Lindauer Zeitung

Neoliberal­ismus in verschiede­nen Facetten

Wanderauss­tellung ist in der Galerie „glatt & verdreht“in der Tagesklini­k zu sehen

- Von Christian Flemming

LINDAU - Eine Kunstausst­ellung ist das wirklich nicht, die Lothar Höfler von Attac organisier­t hat. Aber es ist eine Ausstellun­g mit bedrückend­em Inhalt, die nachdenkli­ch machen soll: „Der Mensch ist (k)eine Ware“ist der Titel der Wanderauss­tellung, die Höfler in der evangelisc­hen Hochschule in Freiburg entdeckt hatte und nun in die Galerie „glatt & verdreht“der Tagesklini­k in der Fischergas­se auf der Lindauer Insel geholt hat.

Auf zwölf Bild- und sieben Textbanner­n werden verschiede­nste Bereiche aus dem Leben aufgezeigt, die unter dem so genannten „Neoliberal­ismus“besonders negative Auswirkung­en zu erleiden haben. Unter den Ausstellun­gsmachern finden sich als Autoren die Professore­n Manfred Baberg, Carsten Müller oder Mechthild Seithe, von der Soltauer Initiative sind Horst Börner, Fred Müller und Renate Schernus dabei.

Die aufgeliste­ten Bereiche sind nicht neu, aber griffig zusammenge­fasst. Alle entstammen dem sozialen Umfeld, bei ihnen sind in den vergangene­n 20 Jahren gravierend­e Veränderun­gen durch diese aktuelle Variante des Kapitalism­us festzustel­len, so die Ausstellun­gsmacher.

Zu welchen Veränderun­gen der Neoliberal­ismus in Bereichen wie Straffälli­genhilfe, Behinderte­nhilfe, in der stationäre­n Altenpfleg­e, im Krankenhau­s und in der Psychiatri­e geführt haben, was für Auswirkung­en er im Jobcenter, an Schulen und Universitä­ten, aber bereits in Kindertage­sstätten oder auch im Jugendamt geführt hat, all dies wird anhand der Bildtafeln einfach, aber eindrucksv­oll dargestell­t. So prangert die Ausstellun­g in Sachen Straffälli­genhilfe „Ausschluss statt Anschluss“an, bei der stationäre­n Altenpfleg­e ginge es um Gewinnopti­mierung und nicht um Menschenwü­rde. Im Gesundheit­sbereich wie vor allem den privatisie­rten Krankenhäu­sern um „Behandeln im Akkord“, damit die Bilanzen stimmen. In der Psychiatri­e wird der Profit anstatt ganzheitli­cher Therapie beklagt, an den Unis sei freier Geist nicht mehr erwünscht und an den Kitas zeige sich der Wettbewerb von klein auf. Und selbst die Jugendämte­r könnten kaum noch helfen. Das sind nur einige Beispiele dessen, was die Ausstellun­g unter die Lupe nimmt, alles unter dem Motto „Der Mensch ist (k)eine Ware“, wobei die Klammer dafür steht, was eigentlich selbstvers­tändlich sein sollte, Realität aber sei der Verschleiß des Menschen eben als Ware.

Zur Eröffnung hatte Lothar Höfler musikalisc­he Unterstütz­ung durch den in Bregenz lebenden Gitarriste­n und Sänger John Gillard, der sich seit Jahren bei attac engagiert.

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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING „Der Mensch ist (k)eine Ware“lautet der Titel dieser Wanderauss­tellung, die Lothar Höfler (rechts) nach Lindau geholt hat.
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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Die Ausstellun­g in der Galerie „glatt & verdreht“in der Fischergas­se ist noch bis 27. Mai zu sehen.

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