Stadtwerke prüfen Elektroantrieb für Stadtbusse
Ab 2021 ist die Erneuerung der Busflotte geplant – Bund und Land bieten Zuschüsse
LINDAU (lz) - Die Stadtwerke arbeiten daran, die Stadtbusflotte auf Elektroantrieb umzustellen. Geplant ist der Kauf neuer Fahrzeuge ab dem Jahr 2021. Bis dahin soll eine Machbarkeitsstudie prüfen, ob und zu welchen Bedingungen Elektrobusse in Lindau sinnvoll sind.
„Die Entwicklung geht in die richtige Richtung, aber heute schon die gesamte Fahrzeugflotte umzustellen, wäre zu schön“, sagt René Pietsch, Betriebsleiter des Lindauer Stadtbusses. Geplant ist eine Flotte mit Bussen, die sehr leise und ohne Emissionen die Stadt mobil machen und während des Umsteigens am Zentralen Umsteigepunkt (ZUP) auf die Schnelle per Induktion aufgetankt werden sollen. Dabei hoffen die Stadtwerke auf Zuschüsse, denn Bund und Land fördern im Rahmen des „Sofortprogramms Saubere Luft 2017 bis 2020“die Anschaffung von Elektrobussen und die Einrichtung der dazugehörigen Ladeinfrastruktur. Große Verkehrsunternehmen steigen laut einer Pressemitteilung der Stadtwerke deshalb schon jetzt in die Beschaffung und Erprobung von Elektrobussen ein.
„Wir sind davon überzeugt, dass sich die Elektromobilität auch im ÖPNV in den nächsten zehn Jahren durchsetzt und begrüßen das – unter dem Vorbehalt der Wirtschaftlichkeit – ausdrücklich“, sagt Geschäftsführer Thomas Gläßer. „Abgesehen von der bereits ausgeschriebenen Beschaffung eines Reservefahrzeugs im Jahr 2018 sieht der mittelfristige Investitionsplan Ersatzbeschaffungen von Bussen ab dem Jahr 2021 vor“, ergänzt Gläßer. Deshalb soll bis zum Jahresende 2019 eine Machbarkeitsstudie zum Einsatz von Elektrobussen in Lindau vorliegen. Auf deren Grundlage wollen die Verantwortlichen dann entscheiden.
Derzeit sei aber die verfügbare Fahrzeugtechnik noch mangelhaft, außerdem gebe es Schwierigkeiten bei der Schaffung einer vernünftigen Ladeinfrastruktur. „Die Herstellerangaben zur Reichweite differieren und sind typischerweise auf Idealbedingungen bezogen, die im Echtbetrieb jedenfalls nicht an allen Betriebstagen zu erreichen sind“, sagt Pietsch. Probebetriebe zeigten, dass Elektrobusse deutlich mehr stehen als solche mit herkömmlichem Dieselantrieb. Dann müssten die Stadtwerke mehr Busse kaufen als bisher üblich. Dabei koste ein Elektrobus ungefähr eine Viertelmillion Euro mehr als ein Dieselbus, also ungefähr das Doppelte.
Sorgen bereitet Pietsch auch die noch relativ unbekannte Batteriehaltbarkeit. Alle Hersteller gehen demnach davon aus, dass die Batterie nach spätestens sieben Jahren ersetzt werden muss, was rund 120 000 Euro koste. Die gewöhnliche Nutzungsdauer eines Stadtbusses beträgt aber bisher acht bis zwölf Jahre.
Für Elektrobusse müssen die Stadtwerke zudem Lademöglichkeiten schaffen. Über Nacht wäre das auf dem Betriebshof der Stadtwerke möglich, das würde aber nicht für den ganzen Tag reichen. Deshalb wäre am ZUP ein zusätzliches Laden möglichst aller Busse gleichzeitig in sehr kurzer Zeit nötig. Gläßer: „Die Konsequenzen für die entsprechende Dimensionierung müssen, auch unter topographischen Gesichtspunkten, untersucht werden, bevor eine Systementscheidung gefällt werden kann.“