Ein Mann will Hutkönigin werden
Mit einem Augenzwinkern, aber ernst gemeint, hat sich David Sontheim um den Titel beworben
LINDENBERG - „Meine Freundin sagt, Hüte stehen mir nicht so“, verrät David Sontheim. Doch das mindert seine Liebe zu Hüten nicht. Er ist Hutträger. Zwar kann der junge Mann keine stattliche Hutsammlung wie die bisherigen Hutköniginnen vorweisen – „für meine drei Anzüge reichen aber auch zwei Hüte“, sagt er. Sontheim hat sich um den Titel „Deutsche Hutkönigin“beworben, der beim Huttag am 6. Mai, erneut vergeben wird. „Mit einem Augenzwinkern, aber ernst gemeint“, sagt er und grinst.
Als die Stadt Lindenberg zum Casting für die Hutkönigin aufrief, fragten sich David Sontheim und seine Freunde, warum es in Lindenberg eigentlich keinen Hutkönig gibt. Und kamen zum Schluss: „Da müsste man doch mal was machen.“Gesagt, getan – denn der gebürtige Bremer hat den Vorsatz, „etwa jede dritte Bierlaune in die Tat umzusetzen“. Mit vier Freunden begann er, an der Bewerbung zu arbeiten.
Der Plan war, ein Video zu drehen. Ihr erster Einfall: ein Kaninchen aus dem Hut zaubern. Dann fielen ihnen weitere Redewendungen mit dem Begriff „Hut“ein. „Jede, die ich kenne, ist im Video“, beschreibt David Sontheim seine Bewerbung. Dazu wählte er ungewöhnliche Orte und Outfits: im Wald mit Zylinder, mit Pony und Cowboyhut, auf dem Balkon mit Filzhut. So entstanden knapp zwei Stunden Rohmaterial und ein dreieinhalbminütiger Bewerbungsfilm. Darin verkündet der Wahl-Westallgäuer selbstbewusst: „Mädels, seid auf der Hut. Den Sieg könnt ihr euch dieses Jahr an den Hut stecken. Hut ab! Für den Hutkönig 2018.“
Hüte trägt Sontheim nicht nur für das Video, sondern auch zur Arbeit. „Zum Anzug gehört ein Hut“, sagt er. Seinen ersten Hut hat er in Wien gekauft: schwarz und aus Hasenfilz. Als er 2011 bei Liebherr anfing, nannten ihn seine Kollegen „Der mit dem Hut“. Der Ingenieur bedauert, dass Hutträger heutzutage oft als Sonderlinge gelten. Und bezieht sich auf Fernsehserien, die in den 1920er-Jahren spielen: „Da tragen alle Hut, das war normal.“
Sein Alter will David Sontheim nicht verraten. „Da bin ich eitel.“Lieber redet er über Hüte. Seinen hellen Panamahut mag er am liebsten, denn: „Wenn ich den aufsetze, dann ist Sommer.“Von Oktober bis Ostern trägt er den schwarzen Mayser Hut. „Es sieht einfach schneidig aus“, sagt er überzeugt. Seine Freundin reagierte gelassen auf Sontheims Bewerbung als Hutkönigin: „Ich kann dich ja nicht davon abhalten, also mach.“Das fertige Video fand sie dann schon lustig, erzählt Sontheim erleichtert.
Doch trotz aller Mühe: Sontheim wird keine Hutkönigin. Und auch kein Hutkönig. Nicht einmal zum Casting wurde er eingeladen. Denn für das Repräsentationsamt kommen nur Frauen in Betracht. Das war Sontheim von vornherein klar. Unfair findet er es nicht: „Ich habe ja auch lieber eine Hutkönigin“, sagt er schulterzuckend. Irgendwie war Sontheims Bewerbung trotzdem ein Erfolg, er erhielt ausschließlich positive Rückmeldungen. Darüber freut er sich, weil seine Bewerbung eben doch ein Stück weit ernst gemeint war – als Denkanstoß. „Vielleicht gibt es ja in zehn Jahren doch mal einen Hutkönig.“