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Heilig-Geist-Hospital im Kampf gegen den Pflegenotstand: Politik soll die Anerkennung ausländischer Fachkräfte erleichtern
Sie sind qualifiziert, haben das Herz an der richtigen Stelle und beherrschen zum Großteil die deutsche Sprache. Trotzdem werden den ausländischen Fachkräften im HeiligGeist-Hospital seitens der Behörden Steine in den Weg gelegt. Heimleiter Klaus Höhne kämpft für seine Angestellten und die Anerkennung ihrer Ausbildungen. Denn er ist derjenige, der tagtäglich von den hervorragenden Leistungen seiner Mitarbeiter überzeugt wird. Es ist nichts neues, dass Altenheime in Deutschland händeringend nach Fachkräften suchen. Hintergrund ist die einzuhaltende 50-Prozent Quote. Denn die Hälfte des Personals muss aus Fachkräften bestehen. Immer weniger Menschen in Deutschland wollen jedoch den Beruf des Altenpflegers erlernen. Deshalb beschäftigt Heimleiter Höhne, wie viele andere Pflegeheime auch, einige qualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland. Er sagt: „Für uns sind die Fachkräfte aus dem Ausland sehr wichtig. Sie bringen ein fundiertes medizinisches Hintergrundwissen mit.“Trotz ihrer Qualifikation werden sie noch nicht mal anteilmäßig bei der 50-Prozent Fachkraftquote anerkannt. Dies hat Auswirkungen auf die Aufnahmesituation. Denn in Deutschland werden die Ausbildungen ausländischer Fachkräfte nur schwer anerkannt. Ewa Krezlewski, Pflegedienstleiterin des Seniorenund Pflegeheims Reutin, sagt: „Deutschland ist das einizige Land, in dem es die Ausbildung zum Altenpfleger gibt. In allen anderen Ländern üben Krankenpfleger- und schwestern den Beruf aus.“Roza zum Beispiel. Sie ist 22 Jahre alt, kommt aus Bosnien und lebt seit drei Jahren in Lindau. Obwohl sie eine vier jährige Ausbildung zur Krankenschwester erfolgreich abgeschlossen hat, ist sie als Pflegehelferin angestellt. Sie sagt: „Seit über einem Jahr kämpfe ich darum, dass meine Krankenschwesterausbildung anerkannt wird“. Für die Stelle, die sie als Fachkraft im Altenheim ausüben möchte, soll sie entweder nochmals eine zweijährige verkürzte Ausbildung zur Pflegerin oder für die Anerkennung ihrer Ausbildung zur Krankenschwester ein zehnmonatiges Praktikum in einem Krankenhaus machen. Weil sie die vier Jahre Ausbildung nicht in den Sand setzen möchte, kämpft sie um die Anerkennung. Sie sagt: „Erschwert wird das ganze bei der Beantragung des Visums, bei der ich den Arbeitgeber angeben muss. Für das Praktikum im Krankenhaus würde ich ein Visum bis 2021 bekommen, allerdings wäre ich bis dahin verpflichtet, dort zu arbeiten“. Krezlewski sagt: „Krankenhäuser haben dadurch eine freiere Personalpolitik. Und uns fehlt dann in den Altenheimen das Personal.“Auch die 48-jährige Marianne aus Serbien, die sowohl die Grundausbildung, den Bachelor und 20 Jahre Berufserfahrung als Militärskrankenschwester vorweisen kann, muss den Hürdenlauf auf sich nehmen. Höhne sagt: „Sie alle betreiben einen wahnsinnigen Aufwand, verbunden mit horenten Kosten, beweisen sich und ihre Fähigkeiten jeden Tag aufs Neue, beherrschen größtenteils die Sprache und trotzdem kostet das ganze Verfahren Nerven, Energie und sehr viel Zeit. Prüfungen der Ausbildungsnachweise durch die Behörden sind wichtig, weil es auch viele schwarze Schafe gibt. Die Politik wird keine Lösung bringen, aber sie muss endlich die Bedingungen erleichtern. Denn wir brauchen die Fachkräfte für die Zukunft und deshalb unterstütze ich sie, wie ich kann.“
Viktoria Benz