Neoliberalismus in verschiedenen Facetten
Wanderausstellung ist in der Galerie „glatt & verdreht“in der Tagesklinik zu sehen
LINDAU - Eine Kunstausstellung ist das wirklich nicht, die Lothar Höfler von Attac organisiert hat. Aber es ist eine Ausstellung mit bedrückendem Inhalt, die nachdenklich machen soll: „Der Mensch ist (k)eine Ware“ist der Titel der Wanderausstellung, die Höfler in der evangelischen Hochschule in Freiburg entdeckt hatte und nun in die Galerie „glatt & verdreht“der Tagesklinik in der Fischergasse auf der Lindauer Insel geholt hat.
Auf zwölf Bild- und sieben Textbannern werden verschiedenste Bereiche aus dem Leben aufgezeigt, die unter dem so genannten „Neoliberalismus“besonders negative Auswirkungen zu erleiden haben. Unter den Ausstellungsmachern finden sich als Autoren die Professoren Manfred Baberg, Carsten Müller oder Mechthild Seithe, von der Soltauer Initiative sind Horst Börner, Fred Müller und Renate Schernus dabei.
Die aufgelisteten Bereiche sind nicht neu, aber griffig zusammengefasst. Alle entstammen dem sozialen Umfeld, bei ihnen sind in den vergangenen 20 Jahren gravierende Veränderungen durch diese aktuelle Variante des Kapitalismus festzustellen, so die Ausstellungsmacher.
Zu welchen Veränderungen der Neoliberalismus in Bereichen wie Straffälligenhilfe, Behindertenhilfe, in der stationären Altenpflege, im Krankenhaus und in der Psychiatrie geführt haben, was für Auswirkungen er im Jobcenter, an Schulen und Universitäten, aber bereits in Kindertagesstätten oder auch im Jugendamt geführt hat, all dies wird anhand der Bildtafeln einfach, aber eindrucksvoll dargestellt. So prangert die Ausstellung in Sachen Straffälligenhilfe „Ausschluss statt Anschluss“an, bei der stationären Altenpflege ginge es um Gewinnoptimierung und nicht um Menschenwürde. Im Gesundheitsbereich wie vor allem den privatisierten Krankenhäusern um „Behandeln im Akkord“, damit die Bilanzen stimmen. In der Psychiatrie wird der Profit anstatt ganzheitlicher Therapie beklagt, an den Unis sei freier Geist nicht mehr erwünscht und an den Kitas zeige sich der Wettbewerb von klein auf. Und selbst die Jugendämter könnten kaum noch helfen. Das sind nur einige Beispiele dessen, was die Ausstellung unter die Lupe nimmt, alles unter dem Motto „Der Mensch ist (k)eine Ware“, wobei die Klammer dafür steht, was eigentlich selbstverständlich sein sollte, Realität aber sei der Verschleiß des Menschen eben als Ware.
Zur Eröffnung hatte Lothar Höfler musikalische Unterstützung durch den in Bregenz lebenden Gitarristen und Sänger John Gillard, der sich seit Jahren bei attac engagiert.