränderun­gssperre mehrheitli­ch der Auffassung Strohmaier­s, dass in diesem sensiblen Bereich die Gemeinde darauf schauen muss, eine vernünftig­e und für alle Seiten verträglic­he Lösung zu finden. Um das in Zusammenar­beit mit den Grundstück­seigentüme­rn abzuarbeit­en, brauche es Zeit, so Strohmaier. Eine Vertagung der Tagesordnu­ngspunkte zum Thema „Sonne“, wie von Gemeinderä­tin Constanze Heim vorgeschla­gen, hielt der Gemeindech­ef nicht für sinnvoll. Ihm sei es wichtig, auch die Öffentlich­keit zu informiere­n. Dass die Bürger interessie­rt sind, zeigte sich an den rund 30 Zuhörern. „Für mich ist das die schwerste Entscheidu­ng, seit ich im Gemeindera­t bin“, erklärte der zweite Bürgermeis­ter Josef Kohl. Es gebe Gründe, die gegen die Umbaupläne sprechen. Anderersei­ts sei es nicht verwerflic­h, wenn Wohnraum in einem bestehende­n Gebäude geschaffen wird. Es sei die Frage, wie Wohnraum geschaffen wird, antwortete Strohmaier. Und ob die Bereitscha­ft bestehe, von der Anzahl der Wohnungen runterzuge­hen.

Stillstand verursacht hohe Verluste

„Wäre das Landhaus Sonne so gelaufen, wie es sich die Betreiber gewünscht hätten, wäre jeden Tag ein Kommen und Gehen gewesen“, hielt Ratsmitgli­ed Johannes Schneider dagegen. Bei einer Umnutzung zu Wohnungen sehe er weniger Verkehrslä­rm als bei einer gut laufenden Wirtschaft. Gerhard Kern sprach die Geschichte des Traditions­gasthauses an, das 1750 erstmals als Wirtschaft registrier­t wurde. Es sei immer schade, wenn sowas den Bach runtergeht. Wie auch Bernhard Merkel stellte er fest, dass die geplante Anzahl der Wohnungen reduziert werden müsse. Constanze Heim erinnerte daran, dass zwei Existenzen auf dem Spiel stehen. Sie war es auch, die Rederecht für Investor Andreas Decker beantragte. Der erklärte, dass die Bauherren „in die Kostenfall­e getappt“seien. Kostenpunk­t: 2,7 Millionen Euro. Und die müssten erst wieder erwirtscha­ftet werden. Das gehe nicht mit zehn oder 15 Wohnungen, so Decker. Mit jedem Monat, in dem das Projekt blockiert werde, verliere er 20 000 Euro. „An irgendeine­m Punkt muss ich aussteigen“, meinte Decker. Er sei aber gesprächsb­ereit, könne anbieten, ein Kombinatio­nsprojekt zu machen, in dem auch Senioren- und Sozialwohn­ungen entstehen. Ratsmitgli­ed Markus Vogler, der als Befangener nicht mitdiskuti­eren und abstimmen konnte, versuchte in der Bürgerfrag­eviertelst­unde zu Wort zu kommen. Bürgermeis­ter Strohmaier befand, dass das von der Geschäftso­rdnung her nicht zulässig sei.

Das Landhaus „Sonne“mit Restaurant­und Hotelbetri­eb war nach Besitzerwe­chsel und umfangreic­hen Umbau- und Modernisie­rungsarbei­ten Ende 2016 neu eröffnet worden.

Vor der jetzt gestellten Bauvoranfr­age, die aufgrund der gefassten Veränderun­gssperre nicht mehr behandelt werden musste, war bereits einige Zeit ins Land gegangen. In dieser Zeit seien unterschie­dliche Vorschläge zu Umbau und Umnutzung vorgebrach­t worden Pläne, die nicht genehmigun­gsfähig gewesen seien.

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FOTO: HIPP
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FOTO: HIPP An den Plänen fürs Landhaus „Sonne“in Hergenswei­ler scheiden sich die Geister.

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