Im Lindauer Bodenseegymnasium tobt der Zirkus
45 junge Akrobaten präsentieren ein abwechslungsreiches Programm – Proben laufen bereits seit September
LINDAU - Die Zeiten, in denen große Zirkusse wie Althoff, Barum, Krone und wie sie alle hießen, in Lindau Station gemacht haben, sind lange vorbei. Nun aber hat sich, nicht weit von der Blauwiese entfernt, auf der diese Attraktionen zu bestaunen waren, ein anderer Zirkus aufgemacht, die Welt mit einem abendfüllenden Programm zu erobern: Der Zirkus Bogy, der unter der Organisation des P-Seminars Sport eine akrobatische Weltreise unternahm, und das in der Turnhalle des Bodenseegymnasiums.
Den Zirkus Bogy gibt es eigentlich schon lange, aber mit einem so umfangreichen Programm war er noch nie in Erscheinung getreten. Das haben die zehn Elftklässler des P-Seminars Sport nun geändert, indem sie eine Geschichte rund um die Akrobatiknummern konstruierten.
Da geht es zum einen um Jonas, der sein Abitur geschafft hat und nun einen Job in der Stagecrew – also bei den „Kulissenschiebern“– bei dem berühmten Zirkus Bogy bekommen hat. Der Zirkus steht kurz vor einer Welttournee, und so wird Jonas die verschiedensten Länder bereisen. Zeitgleich erfährt Denise von ihrem Vater, der einen an sie adressierten Brief ihrer Mutter geöffnet hat, dass diese – in Brasilien lebend – sich über einen Besuch der Tochter sehr freuen würde, der Vater aber strikt dagegen ist. Sie heuert aber, als Junge verkleidet, bei demselben Zirkus auch in der Stagecrew an, da der Zirkus auch nach Brasilien kommen wird und die Reise dorthin logischerweise auch billig wird.
Kinder zeigen waghalsige Kunststücke
Ein Punkt, warum der Vater gegen eine Reise nach Brasilien ist, ist die bevorstehende Verlobung mit dem wohlerzogenen Tom. Denise selbst aber will ihr Leben lieber selbst in die Hand nehmen. Und so kommt es wie es kommen muss, Denise und Jonas lernen sich kennen, verlieben sich ineinander, wobei offen bleibt, ob er in Denise gleich das Mädchen erkennt, und die vom Vater gewünschte Verlobung platzt trotz einiger Ränkespiele.
Dies alles ist also lediglich der Rahmen für das abendfüllende Zirkusprogramm der 45 jungen Akrobaten des Bodenseegymnasiums, die unter der Leitung von Andrea Rößler und Moritz Hummel virtuose Nummern seit September einstudierten, vom Jonglieren angefangen über Trapezeinlagen, Bodenartistik bis hin zu einem Pausenclown. Der, besser die, denn es handelte sich hier um ein Mädchen, trat bei den mehr oder weniger langen Flügen von Irland nach Afrika, nach Australien und China, wie erwähnt nach Brasilien, Paris und Spanien als Stewardess in Erscheinung oder auch als Dompteurin von Flöhen. Denn diese sind bekanntlich auch Zirkustiere. Klar, dass da der Floh auch mal einen kurzen Abstecher ins Publikum macht, bevor er schließlich seinen Vierfachsalto hinlegt, den eh keiner aus dem Publikum sieht.
All die anderen flogen über Kästen, schlugen Salti, fuhren mit dem Einrad Formation, jonglierten mit Bällen, Kegeln und Ringen bis hin zum Jonglierorchester mit Dirigentin, sodass es keine Sekunde langweilig wurde. Im Gegenteil: Was auch bei einem „richtigen“Zirkus durchaus vorkommt, nämlich Pleiten, Pech und Pannen, passierte den Nachwuchsakrobaten sehr selten und wenn, was soll’s schon. Das gehört so.
Zwei Stunden gingen so wortwörtlich wie im Fluge vorbei, und wer nicht genug hatte, konnte am Samstagabend noch einmal in den Zirkus Bogy gehen und schauen, ob sich Jonas und Denise auch noch einmal finden und die Versuche von ihrem Vater und dem smarten Tom, das Ganze zu hintertreiben wieder fehlschlugen. Aber wenn der kleine Polizist mit den Handschellen ebenso fit war wie am Freitag, sollte einem Happy End auch beim zweiten Mal nichts entgegen stehen.