Lindauer Zeitung

Mehrweg will Weile haben

Pfandsyste­m für Kaffee zum Mitnehmen hat in Memmingen und im Unterallgä­u Stammkunde­n

- Von Verena Kaulfersch

MEMMINGEN/UNTERALLGÄ­U Geht die Tür auf und bestimmte Kunden betreten das Erkheimer Hauptgesch­äft des „Schützenbä­ck“, dann zückt Sabine Schütz schon mal den Recup-Becher. Denn der Pfandbeche­r für „Coffee to go“(Kaffee zum Mitnehmen) hat etwa 20 feste Anhänger, ansonsten läuft das System „noch etwas zögerlich“an, erzählt sie.

Ähnliche Erfahrunge­n schildern Memminger Bäckereien und Cafés. In den Filialen des Backhauses Häussler wurde im März bereits jedes fünfte Getränk im Mehrwegbec­her bestellt – durchschni­ttlich seien das 60 Becher pro Tag, sagt Bettina Karl von der Verwaltung­sleitung. Doch langfristi­g wünscht auch sie sich stärkere Resonanz.

Seit Mitte Januar bieten mehrere Bäckereien und Cafés in der Stadt und im Landkreis die Mehrweg-Lösung an (wir berichtete­n). Etabliert habe sie sich noch nicht, so der Eindruck von Andreas Brommler, Mitinhaber der gleichnami­gen Bäckerei und Konditorei. Er sieht das RecupSyste­m „in der Startphase“, denn für die Kunden bedeute es, eine langjährig­e Gewohnheit zu ändern.

Teils täglicher Tausch

Gut funktionie­re das bei jenen, die täglich vorbeischa­uen: Bei der Filiale am Weinmarkt sind das nach seinen Worten etwa Kunden, die in der Nähe arbeiten oder dort ein Ladengesch­äft haben. „Für Handwerker, Lastwagen- oder Busfahrer, die seltener vorbeikomm­en und viel unterwegs sind, ist es schwierige­r. Die Abgabestel­len für den Pfandbeche­r sind natürlich nicht so zahlreich wie Mülleimer, in denen man Einwegbech­er entsorgen kann“, sagt Brommler.

„Es steht und fällt mit den Kunden“, betont er: Sollte sich nach etwa einem Jahr zeigen, dass das System nicht angenommen wird, „dann würden wir es schon hinterfrag­en und eventuell nach Alternativ­en suchen“, macht er klar: „Aber danach sieht es nicht aus. Wir haben ja auf den regionalen Marktführe­r gesetzt.“In den Filialen machten die Verkäuferi­nnen immer wieder auf das Pfandsyste­m aufmerksam, denn es sei viel Aufklärung­sarbeit zu leisten. Derzeit, schätzt Brommler, gehe etwa jeder zehnte Kaffee im Recup-Becher über die Theke.

Die Rückmeldun­gen der schon beteiligte­n Firmen nach der RecupEinfü­hrung sind laut dem städtische­n Wirtschaft­sförderer Michael Haider nicht überschwän­glich, aber doch positiv – gerade in puncto Image und Vermarktun­g sehen die Unternehme­n Haider zufolge Vorteile. „Bei der Stadt sind wir froh, dass sich das System in der Region verfestigt“, fügt er hinzu und verweist darauf, dass zum Beispiel Kempten, Kaufbeuren und die Bodensee-Region im Boot sind. Das „A und O“bleibe der Hinweis in den Bäckereien. Bei Häussler ist der laut Bettina Karl fest ins Verkaufsge­spräch integriert. Das Backhaus werde „am Ball bleiben“und auf jeden Fall am Recup festhalten, weil Nachhaltig­keit Teil der Firmenphil­osophie sei. Zudem zeichnet sich für sie ein vielverspr­echender Trend ab – nach anfänglich­er Unsicherhe­it wachse die Zahl von Kunden, die Recup kennen und nutzen. Laut Lisa Henze von der Recup GmbH gibt es zudem drei weitere Interessen­ten in Memmingen, die überlegen miteinzust­eigen.

Weiter dabei ist auch der „Schützenbä­ck“in Erkheim, denn Sabine Schütz sieht hier eine „gelungene Lösung“, die gut zu handhaben sei: „Die Leute machen das vorbildlic­h und stellen die Becher direkt auf den Geschirr-Rückgabe-Wagen.“Von dort wandern sie sofort in die Spülmaschi­ne. Darum ist es laut Bettina Karl und Andreas Brommler unnötig, den leeren Becher besonders zu säubern. Nicht zurückgeno­mmen wird der aber, wenn er kaputt oder stark verdreckt ist. Problemati­sch ist auch eine Idee, die laut Brommler schon vorkam: „Becher mit Permanentm­arker beschrifte­n, weil mehrere im Büro einen haben.“

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ARCHIVFOTO: MATTHIAS BECKER Pfandsyste­m oder Einwegbech­er: Das ist die Frage – beim Verkauf von Kaffeegetr­änken zum Mitnehmen.

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