Bergwacht wird stark gefordert
Deutlich mehr Rodelunfälle – Großteil der Unglücksfälle im Sommer beim Wandern
IMMENSTADT (mun) - Rekordverdächtig oft sind die Allgäuer Bergwachtler im vergangenen Jahr zu Einsätzen ausgerückt – bei Wind und Wetter, Schneesturm und Lawinengefahr, bei Tag und Nacht. Insgesamt waren es 2734 Einsätze gegenüber 2465 ein Jahr zuvor.
Die Allgäuer Bergwacht, sagte Regionalleiter Peter Eisenlauer bei der Jahresversammlung in Immenstadt, sei „in gewisser Weise ein Markenzeichen“. Dieses stehe für „hohe Qualität und Zuverlässigkeit“. Damit man den Erwartungen und Ansprüchen gerecht werde, lege die Allgäuer Bergwacht traditionell viel Wert auf die Aus- und Weiterbildung.
Die meisten sind zu Fuß unterwegs
Nach Angaben von Michael Gimbel, stellvertretender Regionalleiter, ereigneten sich 75 Prozent der Unfälle beim Wandern, was nicht weiter verwunderlich ist: Schließlich sind die meisten Menschen, die sich im Gebirge aufhalten, zu Fuß unterwegs.
„Extrem auffällig“nannte Gimbel die Zunahme der Rodelunfälle im vergangenen Winter. Eine Ursache dafür könnte sein, dass es erstmals seit Jahren im vergangenen Winter wieder viel Schnee gegeben hatte. Zudem gibt es seit vergangenem Winter zwei neue, sehr beliebte Rodelbahnen.
Bei der Ausbildung der Bergwachtler lege man ein besonderes Gewicht aufs Skifahren, schilderte Ausbilderin Nina Rädler: „Wir stellen hohe Anforderungen ans skifahrerische Können.“Weil auch viele Einsätze auf Pisten zu absolvieren sind. Wer als Aktiver in die Bergwacht will, muss zunächst in einem Sommer- und Wintereingangskurs sein persönliches Können unter Beweis stellen – beispielsweise beim Skifahren und Klettern.
In einwöchigen Kursen wird dann die Bergrettung geübt, im Sommer wie im Winter. Zu den Ausbildungsinhalten gehören zudem Erste Hilfe, Bergmedizin und Naturschutz. Erst nach einer theoretischen und praktischen Abschlussprüfung sind die Anwärter fit für den Bergwachtdienst. 121 überwiegend junge Leute befinden sich derzeit in der Bergwacht-Ausbildung – darunter sind 26 Frauen.
Neue Notarzt-Gruppe
Elf Mediziner aus der Region haben sich zur „Notarzt-Gruppe Allgäu“bei der Bergwacht zusammengeschlossen. Sie sollen insbesondere dann alarmiert werden, wenn andere Ärzte nicht erreichbar sind oder es sich um Großeinsätze handelt. Man sehe sich „als Hintergrund für schwere Situationen“, sagte Karsten Menzel, der das Projekt erläuterte. Nach seinen Worten werden die Bergwachtler mit immer schwereren Verletzungsbildern konfrontiert.
Digitalfunk-Umstellung funktioniert
Bei allen Mitgliedern der NotarztGruppe – darunter eine Frau – handelt es sich um voll ausgebildete Bergwachtler und Mediziner aus allen Teilen des Allgäus. Alle hätten alpine Erfahrung. Die Umstellung auf den neuen Digitalfunk habe alles in allem gut funktioniert, berichtete Bergwacht-Chef Eisenlauer. Doch es gebe immer noch Gegenden, in denen die Funkverbindung schlecht sei.
Einige Bergwachtler sind im Winter wochentags hauptberuflich für die Stiftung „Sicherheit im Skisport“in Skigebieten im Einsatz. Eisenlauer mahnte eine bessere Bezahlung dieser saisonal hauptberuflich Beschäftigten an: „Es kann nicht sein, dass die sich auf Mindestlohn-Niveau bewegen.“