Der Weg zurück in Arbeit kann auch bei 60-Jährigen gelingen
Ende April sind rund ein Viertel der Erwerbslosen über 55 Jahre – Langzeitarbeitslose brauchen aber deutlich intensivere Betreuung
Das Thema Computer war bis zu jenem Zeitpunkt für Funke-Zobel absolut fremd: „Ich habe immer alles von Hand gemacht, Kassenführung genauso wie Buchhaltung”, blickt sie zurück. Und sie sei heilfroh gewesen zu sehen, dass die allermeisten Kursteilnehmer auch keine Ahnung hatten, wie man einen PC einschaltet. Oder wie man auf dem Computer eine korrekte Bewerbung schreibt.
Drei Monate lang besuchte sie jeden Vormittag von Montag bis Freitag diesen Kurs. „Für viele ist das schon die erste Hürde, da überhaupt durchzuhalten“, weiß Müller-Koberstein. Das hat Beate Funke-Zobel bei vielen Bewerbungen zu hören bekommen. Für Funke-Zobel war das kein Problem. Man könnte sagen, sie fängt Feuer: „Zehn Tage nach dem Kursbeginn stand schon ein Laptop in meiner Wohnung“, schmunzelt sie rückblickend. Und natürlich habe sie die Chance genutzt, anschließend einen Aufbaukurs zu absolvieren.
Personalchefs müssen auch mal Mut zeigen
„Frau Funke-Zobel kennt sich heute mit Excel besser aus als ich“, stellt die Agenturleiterin anerkennend fest. Für Vermittler Maczek ist es zwar dennoch eine Herausforderung gewesen, den richtigen Arbeitsplatz für seine Kundin zu finden. Doch letztlich hat's geklappt. Die rund vier Jahre Arbeitslosigkeit hat Beate Funke-Zobel hinter sich gelassen: Trotz ihrer gut 60 Jahre hat sie endlich einen unbefristeten Arbeitsvertrag erhalten – sie arbeitet heute als Hauswirtschafterin in einer Familie.
Für die Leiterin der Lindauer Arbeitsagentur ist das der Beweis, dass es bei älteren Arbeitslosen zwar auf Geduld ankommt, dass Vermittler Wissen und Talente herausfiltern müssen, dass es den Willen braucht, wieder arbeiten zu wollen und sich dafür auch auf Weiterbildungen einzulassen. Aber es ist nach MüllerKobersteins Worten auch wichtig, dass Arbeitgeber den Mut haben, älteren Kräften eine berufliche Chance zu geben. Das erhofft sich die Lindauer Agenturleiterin nun auch für viele der anderen 240 Arbeitslosen, die ihren 55. Geburtstag schon hinter sich haben.
„Sie sind zu alt für uns.“